
Klima und Gesundheit: Risiken erkennen, Chancen nutzen
Gesund leben heißt mehr als Sport und ausgewogene Ernährung – auch unsere Umwelt beeinflusst unsere Gesundheit maßgeblich. Erfahren Sie, wie eng Klimawandel und Gesundheit miteinander verwoben sind, welche Herausforderungen uns bevorstehen und wie wir aktiv für ein gesünderes Lebensumfeld sorgen können.

Das erwartet Sie
Gesundes Umfeld – gesunder Mensch
Saubere Luft, ausreichend Grünflächen, wenig Lärm und der Zugang zu gesunden Lebensmitteln fördern unser Wohlbefinden und senken Krankheitsrisiken.
Klimaschutz ist Gesundheitsschutz
Ein stabiles Klima reduziert Umweltbelastungen – und ein gesunder Lebensstil trägt aktiv zum Klimaschutz bei.
Aktiv werden
Gesund leben bedeutet auch: bewusster konsumieren, aktiv unterwegs sein und gesünder wohnen – das stärkt uns und schützt unsere Umwelt.
Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und erholsamer Schlaf – nach diesem Rezept nehmen sich viele Menschen ein gesundes Leben vor. Doch unsere Gesundheit hängt nicht nur von unserem Lebensstil ab. Sie ist untrennbar mit der Welt verbunden, in der wir leben.
Bewegung fällt uns leichter, wenn die Luft sauber ist und Bäume Schatten spenden. Wir schlafen besser, wenn wir bei offenem Fenster frische Luft und natürliche Geräusche wahrnehmen. Unsere Umwelt bestimmt mit, ob wir gesund leben können.
Doch was passiert, wenn Hitzewellen, Lärm und Luftverschmutzung zunehmen? Wenn Wetterextreme unser Zuhause gefährden? Bereits 2009 schrieb die Fachzeitschrift The Lancet, der Klimawandel sei die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert.
Wie der Klimawandel unsere Gesundheit beeinflusst
Hitzebedingte Erkrankungen
Das Klima erwärmt sich. In Wien gab es 2024 rekordverdächtige 52 Hitzetage mit über 30 °C – früher waren es nur 8. Auch die Nächte bleiben zunehmend heiß. Besonders für ältere Menschen, Kinder und chronisch Kranke sind Hitzeperioden eine ernsthafte Belastung. Hitze kann Schlaf stören, Kreislaufprobleme und Atemwegserkrankungen auslösen oder bestehende Leiden verschärfen. Das Austrian Panel on Climate Change rechnet mit jährlich 400 Hitzetoten bis 2030 – bis 2050 könnten es bereits 1.000 sein.
Luftschadstoffe
Treibhausgase aus Verkehr, Industrie und Gebäudeheizung gehen oft mit Luftschadstoffen wie Feinstaub, Stickoxiden oder Schwefeldioxid einher. Diese erhöhen das Risiko für Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Leiden und bestimmte Krebsarten.
Mehr Pollen, stärkere Allergien
Steigende Temperaturen verlängern die Pollensaison und führen zu einer zunehmenden Verbreitung von hochallergenen Pflanzen wie Ambrosia (auch Ragweed genannt). Besonders aggressiv wirken Pollen in Kombination mit Luftschadstoffen. Die Folgen sind eine Zunahme und Verstärkung von Atemwegserkrankungen wie Asthma und Heuschnupfen - vor allem in städtischen Gebieten.
Der Klimadialog-Podcast: Was hat die Klimakrise mit den Pollen zu tun, Katharina & Maximilian Bastl?
Neue Infektionsrisiken
Milde Winter und feuchte Sommer ermöglichen die Ausbreitung neuer Krankheitsüberträger. Zecken und Stechmücken – etwa die Asiatische Tigermücke – können Krankheiten wie FSME, Borreliose oder Dengue-Fieber verbreiten. Gelangen durch Hochwasser Keime ins Grundwasser, kann dies zu bakteriellen Infektionen führen.
Extremwetter belastet auch psychisch
Extreme Wetterereignisse wie Starkniederschläge, Stürme und Dürren werden durch den Klimawandel häufiger und intensiver. Das statistische Risiko für Leib und Leben ist für uns Menschen vergleichsweise gering – auch wenn jeder durch Extremwetter verursachte Unfall oder Todesfall einer zu viel ist.
Neben physischen Gefahren drohen auch psychische Belastungen: Verlust von Zuhause oder Lebensgrundlage kann Traumata, Angststörungen und Depressionen auslösen.
Gesundheit und Klimaschutz: Hand in Hand und doppelt wirksam
Ein stabiles Klima ist eine grundlegende Voraussetzung für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Umgekehrt wirkt sich ein gesundheitsbewusster Lebensstil positiv auf das Klima aus. Wer beispielsweise in einer Stadt lebt, die sichere Radwege und viele Grünflächen bietet, oder sich überwiegend pflanzlich ernährt, profitiert gleich doppelt: Die Umwelt wird geschont – und die eigene Gesundheit gestärkt. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von sogenannten „Co-Benefits“.
Nicht alles liegt in unserer eigenen Hand. Unsere Gesundheit profitiert am stärksten dort, wo Klimaschutz konsequent umgesetzt wird – etwa durch kluge Stadtplanung und den Umstieg auf saubere Energieformen.
Weitblick in der Raumplanung
Verkehrschaos oder lebenswerte Stadt der kurzen Wege? Ob wir saubere Luft atmen, der Sommerhitze durch ausreichend Grünflächen entkommen oder uns sicher und gerne zu Fuß oder mit dem Rad bewegen – all das hängt maßgeblich von unserer gebauten Umwelt ab. Lebe ich in der Stadt oder auf dem Land? Gibt es sichere Rad- und Fußwege? Wie hoch ist die Lärmbelastung? Bieten Parks und Bäume genug Schatten und Erholung im Sommer? Je besser Klimaschutz in die Stadt- und Landschaftsplanung integriert ist, desto größer ist der gesundheitliche Nutzen für uns alle.
Saubere und sichere Energie
Unsere Atemluft wird nicht nur vom Verkehr vor der Haustür beeinflusst, sondern auch davon, wie wir heizen und welche Energiequellen wir nutzen. Wenn Elektroautos Benzin- und Dieselmodelle ersetzen und Gebäude mit erneuerbarer statt fossiler Energie beheizt werden, verbessert sich die Luftqualität spürbar. Weniger Feinstaub, weniger Schadstoffe – und ein positiver Nebeneffekt: Auch die Aggressivität von Pollen nimmt ab.
Was Sie für sich tun können – und dabei auch dem Klima helfen
In anderen Bereichen haben wir mehr Entscheidungsspielraum und können aktiv uns und dem Klima etwas Gutes tun:
Körperliche Aktivität zählt zu den wirksamsten Maßnahmen, um Gesundheit und Wohlbefinden langfristig zu erhalten. Der Fonds Gesundes Österreich empfiehlt Erwachsenen wöchentlich 150 bis 300 Minuten Bewegung mit mittlerer Intensität – oder alternativ 75 bis 150 Minuten intensivere Aktivität – zur Förderung der Ausdauer. Zusätzlich wird empfohlen, an mindestens zwei Tagen pro Woche gezielt die Muskulatur zu stärken.
Im Alltag ist das jedoch nicht immer leicht umzusetzen: Viele Menschen verbringen einen Großteil des Tages im Sitzen und legen durchschnittlich nur ein bis zwei Kilometer zu Fuß zurück. Am besten lässt sich Bewegung in den Alltag integrieren – etwa, indem wir mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren. Ist der Weg zu weit, genügt es oft schon, eine Haltestelle früher auszusteigen und den Rest zu Fuß zu gehen.
Schon kleine Veränderungen machen sich bezahlt: Regelmäßige Bewegung verbessert die körperliche Fitness, stärkt das Herz-Kreislauf-System, unterstützt den Stoffwechsel und hilft, Übergewicht und chronischen Erkrankungen vorzubeugen.
Auch die Psyche profitiert: Bewegung wirkt stimmungsaufhellend, baut Stress ab, fördert einen erholsameren Schlaf und trägt so zu einem insgesamt besseren Lebensgefühl bei.
Eine ausgewogene Ernährung ist eine zentrale Säule für Gesundheit und Wohlbefinden. Entscheidend ist, dass wir über die Nahrung alle wichtigen Nährstoffe sowie bioaktive Substanzen wie Ballaststoffe und Antioxidantien aufnehmen – sie unterstützen zahlreiche Körperfunktionen und fördern die Gesundheit auf vielfältige Weise.
Ballaststoffe wirken sich positiv auf die Verdauung aus, helfen bei der Regulierung von Blutfettwerten und Blutdruck und tragen so zur Vorbeugung chronischer Erkrankungen bei. Vitamine – insbesondere A, C und E – schützen unsere Zellen vor oxidativem Stress und stärken das Immunsystem. Bioaktive Substanzen finden sich vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln. Daher gilt: Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sollten täglich auf dem Speiseplan stehen.
Auch der Fleischkonsum spielt eine wichtige Rolle. Zwar liefert Fleisch hochwertiges Eiweiß und wichtige Nährstoffe, doch zu viel davon – insbesondere rotes und verarbeitetes Fleisch – kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten deutlich erhöhen. In Österreich liegt der Fleischkonsum aktuell bei rund 1,1 Kilogramm pro Person und Woche – das ist etwa dreimal so viel wie empfohlen. Das Gesundheitsministerium rät bei einer nicht-vegetarischen Ernährung zu zwei kleinen Portionen magerem Fleisch oder Fisch pro Woche.
Wer diese Empfehlungen im Alltag berücksichtigt, tut nicht nur dem eigenen Körper etwas Gutes, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Rund 30 % der Treibhausgasemissionen in Österreich gehen auf unsere Ernährung zurück. Besonders belastend ist Rindfleisch: Die Produktion eines Kilogramms verursacht im Schnitt etwa 13 Kilogramm Treibhausgasemissionen.
Ein gut gedämmtes Zuhause, moderne Heizsysteme und der Umstieg auf erneuerbare Energien reduzieren nicht nur CO₂-Emissionen, sondern verbessern auch das Wohnklima. Weniger Feuchtigkeit und eine bessere Luftqualität in Innenräumen verringern das Risiko für Atemwegserkrankungen und beugen Schimmelbildung vor.
Auch in heißen Sommermonaten macht sich klimagerechtes Bauen und Sanieren bezahlt: Mit effektiver Dämmung und baulichen Maßnahmen, die Hitze draußen halten, sinkt der Hitzestress in Wohnräumen deutlich – das schützt unsere körperliche und psychische Gesundheit.
Fazit
Klimaschutz ist also auch Gesundheitsschutz. Und umgekehrt: Wenn wir in ein gesundes Leben mit Bewegung, gesunder Ernährung, einem zukunftsfitten Blick auf unseren Wohnraum und bewussterem Konsum investieren, dann profitiert auch das Klima.
2015 ergänzte The Lancet deshalb seine Aussage von 2009 und schrieb: „Der Klimawandel ist die größte Chance für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert.“ Nutzen wir diese Chance – für unsere Gesundheit und für das Klima. Schon kleine Veränderungen im Alltag können Großes bewirken.