Persönliche Komfortsteigerung ohne technische Kühlung

Thermischer Komfort ist eine persönliche, subjektive Wahrnehmung. Er kann technisch nicht beschrieben werden, wiewohl es mehrere erprobte Indikatoren gibt, die eine gute Annäherung an das „generelle Behaglichkeitsempfinden“ darstellen. Diese Strategien zur Herstellung des individuellen Komforts ohne den Einsatz einer technischen Kühlung sind Gegenstand dieses Artikels.

Nachfolgend finden Sie konkrete Handlungsanleitungen: Was können Sie selbst tun? Als Nutzer:innen von Wohnungen oder Büroräumen. Als Hauseigentümer:innen und als Verantwortliche für Immobilienbestände oder auch für Außenräume.

In jedem Handlungsfeld finden Sie eine Übersichtstabelle mit einer Kennzeichnung der Wirksamkeit der Maßnahme; getrennt nach Wohnen und Büro sowie nach Bestand und Neubau. Darin bedeuten:

  • Drei Kreuze (+++) bezeichnen sehr wirksame Maßnahmen
  • Zwei Kreuze (++) bezeichnen durchschnittlich wirksame Maßnahmen
  • Ein Kreuz (+) bezeichnet mäßig wirksame Maßnahmen

Die Klammer (…) weist darauf hin, dass die Maßnahme – ungeachtet ihrer Wirksamkeit – in konkreten Situationen möglicherweise nur schwer umzusetzen sein könnte.

Maßnahmen zur Komfortsteigerung
Maßnahme Bestand Wohnen Bestand Büro Neubau Wohnen Neubau Büro
Luft zirkulieren lassen +++ +++ +++ +++
Innenraum „bepflanzen“ + + + +
Sommerlich kleiden +++ (+++) +++ (+++)
Aufenthaltsort und Tagesablauf ++ ++ ++ ++

Luft zirkulieren lassen

Bewegte Luft kühlt, weil sie die Verdunstung auf unserer Haut erleichtert. Auch dann, wenn sie selbst gar nicht kühl ist. Diesen Effekt kennen wir alle. Und er ist sehr wirksam. Luftbewegung ist ein starker Einflussfaktor auf das menschliche Komfortempfinden. Bereits eine Luftbewegung von weniger als einem Meter pro Sekunde – das entspricht der Geschwindigkeit des Zu Fuß Gehens – bewirkt eine Erhöhung der Temperaturtoleranz um ca. drei Grad Celsius. Und die Luftbewegung kann auch – z.B. mit Ventilatoren – individuell hergestellt werden.

  • Geben Sie – solange es draußen deutlich wärmer ist als drinnen – Ventilatoren den Vorzug gegenüber dem Lüften durch geöffnete Fenster. Denn durch die Fenster kommt zwar die kühlende Luftbewegung auf Ihre Haut, aber vor allem auch die Hitze in die Räume.
  • Achten Sie beim Kauf von Ventilatoren auf Qualitätsmerkmale wie deren Lautstärke, die Energieeffizienz und Regelbarkeit.

Innenraum "bepflanzen"

Pflanzen sind eine natürliche und angenehme Möglichkeit, ohne technische Kühlung eine persönliche Komfortsteigerung in Innenräumen zu erreichen. Sie geben über ihre Blätter Feuchtigkeit ab, was zu einer natürlichen Verdunstung führt. Dieser Prozess erhöht die Luftfeuchtigkeit und erzeugt so eine kühlende Wirkung. Platzieren Sie Pflanzen in der Nähe von Fenstern oder Türen, um von den natürlichen Luftbewegungen zu profitieren. Pflanzen filtern zudem Schadstoffe aus der Luft und produzieren Sauerstoff, was die Luftqualität zusätzlich verbessert.
Insgesamt ist die physikalisch-thermische Wirkung von Pflanzen aber gering.

  • Umgeben Sie sich in Ihren Aufenthaltsräumen mit Pflanzen, sofern Ihnen das zusagt. Pflanzen haben zwar eine eher geringe Kühlwirkung, viele Menschen scheinen aber in der Nähe von insbesondere baum- oder strauchähnlichen Zimmerpflanzen die Hitze des Sommers subjektiv leichter ertragen zu können.

Sommerlich kleiden

Die Anpassung der Kleidung an die Umgebungsbedingungen ist eine sehr wirksame und vor allem unmittelbar anwendbare Maßnahme zur Schaffung eines thermischen Komforts. Der Wechsel von klassischer Business- auf sommerliche Kleidung verringert die subjektiv empfundene Temperatur um rd. drei Grad Celsius und erhöht zusätzlich die kühlende Wirkung bei einer bereits geringen Luftbewegung.

Die Anpassung der Kleidung an das persönliche Empfinden ist ein wichtiger Baustein des erneuerbaren Kühlens. Das Thema ist insbesondere in Büro-, aber auch in öffentlichen Gebäuden, wie auch (öffentlichen) Verkehrsmitteln von großer Bedeutung.

  • Erlauben Sie sich und anderen sommerliche Kleidung – auch im beruflichen Umfeld.

Aufenthaltsort und Tagesgestaltung

Die Wahl des Aufenthaltsraums und die Anpassungen der Tagesgestaltung bei Hitze ist eine höchst effektive Strategie zur persönlichen Komfortsteigerung. Etwa die Verlegung von (körperlichen) Tätigkeiten in die Tagesränder. Oder der Verzicht auf bestimmte Aktivitäten während extremer Hitzeperioden, wie auch der bewusste Ortswechsel in kühlere Räumlichkeiten.

Eine bekannte Maßnahme zur hitzegerechten Lebensgestaltung ist z.B. die „Siesta“ in südlichen Ländern: Die Arbeiten werden während der heißesten Stunden des Tages eingestellt. Die Zeit wird zum Ausruhen/Schlafen genutzt. Die Tätigkeiten werden an den Tagesrand verschoben. Insgesamt bleibt die tägliche Dauer von Schlaf und Aktivität aber in etwa gleich.

Den Strategien zur hitzegerechten Lebensgestaltung sind aber auch kulturelle Grenzen gesetzt. Geregelte Arbeitszeiten etwa. Doch auch „kulturelle Vereinbarungen“ können angepasst werden. Gestaltungsspielräume sollten – vor allem in Hitzeperioden und wo immer möglich – jedenfalls genutzt werden. Die Einhaltung einer Siesta ist dafür eine durchaus taugliche Alternative.

  • Passen Sie – wenn immer es die Umstände erlauben – Ihren Tagesrhythmus aus aktiven und Ruhephasen, dem Temperaturverlauf eines Sommertages an.
  • Versuchen Sie, die heißen Nachmittagsstunden von anstrengenden Tätigkeiten frei zu halten und diese Zeit stattdessen für Ruhepause zu nutzen.

Resümee

Für die persönliche Komfortsteigerung bei Hitze (ohne technische Kühlung) gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Es geht darum – sofern die von außen auferlegten Zwänge nicht zu groß sind – Neues auszuprobieren. Sei es den Tagesablauf neu zu gestalten, die Business gegen sommertaugliche Kleidung zu tauschen oder Pflanzen in den Innenräumen aufzustellen.

Veröffentlicht am 19.03.2024