OV-Fiets in den Niederlanden: Wie Leihfahrräder die Mobilität fördern und der Gesellschaft nutzen

Das Fahrradverleihsystem der niederländischen Bahn beweist, dass umweltfreundliche Mobilität nicht nur praktisch, sondern auch gesellschaftlich profitabel ist. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die positiven Effekte wie verbesserte Erreichbarkeit, weniger Verkehrsstaus und gesundheitliche Vorteile die Kosten für das Verleihsystem deutlich überwiegen.

Verbindung von öffentlichem Verkehr und Fahrrad

Das OV-Fiets ist ein Fahrradverleihsystem in den Niederlanden, das von der niederländischen Eisenbahngesellschaft NS (Nederlandse Spoorwegen) betrieben wird. Der Name „OV-Fiets“ setzt sich zusammen aus „OV“ für „öffentlicher Verkehr“ und „Fiets“ für „Fahrrad“. Das System ermöglicht es, Fahrräder an vielen Bahnhöfen auf einfache Weise auszuleihen und an jedem anderen Bahnhof mit einer OV-Fiets-Station zurückzugeben. Das System ist besonders praktisch als Ergänzung von öffentlichen Verkehrsmitteln für Pendler:innen als auch für Tourist:innen.

Über 5 Millionen Fahrten pro Jahr

Die Anzahl der Nutzer:innen von OV-fiets steigt stetig an. Während 2008 noch 50.000 Menschen im Besitz einer Dauerkarte waren, liegt die Anzahl im Jahr 2024 bei 900.000 Nutzer:innen, die jährlich etwa 5 Millionen Fahrten damit unternehmen. Das System hat sich als eine der beliebtesten Ergänzungen zum öffentlichen Nahverkehr etabliert, vor allem für die „letzte Meile“ zwischen Bahnhof und Zielort.

Vor allem Zugreisende greifen für die Strecke zum Bahnhof vermehrt auf das Fahrrad zurück. Im Durchschnitt kommen fast 40 Prozent aller Zugreisenden mit dem Rad zum Bahnhof. Die Strecke ab dem Zielbahnhof wird dann sehr oft mit OV-fiets-Rädern zurückgelegt. Durch die Nutzung des Sharing-Angebots ersparen sich Niederländer:innen den Transport des eigenen Fahrrads.

Derzeit sind rund 22.000 Leih-Fahrräder in fast 300 Standorten im Einsatz. Die wichtigsten Bahnhöfe, Bus- und U-Bahn-Haltestellen sowie P+R Standorte sind abgedeckt.

OV-E-Bike im Probebetrieb

Seit Kurzem werden an einigen Standorten auch E-Bikes getestet. Derzeit stehen an vier Bahnhöfen im Land 30 E-Bikes zur Verfügung. So sollen auch längere Distanzen zurückgelegt werden können. Nach einem Probebtrieb soll das Angebot evaluiert werden. Bei großer Popularität könnten E-Bikes ein fixer Bestandteil des Leihsystems werden.

Gesellschaftliche Vorteile überwiegen die Kosten

Eine Studie an der TU Delft zeigt, dass die gesellschaftlichen Vorteile des OV-Fiets die Kosten rechtfertigen. Die Methodik der Studie berücksichtigt 19 verschiedene Faktoren, darunter sowohl direkte Effekte wie gesparte Zeit durch weniger Verkehrsstaus als auch indirekte Effekte, wie verbesserte Luftqualität und gesundheitliche Vorteile. Im untersuchten Zeitraum 2003 bis 2024 stellt die bessere Erreichbarkeit von Zielen den größten Nutzen dar (50% der Vorteile), gefolgt von verringertem Verkehrsaufkommen (26%) und verbesserter Gesundheit (23%). In jedem der drei untersuchten Szenarien weist das Fahrradverleihsystem ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis aus. Im ausgewogenen Szenario beträgt dieses Verhältnis 1,5 – das bedeutet, dass der Nutzen für die Gesellschaft um 50 Prozent höher liegt als der Kostenaufwand.

Die Investitionskosten machen 75% der Gesamtkosten aus, gefolgt von Kosten für die verkehrssicherheit in der Höhe von 10% der Gesamtkosten. Der Betrieb des Systems verzeichnete in den ersten Jahren Verluste während das Ergebnis in letzter Zeit zwischen Gewinnen und Verlusten schwankt, sich also als finanziell tragfähig erweist. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit staatlicher Unterstützung in den Anfangsjahren als auch im Falle externer belastender Ereignisse wie der Corona-Pandemie.

Veröffentlicht am 05.12.2024