Mobilität beginnt mit dem Zu-Fuß-Gehen. Sei es der Weg zur Bahn, zum Bus, zum Fahrradabstellplatz oder auch zum Auto. Mit den steigenden Temperaturen im Sommer und der zunehmenden Anzahl an Hitzetagen wird das Gehen im Alltag erschwert. Vor allem im urbanen Raum werden die versiegelten Flächen und die hohe Dichte zum Problem - nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit.
Zunehmende Hitzebelastung in Österreich
Die Zahl der Hitzetage, also Tage mit Temperaturen über 30 Grad, nimmt in Österreich zu. Im Jahr 2023 wurden laut den Daten von GeoSphere Austria (vormals ZAMG) in der Wiener Innenstadt 37 Hitzetage gemessen, auf der Hohen Warte 28 Tage. In Linz gab es 30 Hitzetage, in Innsbruck sogar ganze 35 Tage. Damit liegen die Werte weit über dem Durchschnitt der letzten drei Jahrzehnte.
Vor allem an heißen Tagen steigt die Wahrscheinlichkeit von Krankenhausaufenthalten, wie die Studie „Klimawandel und Vulnerabilitätsunterschiede in der Metropolregion Wien“ des Instituts für Demographie der ÖAW, Österreichische Akademie der Wissenschaften, zeigt. Gerade ältere Menschen und Kleinkinder können ihre Körpertemperatur schlechter regulieren und überhitzen rasch.
Gleichzeitig legen Seniorinnen und Senioren aber überdurchschnittlich viele Alltagswege zu Fuß zurück und sind dadurch häufiger hohen Temperaturen ausgesetzt. Ein Beispiel für eine kritische Stelle im öffentlichen Raum ist der Wartebereich an Fußgängerampeln. Diese liegen oft in der prallen Sonne und strapazieren die körperliche Gesundheit. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fordert hier mehr Maßnahmen für die Beschattung und kürzere Rotphasen.
Hör-Tipp: Zum Thema Hitze und ihre gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen gibt es eine Klimadialog Podcast-Episode mit Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes - Wie wird das Rote Kreuz zur Hitze-Rettung?
Versiegelte Flächen verhindern den Kühleffekt
In den letzten 50 Jahren hat die Zersiedelung in Österreich rasant zugenommen. Seit 1975 haben sich laut einer Studie der Universität für Bodenkultur Wien die "stark zersiedelten Flächen" verfünffacht. Das bedeutet, dass immer mehr Flächen für Einfamilienhäuser, großflächige Gewerbegebiete, Einkaufszentren und die entsprechende Verkehrserschließung versiegelt werden.
Eine versiegelte Fläche ist dadurch gekennzeichnet, dass sie wasserundurchlässig ist und damit die wichtige Funktion der Wasserspeicherung und Verdunstung verliert. Dadurch fehlt der Kühleffekt und Schadstoffe können kaum gefiltert werden. In der Regel handelt es sich hierbei um betonierte oder asphaltierte Flächen oder Flächen, auf denen ein Gebäude errichtet wurde.
Was kann man dagegen tun? Visionen wie die 15-Minuten-Stadt oder die Stadt der kurzen Wege stehen der Zersiedelung entgegen und fördern vor allem die Aktive Mobilität im Ort. Zudem gibt es auch immer wieder wieder Bestrebungen, versiegelte Flächen in den Städten und Gemeinden aufzubrechen, um sich den Gegebenheiten des Klimawandels anzupassen. Zusammen mit Begrünungsmaßnahmen kann dies im Sommer einen Unterschied von mehreren Grad ausmachen. Wenn Sie sich einen Überblick über die Flächen in ihrer Ortschaft machen möchten, können Sie unter flächenversiegelung.at nachschauen. Nutzung und Versiegelungsgrad sind dort aufgeschlüsselt einsehbar.
Der Autoverkehr ist ein wichtiger Faktor beim Flächenverbrauch, sei es für den Straßenbau oder für Parkplätze. Wenig beachtet wird jedoch die Rolle der parkenden Autos selbst. Diese speichern nämlich tagsüber die Wärme und geben sie nachts wieder an die Umgebung ab. Vor allem unter den Fahrzeugen bilden sich Wärmepolster, die die Temperatur in der Wohngegend erhöhen. Auch hier gilt es, näher hinzuschauen.
Mehr Begrünung für das Stadtklima
Begrünung ist eine der besten Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas. Eine Straße mit Baumallee ist an heißen Tagen um mehrere Grad kühler als eine Straße ohne Bäume. In mitteleuropäischen Städten ist die Oberflächentemperatur an Orten mit Bäumen um bis zu 10 Grad Celsius niedriger. Der Unterschied in der Lufttemperatur, den wir als Fußgänger:in eher wahrnehmen, ist zwar bei weitem nicht so groß, aber für den Fußverkehr machen schon wenige Grad einen spürbaren Unterschied. Gleichzeitig sind Blumen, Bäume und Sträucher auch etwas für das Auge und beeinflussen das Geherlebnis.
Mit dem Klimawandel ergeben sich allerdings auch neue Herausforderungen für den Baumbestand. Einige heimische angepflanzte Baumarten werden dem Klimawandel nicht standhalten können. Dazu gehören beispielsweise die Rosskastanie und der Spitzahorn. Das Bundesforschungszentrum für Wald empfiehlt daher das Portfolio an Baumarten zu erweitern: Diese müssen klimafit, stadttauglich, ästhetisch attraktiv und gesundheitlich verträglich sein (Stichwort Allergien), wie zum Beispiel der Zürgelbaum.
Darüber hinaus wird vielerorts auf das Schwammstadt-Prinzip gesetzt, um die Wasserspeicherung zu optimieren. Dabei wird den Bäumen ein größerer Wurzelraum zur Verfügung gestellt und die Zusammensetzung des Substrates sorgt dafür, dass das Wasser wie von einem Schwamm aufgenommen und gespeichert werden kann. So überleben die Pflanzen auch längere Trockenperioden.
Abkühlung für den Fußverkehr
Neben Begrünungsmaßnahmen setzen immer mehr Städte auch auf Wasserspiele, Trinkbrunnen und Sprühnebeldüsen für das Mikroklima. In Wien beispielsweise sind solche Maßnahmen vermehrt zu finden. Wasserspiele und Trinkbrunnen bieten nicht nur eine erfrischende Abkühlung für Passanten, sondern tragen auch zur Verdunstungskühlung bei, wodurch die Umgebungstemperatur gesenkt wird. Sprühnebeldüsen, die in stark frequentierten Fußgängerzonen installiert werden, erzeugen einen feinen Wassernebel, der die Lufttemperatur reduziert, bieten aber nur eine kurzweilige Abkühlung. In der COOLing-Fibel der Stadt Wien finden Gemeinden und Städte Inspirationsquellen zur Umsetzung von Kühlungsmaßnahmen.
Verbesserungen für den Fußverkehr und die Anpassung von Städten und Gemeinden an den Klimawandel gehen Hand in Hand. Wer Orte klimafit macht, tut etwas für den Fußverkehr, umgekehrt leisten fußgängerfreundliche Maßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel.