Außenräume klimafit gestalten

Klimafitte Außenräume sind Bereiche im Freien, die an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst sind. Die klimafitte Gestaltung von Außenräumen ist die grundlegendste Aufgabe auf dem Weg zur klimafitten Kühlung. Folgende Strategien stehen zur Verfügung.

Nachfolgend finden Sie konkrete Handlungsanleitungen: Was können Sie selbst tun? Als Nutzer:innen von Wohnungen oder Büroräumen. Als Hauseigentümer:innen und als Verantwortliche für Immobilienbestände oder auch für Außenräume.

In jedem Handlungsfeld finden Sie eine Übersichtstabelle mit einer Kennzeichnung der Wirksamkeit der Maßnahme; getrennt nach Wohnen und Büro sowie nach Bestand und Neubau. Darin bedeuten:

  • Drei Kreuze (+++) bezeichnen sehr wirksame Maßnahmen
  • Zwei Kreuze (++) bezeichnen durchschnittlich wirksame Maßnahmen
  • Ein Kreuz (+) bezeichnet mäßig wirksame Maßnahmen

Die Klammer (…) weist darauf hin, dass die Maßnahme – ungeachtet ihrer Wirksamkeit – in konkreten Situationen möglicherweise nur schwer umzusetzen sein könnte.

Maßnahmen für Außenräume
Maßnahme Bestand Wohnen Bestand Büro Neubau Wohnen Neubau Büro
Bäume und Sträucher pflanzen (+++) (+++) +++ +++
Dächer und Fassaden begrünen (++) ++ ++ ++
Balkone, Loggien und Terrassen begrünen + + + +
Wasserreservoirs schaffen (++) (++) ++ ++
Hitzeinseln reduzieren, Flächen entsiegeln (++) (++) ++ ++
„Kühle“ Oberflächen schaffen (++) (++) ++ ++

Bäume und Sträucher pflanzen

Die Integration von Grünflächen, Bäumen und Pflanzen in Außenräumen ist eine effektive Strategie, um das Mikroklima zu verbessern. Sie spenden Schatten, reduzieren die Umgebungstemperatur und erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Grünflächen absorbieren Regenwasser und reduzieren das Risiko von Überschwemmungen. Sie sind wirksame Klimaregulatoren, binden CO2 und tragen langfristig zum Klimaschutz bei.

  • Veranlassen Sie – wo immer sie können – die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern.
  • Achten Sie auf eine standortgerechte und vor allem hitze- und trockenresistente Auswahl der Baum- und Straucharten.
  • Achten Sie auf einen ausreichenden Wurzelraum für die Bäume und Sträucher.

Dächer und Fassaden begrünen

Während sommerlicher Hitzeperioden verbessern begrünte Dächer und Fassaden die Außenraumbedingungen. Sie absorbieren Sonnenstrahlen, reduzieren die Hitzeentwicklung und tragen zur Kühlung der Umgebung bei. Zwar spenden sie keinen Schatten wie es Bäume tun, aber ebenso wie diese sorgen sie mit Ihrer Wasserspeicherung und Wasserverdunstung für eine Kühlung der Außenluft und mindern die Überhitzung dicht verbauter Gebiete. Fassadengrün beschattet die Wände und kühlt beim Lüften die Zuluft.

  • Veranlassen Sie – wo immer Sie können – die Begrünung von Dächern und Fassaden.
  • Informieren Sie sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen.
  • Übergeben Sie die Planung und Ausführung von Bauteilbegrünungen an konzessionierte Fachfirmen und informieren Sie vorab über deren Referenzprojekte.

Balkone, Loggien und Terrassen begrünen

Begrünte Balkone, Loggien und Terrassen können kühle Oasen in Hitzeperioden sein; insbesondere inmitten der heißen Stadt. Vor allem aber sind begrünte Balkone, Loggien und Terrassen zu vielen Tages- und Jahreszeiten wertvolle Zufluchtsstätten; ergänzend zum Wohnraum.

  • Begrünen Sie Ihren Balkon, Ihre Loggia oder Ihre Terrasse.
  • Achten Sie auf eine hitze- und trockenresistente Auswahl der Pflanzenarten.
  • Treffen Sie Vorkehrung für die Bewässerung, auch wenn die Wohnung längere Zeit unbewohnt sein sollte.
  • Sichern sie die Begrünung verlässlich gegen das Herunterfallen – auch bei Sturm.

Wasserreservoirs schaffen

Ein effizientes Wassermanagement ist entscheidend, um mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen. Regenwasser-Rückhaltesysteme wie Regenwasser-Zisternen oder begrünte Dächer helfen, Regenwasser zu speichern und zu nutzen. Durchlässige Oberflächen wie Rasengittersteine oder Kieswege ermöglichen eine bessere Versickerung und reduzieren das Risiko von Überschwemmungen. Brunnen, Bachläufe, Becken oder Sprühnebel sind – insbesondere in Verbindung mit Pflanzen – äußerst wertvolle Elemente einer klimawirksamen Außenraumgestaltung. Wasserräume im Außenraum schafft an heißen Sommertagen Zufluchtsorte. Sozial wertvoll ist Wasser immer. Klimatisch am wirksamsten ist Wasser in Verbindung mit Schatten.

  • Veranlassen oder fördern Sie – wo immer Sie können – den Einsatz von Wasser im Außenraum: sei es als Brunnen, als Bachlauf, als Pool oder als Sprühnebel.
  • Beachten Sie unbedingt Sicherheitsaspekte und Wartungserfordernisse sowie Genehmigungs- und Gestaltungspflichten.

Hitzeinseln reduzieren, Flächen entsiegeln

Speziell das städtische Umfeld mit seinen wärmespeichernden Materialien, mit dem kleinen Anteil an Grünflächen, mit seiner Behinderung von Luftbewegung und den zahlreichen technischen Wärmequellen weist meist ein deutlich wärmeres Sommerklima auf als die Umgebung der Städte oder ländliche Gebiete.

Die städtischen Hitzeinseln entstehen durch die Absorption und Speicherung von Wärme in Gebäuden, Betonflächen und Straßen (generell in „versiegelten“ Flächen). Klimafitte Außenräume sollten daher Materialien verwenden, die wenig Wärme absorbieren, wie z.B. spezielle Beschichtungen oder helle Oberflächen. Schattenspendende Strukturen wie Pergolen oder Sonnensegel können ebenfalls helfen, die Hitzebelastung zu reduzieren.

Asphaltierte oder betonierte Flächen sind Hitzeinseln: Sie speichern Sonnenenergie. Sie verhindern die Wasserspeicherung des Bodens. Sie zerstören darüber hinaus jedes Bodenleben. Jede „Entsiegelung“ / jeder Schutz solcher Flächen ist ein unersetzlicher Beitrag hin zu klimafitten Außenräumen.

  • Unversiegelter Boden ist ein hoch wirksamer Klimaregulator.
  • Veranlassen Sie – wo immer sie können – den Abbruch versiegelter, wasserundurchlässiger Bodenabdeckungen.
  • Verhindern Sie – wo immer Sie können – die Neuversiegelung von Flächen: Unversiegelter, biologisch produktiver Boden ist ein hochgradig gefährdetes und - wenn einmal verloren – nahezu unwiederbringliches Gut.

Kühle Oberflächen schaffen

Unter Sonnenschein erwärmen sich alle Oberflächen. Wie sehr sie sich erwärmen und wann sie die aufgenommene Wärme wieder abgeben, hängt ganz wesentlich von der Farbe der Oberflächen ab. Auch von der Wasserdurchlässigkeit und ebenso von der Art des thermischen Kontakts auf der sonnenabgewandten Seite der Oberfläche. Helle Oberflächen nehmen deutlich weniger Sonnenenergie auf als dunkle. Sie reflektieren einen Großteil der auftreffenden Sonnenenergie und bleiben dadurch deutlich kühler als gleich orientierte dunkle Flächen.

  • Gestalten Sie – wo immer sie können – sonnenexponierte Oberflächen in hellen, aber nicht blendend reflektierenden Farben.
  • Lassen Sie befestigte Wege oder Stellplätze mit versickerungsfähigen Belägen, mit direktem Bodenkontakt und ebenfalls in hellen Farben ausführen.
  • Erkundigen Sie sich nach „Cool Coatings“. Das sind Oberflächenbeschichtungen, die einerseits das (kurzwellige) Sonnenlicht stark reflektieren, die aber gleichzeitig die (langwellige) Wärmestrahlung sehr effektiv abstrahlen.

Resümee

Allgemein sollten klimafitte Außenräume so gestaltet sein, dass sie widerstandfähig gegenüber extremen Wetterereignissen wie Stürmen, Hitzewellen oder Dürren sind. Dies kann durch den Einsatz robuster Materialien, durch eine angepasste Vegetation und eine gute Entwässerung erreicht werden. Zum Beispiel können Pflanzen ausgewählt werden, die trockenheitsresistent sind und wenig Wasser benötigen.

Die Strategien können – je nach Standort und spezifischen Anforderungen – angepasst werden. Die Zusammenarbeit von Stadtplanern, Architekten, Landschaftsarchitekten und der Gemeinschaft ist entscheidend, um klimafitte Außenräume zu schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden und gleichzeitig den Herausforderungen des Klimawandels standhalten.

Veröffentlicht am 19.03.2024