Nominierung: Wohnanlage Obere Amtshausgasse Wien

Gebäudeart

Umfassende Sanierung von 3 Zinshäusern aus dem Jahr 1889 mit Zubau und Dachausbau

Energiekennzahl

55,9 kWh/m²a (vorher: 147,2 kWh/m²a)

Bauherr

Ulreich Bauträger GmbH

Architektur

DANESHGAR ARCHITECTS und Gassner & Partner Baumanagement GmbH

Energieplanung

Ing. Robert Gassner

Nutzung

Innerstädtisches Mehrfamilienwohnhaus mit 50 Wohneinheiten im Eigentum

Gebäudeart

Umfassende Sanierung von drei Zinshäusern aus dem Jahr 1889 mit Zubau und Dachausbau

Fertigstellung

2005 (1889)

Energiekennzahlen

HWB: 55,9 kWh/m2a (vorher: 147,2 kWh/m2a, Einsparung 91,3 kWh/m2a = 62%)

Energiesystem

Wechsel von 70 Einzelöfen zu Zentralheizung mit Fernwärme, Raumthermostate mit Nachtabsenkung, Wandheizungen, die auf das Nutzungsverhalten abgestimmt wurden Baubiologie und Nutzungskomfort Wiederverwendung von Abbruchmaterialien, Einsatz von schadstoffarmen Baustoffen in den Innenräumen, Netzfreischaltung in den Schlafräumen, Nutzbarmachung und Gestaltung der Freiräume, Sonnenschutz durch starre Lamellen, Schallschutzmessung

Architektur

Die Wohnviertel der Gründerzeit in Wien wie in anderen Städten bilden ein riesiges Reservoir für Sanierungen, um thermisch und funktionell ineffiziente, räumlich kompakte Bausubstanz in wohnliche Stadtteile umzuwandeln. Das Grätzel in Margareten hat lokal den höchsten Ausländeranteil, die meisten Substandardwohnungen und den niedrigsten Anteil an Grünflächen. Der Umbau betraf drei desolate Häuser mit winzigen Wohnungen, veralteten Heizungen und einem Hof ohne Grün. Die neue Erschließung mit Liften und hofseitigen Laubengängen, einem Spielgarten über der kleinen Tiefgarage, intensiver Begrünung der Hoffassaden mit sichtgeschützten, neuen Balkonen und Loggien für alle Wohnungen sowie die Umwandlung des Dachraumes in Maisonetten mit Terrassen und Pflanzentrögen bilden ein urbanes Ambiente, das auch durch »trendige« Details und hochwertige Nutzung des Sockels in die Umgebung ausstrahlt.

Otto Kapfinger

Energie und Ökologie

Den Vorarlbergern sagt man Baukultur nach. In Wien ist seit jeher Platz für Vielfalt. Was ein persischer Architekt aus drei durchschnittlichen Zinskasernen in einem mäßig attraktiven Innenstadtbereich gemacht hat, hat einiges mit Nachhaltigkeit zu tun. So kann Wohnen im dicht verbauten Stadtgebiet wieder zur Alternative zur Abwanderung in den Speckgürtel werden. Finanzierbar sind derartige Projekte allerdings meist nur mit Aufstockungen, wovon hier in durchaus provokanter Weise Gebrauch gemacht wurde. Einstimmig fällt das Urteil über den attraktiven, grünen und gern genutzten Innenhof aus, eine echte Oase im fünften Bezirk. Für die Gebäude wurde Fernwärme herbeigeschafft, was in der Großstadt sehr sinnvoll ist. Leider werden mit einem Fernwärmeanschluss durch das derzeit übliche Abrechnungssystem keine Anreize für weitergehende Energieeffizienz gegeben. Bezüglich der Energie-Performance dieser Modernisierung gibt es nichts Überdurchschnittliches hervorzuheben, Fassadendämmungen wurden nur angebracht, wo keine gegliederte Fassade vorhanden war. Dennoch, vergleicht man das, was vorher war, mit dem jetzigen Wohnangebot, so bekommt man einen Eindruck, was für eine spannende Herausforderung die nachhaltige Altbaumodernisierung ist.
Johannes Fechner

Veröffentlicht am 07.03.2014