Handlungsempfehlungen Schul- und Kindergartenwege

Wie können Schul- und Kindergartenwege gesundheits- und umweltfreundlicher gestaltet werden?

Schaffen Sie Raum zum Zu-Fuß-Gehen und Radfahren

Regelmäßiges Bewegen an der frischen Luft stärkt das Immunsystem. Schülerinnen und Schüler sollten daher so oft wie möglich zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen oder gebracht werden. Es ermöglicht Schülerinnen und Schülern auch gemeinsam den Weg zur Schule zurückzulegen. Ist die freiwillige Radfahrprüfung bestanden, dürfen Kinder ab der 4. Klasse Volksschule allein, also unbegleitet, mit dem Fahrrad fahren. Nicht alle Radverkehrsanlagen sind jedoch ausreichend dimensioniert, um wachsende Radverkehrsströme aufzunehmen. Gleiches gilt für Gehwege. Daher haben verschiedene Städte im In- und Ausland damit begonnen, Flächen für den Fuß- und Radverkehr temporär zu vergrößern. Weltweite Beachtung und vielfache Nachahmung fand dabei die Einrichtung von temporären geschützten Radfahrstreifen, sogenannter „Pop up Radwege“ in Berlin. Deren Regelpläne „zur temporären Einrichtung und Erweiterung von Radverkehrsanlagen“ wurden für Wien übernommen. Die neuen Radverkehrsanlagen entstanden dabei auf den äußeren Kfz-Fahrspuren beziehungsweise auf geeigneten Kfz-Parkspuren. Die Umsetzung erfolgte mit Standardbaustellenabsicherungen. Nicht überall stehen Flächen wie in Wien und Berlin zur Verfügung, sodass andere Maßnahmen erforderlich sind, um den zunehmenden Radverkehr sicher abzuwickeln. In Frage kommen beispielsweise

  • Geschwindigkeitsbeschränkungen
  • Einbahnstraßen (ausgenommen Radfahrende), um mehr Platz für Gehende und Radfahrende zu erzielen
  • Straßen mit temporärem Fahrverbot (Schulstraßen, „Coole Straßen“ in Wien)
  • Durchlasssperren oder Vollsperrungen für den Kfz-Verkehr

Auch Gehwege sind häufig zu schmal. Gerade zu Schulbeginn sind rund um Schulen viele Zu-Fuß-Gehende unterwegs. Sofern Kfz-Parkplätze vorhanden sind, können dort Halteverbote angeordnet werden. So erhalten Zu-Fuß-Gehende mehr Raum. Weiters bietet es sich an, Fußwege abseits der Autostraßen attraktiver zu gestalten. Bei Fuß- und Radwegen sollte überprüft werden, inwieweit künstliche Engstellen beseitigt beziehungsweise entschärft werden können.

Machen Sie das Umfeld sicherer

Kfz-Elterntaxis führen bereits seit langem zu Problemen im Umfeld von Kindergärten und Schulen. 

Schulstraßen

Um fehlerhaftes Fahren, Parken und Gefährdungen durch Kfz-Führende wurden Schulstraßen eröffnet. Hier wird zu Schulbeginn und -ende die Straße im unmittelbaren Umfeld für den Kfz-Verkehr gesperrt. Mehr Infos: klimaaktivmobil.at/schulstrasse

Elternhaltestellen

Weiters wurden Elternhaltestellen abseits der Bildungsstätten eingerichtet. Diese Methoden verringern die Gefährdungen für Gehende sowie Radfahrende und vermeiden chaotische Verkehrsverhältnisse. Gleichzeitig können die mit dem Auto gebrachten Kinder zumindest noch die letzte Etappe selbstständig und aktiv zurücklegen. Die Kfz-Bring- und Abholzone soll dabei etwa 300 Meter entfernt liegen. Noch weitere Entfernungen sind empfehlenswert. Kfz-Parkplätze innerhalb der autofreien Schulzonen werden dabei gesperrt oder zu Fahrradabstellplätzen umgewidmet. Fahrradparkplätze und Bushaltestellen sollten innerhalb der autofreien Schulzonen liegen. Diese Schulzonen müssen den Anrainerinnen und Anrainern, den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern kommuniziert werden. Zusätzlich sind begleitende Kontrollen hilfreich, beziehungsweise sogar notwendig.

Fahrradparksituation verbessern

Infolge des zunehmenden Radverkehrs reichen unter Umständen die bestehenden Fahrradparkplätze nicht aus. Mittels mobiler Anlehnbügel kann das Fahrradparkangebot flexibel vergrößert werden. Um den Schülerinnen und Schülern auch die Nutzung von qualitativ hochwertigen Fahrrädern zu ermöglichen, sollten gegebenenfalls abgeschlossene Bereiche oder Bewachungsangebote erwogen werden.

Tretroller/Miniscooter/Mico-Scooter

Tretroller sind ein beliebtes Verkehrsmittel für den Schulweg. Auch dafür sollten Abstellanlagen in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, damit Tretroller nicht zu Stolperfallen werden.

Bonussysteme motivieren zu aktiver Mobilität

Mittels Bonussystemen und Wettbewerben wird das Radfahren und Zu-Fuß-Gehen gefördert und die Verkehrsmittelwahl positiv beeinflusst. Zusätzlich kann der Ankauf von Transporträdern oder Kinderfahrrädern von der Gemeinde finanziell unterstützt werden. Wettbewerbe werden von Gemeinden, Schulen oder Kindergärten gestartet. Kinder und Jugendliche, die zu Fuß oder mit dem Rad zur Bildungseinrichtung kommen, können am Bonussystem oder am Wettbewerb teilnehmen. So erarbeiten sich Klassen mittels Punktesystemen besondere Preise und Belohnungen oder treten gegeneinander an. Um dabei Kinder und Jugendliche aus dem ländlichen Gebieten und mit größeren Entfernungen nicht zu benachteiligen, können diese beispielsweise ebenfalls Punkte sammeln. Dazu müssen sie Bring- und Abholzonen nutzen, die mehrere hundert Meter entfernt eingerichtet werden.

Klimameilen-Kampagne

Für Kindergärten und Volksschulen eignet sich die Klimameilen-Kampagne www.klimameilen.at. Hier finden Lehrpersonen vorgefertigte Sammelpässe und Aktionsbausteine.

Österreich radelt

Die Aktion „Österreich radelt“ bietet sich für Unter- und Oberstufe an: www.radelt.at. Gemeinden, Betriebe, Vereine und Schulen können sich bei "Österreich radelt" als Veranstalter anmelden. Die Teilnahme ist über die Homepage oder die App kostenfrei möglich.

Weitere Maßnahmen

Pedibus - Eine sehr sinnvolle und begrüßenswerte Maßnahme für gesunde Bewegung im Alltag der Kinder

Beim Pedibus wird eine Gruppe von Kindern von einer oder mehreren Aufsichtsperson/en zu Fuß in den Kindergarten oder zur Schule begleitet. An vereinbarten „Haltestellen" können Kinder zu bestimmten Uhrzeiten in diese Begleitung aufgenommen werden.

Empfohlen werden maximal 5 Kinder pro Begleitperson, die feste Bezugsgruppen bilden sollen. Der Pedibus wird österreichweit umgesetzt und bietet eine sinnvolle Art, den Kindergarten- beziehungsweise Schulweg zu bewältigen und die aktive Bewegung beziehungsweise das gesundheitliche Wohlbefinden zu fördern. Er bietet sich als Alternative zu Fahrgemeinschaften in einem  motorisierten Fahrzeug an. Die Einrichtung einer Telefonkette, um die Aufgabe des Pedibusses an eine andere erwachsene Person zu delegieren ist empfohlen. 

Bring- und Abholzone für Fahrrad-Elterntaxis einplanen

In unmittelbarer Nähe zur Bildungseinrichtung sollen Bring- und Abholzonen für Fahrrad-Elterntaxis eingerichtet werden. Diese sollten grundsätzlich näher als Bring- und Abholzonen für Kfz-Elterntaxis liegen.

Kinder und Jugendliche im Umweltverbund stärken

Möglichst viele Kinder und Jugendliche sollen ihre Schul-, Kindergarten- oder Freizeitwege zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Denn dies fördert die Bewegung, ist gut für das Klima und wichtig für die Gesundheit. Dazu sind sichere und komfortable Wege und Routen für Zu-Fuß-Gehende und Radfahrende sowie gute Angebote im öffentlichen Verkehr notwendig. Machen Sie sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vertraut. Die Sommermonate vor Schulbeginn bieten sich an, den Schulweg zu üben. Beachten Sie jedoch, dass der Sommerfahrplan sich vom Fahrplan zu Schulbeginn unterscheidet.

Herzlichen Dank für die Mitarbeit an: Veronika Bayer-Balint (Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz), DI Martin Eder (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie), Mag.a Dr.in Lisa Gugglberger (Gesundheit Österreich GmbH), Robert Lender (Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend), Dr.in Gabriele Matzinger (Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend), DI Robert Thaler (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie), DIin Petra Völkl (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie), Adelheid Weber, MSC (Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz), DIin Petra Winkler (Gesundheit Österreich GmbH)

Veröffentlicht am 17.07.2024

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Maria Zögernitz Klimabündnis Österreich
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