Objekt des Monats 03/2024: Innsbruck Integrationshaus Caritas

Mit Ende 2023 konnte das neue Integrationshaus in Innsbruck erfolgreich fertiggestellt werden. Das gemeinsame Projekt der Alpenländischen Gemeinnützigen Wohnbau GmbH und der Diözese Innsbruck zeichnet sich durch das offene Konzept aus, bei dem Raum für Begegnung und Miteinander im Vordergrund steht. Mit 909 Punkten erreicht das Gebäude den klimaaktiv GOLD Standard.

Dank einer modernen Gestaltung und intelligenter Raumlösungen besticht das neue Integrationshaus mit großzügigen Gemeinschaftsflächen sowie großzügigen Grünflächen im Innenhof. Neben 73 geförderten Mietwohnungen, Büroräumlichkeiten und 21 betreuten Wohnungen im Erdgeschoß stehen der Caritas als Hauptmieterin Flächen für die Familienberatung und Lernhilfe, ein Demenz-Servicezentrum sowie ein interreligiöser Raum im Untergeschoß zur Verfügung. Durch dieses inklusive Konzept wird ein besonderes Wohn- und Arbeitsumfeld geschaffen.

„Die anspruchsvolle Umsetzung dieses Projekts stellte uns vor herausfordernde Situationen. In technischer Hinsicht zeichnet sich dieses Bauvorhaben durch eine faszinierende Verbindung von Komplexität, innovativer Architektur, effizientem Kostenmanagement und vorbildlicher Nachhaltigkeit aus,“ erklärt Ing. Jennifer Salzmann, die Projektleiterin der Alpenländischen.

 

Ein vielschichtiges Leuchtturm-Projekt

Das Integrationshaus ist mehr als ein Wohnhaus. Ziel ist das Zusammenwohnen und -wirken von Menschen verschiedener Herkunft und damit die Vermeidung einer Ghettobildung. Entscheidend ist dabei die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz, zwischen Verbindlichkeit und Freiwilligkeit. Das Gebäude bietet nicht nur ein Zuhause, auch zahlreiche integrative Projekte finden hier einen Platz. Durch diese, meist multikulturellen Veranstaltungen und Treffen nehmen eine Vielzahl von Besucher:innen und Gästen am vielfältigen Hausleben teil. Die Architektur und Außenraumgestaltung sind demnach darauf ausgelegt, Kontakte und gemeinschaftliche Aktivtäten zu fördern. Die Form des Gebäudes ergibt sich aus der Analyse der besonderen Aufgabe. Darüber hinaus leistet das Projekt einen entscheidenden Beitrag zur weiteren Entwicklung des Stadtteils Pradl Ost.

Effiziente Bautechnik und aussagekräftige Optik

Der kompakte Baukörper wurde in Ortbetonbauweise mit linearem und punktuellem Stützenraster aus tragenden Scheiben und Kernen errichtet. Sämtliche Spannweiten sind ökonomisch gewählt, wobei durchgehende tragende Strukturen und TGA-Schächte den Bauablauf optimierten. Eine konzentrierte Installationsebene fasst jeweils alle Schächte und Durchbrüche in einer Zone zusammen. Diese Maßnahmen ermöglichten einen zügigen Baufortschritt und kostenoptimierten Rohbau.

Als Materialien für die Oberflächen wurden robuste und doch warme Materialien, wie Beton und Holz eingesetzt, die möglichst ohne nachträgliche Oberflächenbehandlung verblieben. Auch die haustechnischen Einbauten wurden nicht verkleidet und blieben sichtbar.

Diese „Ehrlichkeit“ zeigt einerseits den Bewohner:innen und Nutzer:innen die Struktur und Funktionsweise des Gebäudes, ermöglicht Adaptierungen im laufenden Betrieb und maximiert andererseits die Möglichkeit zur Trennung aller eingebauten Materialien am Ende des Lebenszyklus.

 

Sparsame Bewirtschaftung dank modernster Technik

Zur Optimierung des Oberflächen-Volums-Verhältnisses wurde auf vor- und rückspringende Gebäudeteile (wie z.B. Balkone) weitgehend verzichtet. Der Passivhaus-Standard konnte aufgrund der Gebäudekompaktheit ohne zusätzliche Energiequelle neben der Grundwasser-Wärmepumpe erreicht werden, zur weiteren Optimierung wurde auf den Flachdächern eine PV-Anlage errichtet. Die kontrollierte Wohnraumlüftung, die zusätzlich zur Minimierung des Wärmeverlusts auch die Lärmemissionen verringert, beugt auch der potentiellen Problematik des falschen Lüftungsverhaltens vor. Das neue Integrationshaus ist also, dank einer Wärmepumpe, Fußbodenheizungen in allen Wohnungen und einer Photovoltaikanlage auf dem begrünten Dach, auf dem neuesten Stand der Technik. Der jährliche Heizwärmebedarf beträgt, infolge höchst energieeffizienter Planung, 27 kWh pro Quadratmeter. Angesichts der 90 Parkplätze, davon 66 in der eigenen Tiefgarage gelegen, zahlreicher Fahrradabstellplätze und öffentlicher Verkehrsangebote in unmittelbarer Nähe, überzeugt auch das Mobilitätskonzept.

Projektbeteiligte

  • Bauherrschaft: Alpenländische Gemeinnützige WohnbauGmbH
  • Architektur: beaufort Architekten ZT GmbH
  • Generalunternehmer: Ing. Hans Bodner Bau Ges. m.b.H. & Co. KG
Veröffentlicht am 11.03.2024