Bewegung im Alltag bringt uns allen was
Gesundheit, Klimaschutz und Mobilität sind eng miteinander verbunden: Wer in Bewegung bleibt, stärkt Herz, Muskeln und Wohlbefinden. In diesem Artikel erfahren Sie, warum Bewegung neben der eigenen Gesundheit auch so wichtig für den Klimaschutz ist – und wie Sie mehr Aktivität ganz einfach in Ihren Alltag integrieren können.
Das erwartet Sie
Luftschadstoffe:
Feinstaub und Stickstoffdioxid sind gesundheitsschädlich und verursachen in Österreich jährlich Tausende vorzeitige Todesfälle.
Aktive Mobilität:
Gehen und Radfahren reduziert den Straßenverkehr und damit auch die Emissionen von Feinstaub und Stickoxiden.
Radfahren:
Radeln entlastet Gelenke, kräftigt die Rückenmuskulatur und wirkt sich positiv auf die psychische Gesundheit aus.
Gehen:
Regelmäßige Bewegung stärkt das Herzkreislauf-System und reduziert das Risiko für chronische Erkrankungen.
Während die klimarelevanten Treibhausgasemissionen in vielen Sektoren seit 1990 gesunken sind, bildet der Verkehrssektor eine Ausnahme: Laut Erhebungen des Umweltbundesamts kam es hier zu einem Anstieg um 48 Prozent. Die Belastung ist unter anderem dem vermehrten motorisierten Individualverkehr zuzuschreiben.
Viele Autofahrten im Alltag sind überraschend kurz: Fast jede zweite Strecke ist unter fünf Kilometer lang. Genau hier liegt eine Chance für mehr Gesundheit und Klimaschutz: Stellen Sie sich vor, Sie fahren an einem sonnigen Morgen nicht mit dem Auto, sondern mit dem E-Bike ins Büro. Anstatt im Stau zu stehen, genießen Sie frische Luft, kommen wach und entspannt an und sparen dabei Emissionen, die sonst in die Atmosphäre gelangen würden.
Wie Sie sich im Alltag fortbewegen, wirkt sich direkt auf Ihre Gesundheit und auch auf das Klima aus, und bietet viele Chancen für positive Veränderungen. Wer zu Fuß geht oder mit dem Rad unterwegs ist, stärkt nicht nur Herz, Kreislauf und Psyche, sondern bewegt sich auch klimafreundlich. Im Gegensatz dazu verursacht der motorisierte Verkehr mehr Schadstoffe, die unsere Luft verschmutzen. Doch gerade kurze Strecken lassen sich oft leicht umweltfreundlich zurücklegen.
Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Gesundheit
Verbrennungsmotoren stoßen nicht nur Treibhausgase wie CO2 aus, sondern auch Feinstaub und Stickoxide. Beide sind in erhöhter Konzentration gesundheitsschädlich. Stickoxide, häufig als NOₓ abgekürzt, umfassen mehrere gasförmige Verbindungen aus Stickstoff- und Sauerstoffatomen. Die bedeutendsten Vertreter dieser Stoffgruppe sind Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO₂). Diese Verbindungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Luftschadstoffen, da sie zur Bildung von Feinstaub sowie bodennahem Ozon beitragen.
Gut zu wissen: Laut der Europäischen Umweltagentur sterben in Österreich jährlich rund 6.100 Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftschadstoffen wie Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahem Ozon. Das entspricht etwa 69 Todesfällen pro 100.000 Einwohner:innen.
Eine Untersuchung des Umweltbundesamtes im Jahr 2024 hat ergeben, dass die Grenzwerte an 107 von 147 Stickoxid-Messstellen in Österreich überschritten wurden. Stickoxide (NOx) können zu einer Beeinträchtigung der Lungenfunktion und zu Atemwegserkrankungen (z.B. Bronchitis) führen, vor allem bei Kindern und älteren Personen. Bei anhaltender Belastung nimmt die Anzahl der Herzinfarkte zu und allergische Reaktionen der Atemwege (z. B. Atembeschwerden, Heuschnupfen und Asthma) werden verstärkt.
Stickoxide können außerdem zur Bildung von bodennahem Ozon beitragen. Die Belastung kann vor allem an heißen Tagen hoch sein. Eine besonders hohe Konzentration kann zu Reizerscheinungen der Augen und zu Atemwegsbeschwerden, wie Husten sowie zu Kopfschmerzen führen.
Gut zu wissen: Dieselfahrzeuge sind zu 90 Prozent für die Stickoxid-Belastung verantwortlich. Eine Reduzierung der Verbrennungsmotoren auf Österreichs Straßen würde daher unmittelbar zu einer geringeren Belastung führen und das Klima schonen.
Darüber hinaus reagieren Stickoxide aus dem Verkehr in der Luft mit anderen Stoffen und bilden dabei beispielsweise Feinstaub.
Feinstaub ist für das menschliche Auge unsichtbar und dringt tief in unsere Körper ein. Bei starker Belastung kann dies zu Atemwegs- und Kreislauferkrankungen, Einbußen der Lungenfunktion bis hin zu Lungenkrebs sowie zu Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkten führen. Besonders schädlich ist Ultrafeinstaub, da er tief bis in die Alveolen (Lungenbläschen) eindringen und somit in den Blutkreislauf gelangen kann. Besonders betroffen sind Kinder. Eine schlechte Luftqualität kann Ihre kognitive Entwicklung stören und zu Atemwegserkrankungen, Allergien und Fettleibigkeit führen. Aber auch ältere Menschen sind anfälliger für Atemwegserkrankungen. Eine erhöhte Konzentration von Ultrafeinstaub tritt vor allem an verkehrsreichen Standorten wie stark befahrenen Straßen und Flughäfen auf. Laut Umweltbundesamt wurden in der Nähe des Flughafens Wien in Mannswörth sehr hohe Konzentrationen gemessen. Weniger Flug- und Straßenverkehr wäre aus gesundheitlichen Gründen für die Bevölkerung in unmittelbarer Umgebung von Vorteil und gleichzeitig werden Treibhausgase reduziert.
In Österreich ist nahezu jede Person (99,8 % der Bevölkerung) Feinstaub ausgesetzt. Im Zuge einer Untersuchung des Umweltbundesamtes wurde bei fast allen Feinstaubmessstellen der von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte maximale Grenzwert überschritten. Die Auswirkungen auf die Gesundheit zeigen sich auch anhand der Kosten in unserem Gesundheitssystem: Eine Studie von CE Delft kam zu dem Schluss, dass mit jedem Prozent Steigerung des Pkw-Verkehrs die Kosten um 0,5% anwachsen.
Gut zu wissen: Durch mehr aktive Mobilität, Tempolimits, die Förderung von E-Mobilität und die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs kann der Feinstaubbelastung effektiv entgegengewirkt werden und klimaschädliche Treibhausgase reduziert werden.
So stärken Sie Herz, Kreislauf und Psyche durch mehr Bewegung und schonen das Klima
Vielleicht haben auch Sie das Gefühl, dass Sie sich aufgrund von Job und Alltagsstress zu wenig bewegen. Damit sind Sie nicht allein, denn nur 47 % der Österreicherinnen und Österreicher (48 % der Männer und 45 % der Frauen) erreichen die ausdauerbezogenen Mindestempfehlungen für körperliche Aktivität. Im Durchschnitt sitzen Österreicher:innen täglich rund 5,3 Stunden. Erkrankungen wie Diabetes oder Adipositas sind auf dem Vormarsch, da wir uns im Durchschnitt zu wenig bewegen. Dabei würden laut Weltgesundheitsorganisation bereits 2,5 Stunden Bewegung pro Woche ausreichen, um Ihre Gesundheit zu bewahren und sogar zu verbessern. Für Kinder wird eine weitere Stunde empfohlen. Egal, ob Sie zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen gehen: 2,5 Stunden lassen sich leicht in den Alltag integrieren, indem Sie beispielsweise mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen. Laut der Österreichischen Gesundheitskasse haben Menschen, die sich ausreichend bewegen, ein um 20 bis 30 Prozent geringeres Risiko, schwer zu erkranken. Das Schöne daran: Sie fördern nicht nur Ihre eigene Gesundheit, sondern senken gleichzeitig die CO₂-Emissionen und Luftschadstoffe, wenn Sie das Auto stehen lassen. Jeder aktiv zurückgelegte Kilometer bedeutet also weniger Belastung fürs Klima – und mehr Lebensqualität für uns alle.
Im Alltag zu Fuß gehen macht fit
Lediglich die Hälfte der Österreicher:innen geht täglich mindestens zehn Minuten und nur knapp ein Viertel erreicht die Bewegungsempfehlung der WHO von 150 Minuten an mindestens zwei Tagen pro Woche. Oft reichen jedoch 20 Minuten zügiges Gehen oder 4.000 bis 7.000 Schritte pro Tag aus, um einen Großteil dieser Empfehlung zu erreichen. Innerhalb von 20 Minuten bzw. 2,5 Kilometern können viele in der näheren Umgebung liegende Ziele zu Fuß erreicht werden, wodurch sich die gesundheitsrelevanten Bewegungsempfehlungen erreichen lassen. Tägliche Bewegung senkt das Risiko für verschiedene Krankheiten, allen voran für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs. Außerdem können Sie Übergewicht und Erkrankungen des Bewegungsapparats vorbeugen und die psychische Gesundheit dankt es Ihnen auch. Gehen an der frischen Luft steigert außerdem Ihre Konzentrationsfähigkeit, verbessert die Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden. Ganz nebenbei können Sie Sonne und Vitamin D tanken, das für einen gesunden Stoffwechsel und ein starkes Immunsystem wichtig ist.
Wie Sie mit Radfahren Ihre Gesundheit effektiv stärken
Wenn Sie aktiv zur Arbeit radeln, sind Sie im Schnitt zwei Tage weniger krank als Ihre autofahrenden Kolleginnen und Kollegen. Tägliches Radfahren senkt also das Risiko krank zu werden und beugt außerdem Übergewicht vor. Neben diesem persönlichen Gewinn leisten Sie außerdem einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, da bei jeder Fahrt mit dem Fahrrad Treibhausgase und Luftschadstoffe eingespart werden.
Gut zu wissen: Es gibt viele Möglichkeiten das Radfahren in Ihren Alltag zu integrieren – egal, ob Sie zur Arbeit, zu Freund:innen, zur Familie oder einfach in den Supermarkt fahren. In unserer Rubrik „Radfahren” finden Sie alle nötigen Informationen zu E-Bikes, Transporträdern, Falträdern sowie Tipps, wie Sie diese am besten in Ihren Alltag integrieren können.
Vor allem das ständige Sitzen im Büro kann zu dauerhaften Rückenschmerzen führen. Radfahren ist eine gelenkschonende Sportart, die sich positiv auf Ihre Wirbelsäule auswirken kann. Durch das gleichmäßige Treten werden die tief liegenden Muskeln entlang der Wirbel gestärkt, wodurch der Rücken stabiler wird. Gleichzeitig lockern sich dabei oft muskuläre Verspannungen. Wenn Sie regelmäßig aufs Rad steigen, idealerweise ergänzt durch gezielte Gymnastikübungen, können Sie aktiv Rückenschmerzen vorbeugen und die Entstehung chronischer Beschwerden reduzieren.
Achten Sie auf folgende Sitzhaltung, um Ihren Rücken zu schonen:
- Ergonomische Sitzhaltung: Eine Oberkörperneigung von etwa 15 bis 20 Grad nach vorne ist optimal. Diese Haltung entlastet den Rücken und aktiviert die Rumpfmuskulatur, der Körperschwerpunkt liegt dabei günstig über den Pedalen.
- Die gleichmäßige Tretbewegung stärkt besonders die untere Rückenmuskulatur und unterstützt die Stabilität im Bereich der Lendenwirbelsäule.
- Je weiter der Oberkörper geneigt ist, desto mehr Kraft können Sie aufs Pedal bringen, vorausgesetzt, Ihre Rückenmuskulatur ist ausreichend trainiert.
- Eine aktive Rückenhaltung schützt Ihre Bandscheiben vor Überlastung und wirkt gegen Rückenschmerzen vorbeugend.
- Stöße durch unebene Straßen können Sie durch die Beine abfedern, was zusätzlich zur Entlastung der Wirbelsäule beiträgt.
Das gleichmäßige Treten in die Pedale sorgt dafür, dass Ihre Lunge mit ausreichend Sauerstoff gefüllt wird. Es kräftigt außerdem Ihre Atemmuskulatur und verbessert die Ventilation Ihrer Lunge. Das schützt Sie vor Infekten. Wenn Sie generell von einer dauerhaften Atemwegserkrankung wie chronischer Bronchitis oder Asthma betroffen sind, empfiehlt gesundheit.gv.at regelmäßiges Radfahren. Das ist eine wichtige Ergänzung zur Therapie.
Obwohl das E-Bike oft als weniger gesund eingestuft wird als das Fahrrad, zeigen Studienergebnisse das Gegenteil: Die durchschnittliche Herzfrequenz von Radfahrer:innen und E-Bike-Fahrer:innen unterscheidet sich kaum. Gerade für Anfänger:innen oder Menschen mit Vorerkrankungen ist das E-Bike somit eine gute Alternative. Eine Studie der Medizinischen Hochschule Hannover und der Leibniz Universität zeigt außerdem, dass regelmäßiges E-Bike-Fahren das Risiko für einen Herzinfarkt um 40 Prozent und für Krebs um 30 Prozent senkt, jenes für Stoffwechselerkrankungen sogar um 50 Prozent. Zudem verbessert Radfahren die Denkleistung und baut Stress ab. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, später an Demenz oder Alzheimer zu erkranken.
Wenn Sie viel sitzen, beansprucht das Ihre Gelenke. Radfahren wirkt dem durch seine zyklischen Bewegungsabläufe entgegen und sorgt für einen guten Ausgleich zwischen den Bewegungen von Knien, Hüften und Schultern. Beim Radfahren bewegen Sie Ihre Beine gleichmäßig und fließend. Diese rhythmische Bewegung fördert die Durchblutung und versorgt den Gelenksknorpel optimal mit Nährstoffen und Sauerstoff. Das wirkt sich positiv auf Ihre Gelenksgesundheit aus und kann helfen, Arthrose vorzubeugen. Selbst wenn bereits eine Arthrose im Knie- oder Hüftgelenk vorliegt, ist Radfahren in vielen Fällen weiterhin möglich und oft sogar empfehlenswert, da es die Gelenke entlastet und sie beweglich hält.
Eine umfangreiche Untersuchung mit über 378.000 Menschen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren aus den Regionen rund um Edinburgh und Glasgow hat Folgendes ergeben: Menschen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit pendeln, haben ein deutlich geringeres Risiko, aufgrund psychischer Erkrankungen behandelt werden zu müssen. In den untersuchten Städten lag die Verschreibungsrate entsprechender Medikamente bei Radpendlern rund ein Drittel niedriger als bei Personen, die andere Verkehrsmittel nutzten.
- Herzkrankheiten: Regelmäßiges, moderates Radfahren kann das Fortschreiten einer koronaren Herzerkrankung verlangsamen. E‑Bikes helfen dabei, eine gleichmäßige Belastung zu halten und Spitzen zu vermeiden.
- Bluthochdruck: Radfahren senkt langfristig den Blutdruck und eignet sich, weil sich Intensität und Tempo gut dosieren lassen. Vor Beginn sollte man aber ärztlich prüfen lassen, wie stark man sich belasten darf.
- Arthrose: Durch die gleichmäßige Bewegung werden Knie- und Hüftgelenke geschont und besser durchblutet. Wichtig ist eine korrekte Radeinstellung, um Beschwerden zu vermeiden.
- Rückenprobleme: Die Tretbewegung stärkt die tiefe Rückenmuskulatur und entlastet die Wirbelsäule. Eine passende Sitzhaltung und ein ergonomischer Sattel sind entscheidend, um Schmerzen vorzubeugen.
- Typ-2-Diabetes: Bereits wenige Stunden Radfahren pro Woche senken das Risiko für diese Erkrankung deutlich. Bei bereits Erkrankten kann es helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
- Adipositas (starkes Übergewicht): Radfahren kurbelt den Fettstoffwechsel an und ist gelenkschonend.
- Multiple Sklerose: Fahrradfahren erhält die Mobilität und die Muskelkraft, wenn das Gehen schwieriger wird. Dreiräder oder E‑Bikes machen das Training sicherer und komfortabler.
- Morbus Parkinson: Radfahren kann die Stimmung und Beweglichkeit verbessern, auch bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf. Dreiräder verringern zusätzlich die Sturzgefahr.
- Venenleiden (Krampfadern): Die regelmäßige Bewegung aktiviert die Muskelpumpe und verbessert den Blutfluss in den Beinen. Bereits kurze tägliche Fahrten wirken vorbeugend.
- Demenz: Radfahren trainiert die Muskulatur und die Balance und fördert soziale Kontakte. Bei fortschreitender Erkrankung sind Tandems, Trikes oder Heimtrainer sichere Alternativen.
Gesundheit und Klima durch aktive Mobilität gemeinsam schützen
Wenn wir uns im Alltag für aktive Mobilität, also zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren, entscheiden, leisten wir nicht nur einen Beitrag zu unserer eigenen Fitness und psychischen Gesundheit, sondern auch zum Schutz des Klimas. Weniger motorisierter Verkehr bedeutet weniger Luftschadstoffe und Treibhausgasemissionen, und damit bessere Luft für uns alle. Dieser doppelte Gewinn zeigt: Was unserem Körper guttut, hilft gleichzeitig unserer Umwelt. Schon kleine Veränderungen im Mobilitätsverhalten können also eine große Wirkung entfalten, für Sie persönlich und für die Gesellschaft insgesamt.