Aus einem internationalen Wettbewerb gingen die Architekten Chaix & Morel et associés (Paris) und Arch. DI Christian Pichler (Wien) als Sieger hervor. Sie haben als wesentliches architektonisches Merkmal die Photovoltaik-Anlagen mit fast 150 kWp auf den Flachdächern von Hauptgebäude und Zubau als „fünfte Fassade“ konzipiert. Mit den Bauarbeiten wurde im Februar 2018 begonnen, die Fertigstellung erfolgte im Dezember 2019.
Das Gebäudeensemble besteht aus spürbar artverwandten Teilen: Einfache, quaderförmige Baukörper greifen ineinander und nehmen die Baufluchten des Umfelds auf. Die Piazza wurde für Passanten, Beschäftigte und Konferenzbesucher geöffnet. Ein an das Hochhaus anschließendes Nebengebäude mit sieben oberirdischen Geschoßen wurde abgerissen. An dessen Stelle wurden Zubauten errichtet, die ein Restaurant und ein Konferenzzentrum beherbergen. Jährlich werden hier etwa 3000 Weiterbildungsveranstaltungen durchgeführt.
Das sanierte Bestandsgebäude ist eine Stahlbetonkonstruktion, bestehend aus 16 oberirdischen und drei unterirdischen Geschossen mit einer Gesamt-Bruttogeschoßfläche von ca. 25.750 m2. Es stehen 465 Büroarbeitsplätze zur Verfügung.
Die Gebäudehülle wurde vom Erd- bis ins 3. Obergeschoß durch eine energetisch optimierte Pfosten-Riegelfassade ersetzt. Die darüberliegenden Geschoße erhielten eine Element-Doppelfassade mit hinterlüfteter Prallscheibe, die vor starken Winden schützt. Der sommerliche Wärmeeintrag wird durch Außenverschattung mittels gewölbten und perforierten Raffstores, die windgeschützt zwischen der Dreischeibenisolierverglasung und der Prallscheibe liegen, minimiert. Die helle Fassade reflektiert das Licht so, dass die angrenzende Schule sowie das Wittgensteinhaus eine neue Tageslichtsituation erhalten.
Das Gebäude ist an das Fernwärmenetz angeschlossen. Die Vorlauftemperaturen der einzelnen Heizkreise werden in Abhängigkeit von der Außentemperatur geregelt. Die Warmwasserbereitung in den Küchen und WCs der Bürobereiche erfolgt durch elektrisch betriebene Untertischspeicher, was aufgrund der geringen Leitungslängen Verteilverluste minimiert.
Der Kühlbedarf wird zentral durch zwei Kältemaschinen mit je 463 kW Leistung sowie mit zwei am Dach situierten Glykolrückkühlern gedeckt. Als Abgabesystem werden die Heiz- bzw. Kühldecken verwendet. Zusätzlich kommt ein Nachtlüftungssystem zum Einsatz, sobald die Außentemperatur geringer als die Innentemperatur des Gebäudes ist. Diese Methode ist zur Temperaturabsenkung der Speichermassen des Gebäudekerns sehr effektiv und erfordert dabei nur minimalen Energieeinsatz. Der Kühlenergiebedarf kann somit reduziert werden.
Die Geräteausstattung wurde ebenfalls energetisch optimiert, z.B. werden ausschließlich Monitore mit einer sehr niedrigen Leistung von 9 W verwendet. Die Arbeitsplatzbeleuchtung erfolgt über LED-Stehleuchten. Dadurch können nicht nur Betriebskosten, sondern auch die interne Abwärme auf ein Minimum reduziert werden.
„In Zeiten der Klimakrise hat Energieeffizienz einen zentralen Stellenwert. Wir sind stolz, dass wir in Wien ein internationales Vorbild für die Verwirklichung von energieeffizienten energieerzeugenden Bürohochhäusern geschaffen haben“, freut sich Helmut Schöberl von der Schöberl & Pöll GmbH, die für Bauphysik und Energieeffizienz verantwortlich ist.
Die Lüftungsanlagen gewinnen mit Rotationswärmetauschern 80% der Wärme und Feuchte zurück. Die Steuerung erfolgt bedarfsgerecht, abhängig vom CO2-Gehalt der Abluft. Hohe Behaglichkeit für die GebäudenutzerInnen ist somit sehr effizient möglich. Die beiden Photovoltaikanlagen auf dem Bestandsgebäude und auf dem Zubau produzieren mit 436 Modulen bei einer Anlagenleistung von 148,24 kWp einen Jahresertrag von rund 162.000 kWh.
In Workshops mit den Büroangestellten des Dachverbands wurden Ideen für die Ausstattung der Büroräumlichkeiten sowie der Bewegungsräume und Lounges eingebracht.
Nach der Sanierung werden fast 110 kWh/m2a an nicht erneuerbarer Primärenergie eingespart. Der Heizwärmebedarf kann um ca. 1,6 Millionen kWh/a reduziert werden, das bedeutet, dass jährlich über 430 Tonnen CO2 eingespart werden. Das Gebäude wird nun zwei Jahre lang einem Monitoring unterzogen, um die Haustechnik noch weiteroptimieren zu können.
Projektbeteiligte
- Bauherrschaft: Hauptverband der Sozialversicherungsträger, nunmehr Dachverband der österreichischen Sozialversicherungen
- Architektur: Atelier d’architecture Chaix & Morel et associés / Christian Anton Pichler ZT GmbH
- Bauphysik: Schöberl & Pöll GmbH
- Haustechnik: ZFG - Projekt GmbH/ TB Eipeldauer + Partner GmbH
- Generalunternehmer: ARGE Östu Stettin - HABAU
- Bauherrenbegleitung, Bau-/Nutzer-Projektsteuerung & Projektleitung Ausweichquartier: Vasko+Partner
- Plausibilitätsprüfung: pulswerk GmbH