Reparatur im Fokus: Was auf EU-Ebene passiert, um Geräte zukunftsfitter zu machen
Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum Ihre Stromrechnung so hoch ist? Oder warum Ihre Waschmaschine nach nur drei Jahren kaputtgeht? Die Reparaturfreundlichkeit und die Energieeffizienz elektronischer Geräte sind nicht nur für Sie wichtig, sondern auch für die Umwelt. Die Europäische Union (EU) hat deshalb bereits vor vielen Jahren Maßnahmen ergriffen, um den Energieverbrauch zu regulieren und umweltfreundlichere beziehungsweise langlebige Produkte zu fördern.
Rechtliche Grundlagen
Zwei wichtige Instrumente dafür sind die Energieverbrauchskennzeichnung mit dem Energieeffizienzlabel und die Verordnungen für Ecodesign (deutsch: Ökodesign). Diese Regeln gelten europaweit einheitlich, mit dem Ziel, Produkte wie Haushaltsgeräte, Beleuchtungsmittel und Heiz- sowie Klimaanlagen umweltfreundlicher zu machen. In Zukunft soll auch die Reparaturfreundlichkeit von Produkten weiter in den Fokus gerückt werden.
Energiekennzeichnung
Das EU-Energieeffizienzlabel fördert seit mittlerweile 30 Jahren die Entwicklung innovativer, energieeffizienter Produkte und soll als Unterstützung bei der Geräteauswahl dienen. Das Label hilft Ihnen, den Energieverbrauch elektronischer Geräte zu verstehen und einfach zu vergleichen. Es basiert auf einer Skala von A bis G, wobei A (grün) die energieeffizienteste und G (rot) die ineffizienteste Klasse darstellt. Anhand der Kennzeichnung können Sie leicht erkennen, welche Geräte weniger Energie verbrauchen und somit umweltfreundlicher sind als andere. Seit ihrer Einführung hat die Energiekennzeichnung dazu beigetragen, den Markt für elektronische Geräte zu verändern, da die Hersteller:innen dazu angeregt wurden, energieeffizientere Produkte zu entwickeln. Durch den Kauf energieeffizienter Geräte können Sie nicht nur Energie sparen und ihre Geldbörse schonen, sondern auch helfen, das Klima zu schützen.
Ökodesign
Die aktuelle EU-Ökodesign-Rahmenverordnung ist am 18. Juli 2024 in Kraft getreten und ersetzt die bisherige Richtlinie. Ziel ist es, Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg umweltfreundlicher, energieeffizienter, reparierbarer und kreislauffähiger zu gestalten.
Die neue Verordnung erweitert den bisherigen Geltungsbereich erheblich: Sie erfasst nahezu alle Produktgruppen außer Lebensmitteln, Arzneimitteln und lebenden Organismen. Für diese Gruppen sollen in den kommenden Jahren produktspezifische Verordnungen entwickelt werden, die unter anderem Anforderungen an Materialwahl, Energieverbrauch, Reparaturfähigkeit, Langlebigkeit, Recyclingfähigkeit und den Einsatz umweltschädlicher Stoffe regeln.
Ein zentrales Instrument ist der Digitale Produktpass (DPP): Er liefert über einen QR-Code am Produkt wichtige Informationen zu Materialien, Herkunft, CO₂-Bilanz, Reparaturanleitungen und Entsorgung. Dadurch sollen Konsument:innen fundierte Entscheidungen treffen und Reparaturbetriebe gezielter arbeiten können.
Die ersten Produktgruppen, die von der neuen Verordnung erfasst werden, sind Textilien, Stahlprodukte sowie elektronische Geräte wie Smartphones und Tablets. Ziel ist es, Umweltwirkungen während des gesamten Lebenszyklus zu reduzieren und Innovationen für nachhaltiges Produktdesign zu fördern. Hersteller:innen sollen motiviert werden, neue Technologien zu entwickeln, um die Energieeffizienz zu maximieren und gleichzeitig Abfall und umweltschädliche Stoffe zu reduzieren oder gänzlich zu beseitigen.
Synergetische Wirkung
Solange es keine Regulierung gibt, können Produkte ohne besondere Anforderungen auf den Markt gebracht werden. Durch die Einführung von Ökodesign-Vorschriften wird ein Minimalstandard festgelegt, den alle erfüllen müssen. Dadurch werden alle Produkte, die diese Schwelle nicht erreichen, vom Markt genommen. Gleichzeitig steigt die durchschnittliche Effizienz aller verbleibenden Produkte. Das ist der eigentliche Effekt von Ökodesign. Die Einführung der Energiekennzeichnung hat den Markt für die effizientesten Geräte zusätzlich gestärkt.
Während also die Ökodesign-Verordnungen die ineffizientesten Produkte vom Markt ausschließen, bewertet das Energieeffizienzlabel die zugelassenen Produkte, um die Kaufentscheidungen der Verbraucher:innen auf die effizientesten Produkte zu lenken. Dadurch erhöht sich die durchschnittliche Effizienz aller Produkte auf dem EU-Markt.
Ausblick
Die Energieverbrauchskennzeichnung und die Ökodesign-Verordnungen haben bereits dazu beigetragen, den Markt für elektronische Geräte zu verändern und umweltfreundlichere Produkte zu fördern. Die EU arbeitet laufend daran, diese Instrumente zu verbessern und an neue technologische Entwicklungen anzupassen:
- Neues Label von A bis G: Im Jahr 2021 wurde die alte Skala weitgehend durch die neue Skala von A bis G ersetzt. Künftig werden alle kennzeichnungspflichtigen Produktkategorien mit den Buchstaben A bis G bewertet, die veraltete Kennzeichnung mit A+++ gehört dann endgültig der Vergangenheit an. Das 2021 eingeführte Kennzeichnungssystem gilt bereits für Geschirrspüler, Kühl- und Gefriergeräte, Waschmaschinen und Waschtrockner, Wäschetrockner, Fernseher und Monitore sowie Leuchten. Für weitere Produktkategorien wie Klimaanlagen, Heizkessel und Photovoltaikmodule ist das neue Label in Vorbereitung und soll in den nächsten Jahren angewandt werden.
- Neue Labels für Kochgeräte: Auch für Kochgeräte gibt es bereits erste Gesetzesentwürfe. Im Fokus stehen die Gerätegruppen Backöfen, Kochfelder und Dunstabzugshauben. Die Verordnungen sind bereits so weit ausgearbeitet, dass sie demnächst fertiggestellt werden können.
- Labels für PCs und Notebooks: Auch für diese Produktgruppen soll ein neues Label eingeführt werden. Bisher gibt es für PCs und Notebooks kein EU-Energieeffizienzlabel. Das neue EU-Label soll künftig die Energieeffizienz, den Energieverbrauch sowie einen Hinweis auf die Reparierbarkeit in Form eines Reparaturindex enthalten.
- Label für Smartphones und Tablets: Für Smartphones und Tablets gibt es seit Juni 2025 ein EU-Energielabel. Im Vergleich zu bestehenden Labels für andere Produktkategorien hat dieses die Besonderheit, dass auch Aspekte der Reparierbarkeit und Langlebigkeit abgebildet werden.
- Ähnliche Reparaturkennzahlen beziehungsweise eine Darstellung der Reparierbarkeitsklassen sollen in Zukunft für die meisten Produktgruppen mit Energielabel entwickelt werden.
Durch die Zusammenarbeit von Verbraucher:innen, Hersteller:innen und Regierungen können wir gemeinsam einen positiven Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung leisten. Mit dem Bestreben, nicht nur die Effizienz zu steigern, sondern auch auf Reparierbarkeit und Ressourcenschonung zu achten, werden weitere wichtige Schritte in Richtung eines zukunftsfitten Gerätemarkts gesetzt.