Klimabildung mit Wirkung - darauf kommt es an!
Mit diesem Leitfaden gestalten Sie Klima-Workshops, Projektarbeiten oder Unterrichtseinheiten motivierend, praxisnah und nachhaltig.
Das Wichtigste auf einen Blick
Zielgruppenorientierung
Damit Klimabildung wirksam und nachhaltig ist, muss sie sich an den Menschen orientieren, die sie erreichen will.
Fundierung
Klimabildung braucht eine verlässliche Grundlage: Inhalte müssen wissenschaftlich abgesichert, aktuell und nachvollziehbar sein.
Ganzheitlichkeit
Klimabildung wirkt besonders dann nachhaltig, wenn sie Kopf, Herz und Hand anspricht – also Wissen, Werte und Handlung miteinander verbindet.
Motivation
Angst vor der Klimakrise ist langfristig emotional schwer aushaltbar. Gemeinsames Handeln, aber auch Spaß und Humor sollten in der Klimabildung nicht zu kurz kommen.
Klimabildung ist entscheidend für die Bewältigung der Klimakrise. Sie sensibilisiert Menschen für Ursachen und Folgen des Klimawandels und befähigt sie, individuelle und kollektive Lösungen zu erkennen und aktiv mitzugestalten. Damit sie wirksam ist, muss sie hohen Qualitätsstandards entsprechen.
Die folgenden Empfehlungen unterstützen Bildungsakteurinnen und -akteure dabei, ihre Angebote zu planen, kritisch zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Sie basieren auf Interviews mit Klimabildungsanbietern in ganz Österreich, darunter beteiligung.st, Forum Umweltbildung, GLOBAL 2000, Klimabündnis Österreich, makingAchange, UBZ Steiermark, Umwelt.Wissen NÖ und Wilder Wind sowie auf Rückmeldungen aus der klimaaktiv Plattform Klimakommunikation & Jugendbeteiligung. Aus diesen Gesprächen und Rückmeldungen ergeben sich vier zentrale Erfolgskriterien:
- Lernende in den Mittelpunkt stellen – Das Bildungsangebot orientiert sich an den Lebensrealitäten und Interessen der Zielgruppe.
- Inhalte und Wirkung prüfen – Das Bildungsangebot basiert auf wissenschaftlich fundierten Informationen und wird auf seine Wirkung evaluiert.
- Ganzheitliches Lernen fördern – Kopf, Herz und Hand werden im Bildungsangebot gleichermaßen angesprochen, um Wissen, Werte und Handeln zu verbinden.
- Motivation stärken – Das Bildungsangebot stärkt Selbstwirksamkeit, fördert Mitsprache und schafft Raum für positive Erfahrungen.
Die Kriterien stehen in Wechselwirkung und lassen sich nicht immer klar voneinander abgrenzen. Check-Fragen und weiterführende Informationen in allen vier Bereichen helfen dabei, die einzelnen Aspekte systematisch zu berücksichtigen.
Lernende in den Mittelpunkt stellen
Lernende bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit: Sie unterscheiden sich in ihren Lerntypen, Hintergründen, Sprachen, Erfahrungen und Vorkenntnissen. Diese Vielfalt sollte in der Klimabildung bewusst aufgegriffen werden. Es gilt, Bildungsangebote auf die Lebensrealitäten der Lernenden abzustimmen und durch den Einsatz vielfältiger Methoden auf unterschiedliche Stärken und Interessen der Lernenden zu einzugehen. Dazu gehört, die Interessen und Perspektiven der Lernenden zu kennen: Welche Themen beschäftigen sie? Wie stark fühlen sie sich von der Klimakrise betroffen? Welche lokalen Bezüge – etwa regionale Umweltprobleme oder erfolgreiche Klimaschutzprojekte – machen das Thema greifbar? Wenn solche Anknüpfungspunkte sichtbar werden, entsteht ein persönlicher Zugang, der Motivation und Engagement fördert.
Check-Fragen
- Kenne ich die Zielgruppe ausreichend (Alter, Bildung, Hintergrund)?
- Sind die Inhalte und Methoden auf die Interessen, Fähigkeiten und Vorkenntnisse der Zielgruppe abgestimmt?
- Ist die persönliche Relevanz des Themas für die Zielgruppe erkennbar?
- Berücksichtigt die Wahl der Methoden unterschiedliche Lernstile?
Inhalte und Wirkung prüfen
Die Inhalte von Klimabildungsangeboten sollten auf überprüfbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen. Wissenschaft ist ein fortlaufender Prozess, sodass Aussagen regelmäßig hinterfragt und mit neuen Fakten abgeglichen werden müssen. Dazu kommt: Zahlreiche Interessensvertretungen prägen die Diskussion mit eigenen Positionen. Dabei entstehen widersprüchliche Aussagen, die für Lernende und manchmal auch für Bildungsschaffende schwer einzuordnen sind. In der öffentlichen Debatte über Klimawandel und Klimaschutz kann es daher schwierig sein, den Überblick zu behalten.
Umso wichtiger ist es, Informationen kritisch zu prüfen und auch Lernenden zu zeigen, wie sie Informationen bewerten und einordnen können: Wer hat sie veröffentlicht? Welche Organisation steht dahinter? Gibt es Hinweise auf wirtschaftliche oder politische Interessen? Und wie aktuell sind die Daten?
Tipp
Um Informationen und Argumente richtig einordnen zu können, bieten folgende Organisationen Faktenchecks und Hintergrundinformationen an:
Niemand muss alles selbst wissen. Die Zusammenarbeit mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis kann Bildungsangebote bereichern und ihre Qualität sichern. Solche Kooperationen bieten nicht nur fachliche Unterstützung, sondern auch neue Perspektiven für die Lernenden. Gastvorträge, Workshops oder Webinare mit externen Fachleuten bringen Abwechslung und Authentizität in den Bildungsalltag. Wichtig ist dabei, dass die eingeladenen Personen sowohl fachlich kompetent als auch didaktisch versiert sind. Sie müssen ihr Wissen verständlich und zielgruppengerecht vermitteln können.
Tipp
Folgende Onlineplattformen bieten eine Übersicht über Klimabildungsangebote:
Damit Klimabildung wirksam ist, sollten die Ziele eines Bildungsangebots klar formuliert und regelmäßig überprüft werden: Was soll erreicht werden – inhaltlich, emotional, kompetenzbezogen? Und wie lässt sich feststellen, ob diese Ziele tatsächlich erreicht wurden?
Die Wirkung eines Bildungsangebots lässt sich auf verschiedenen Ebenen beobachten: Haben die Lernenden neues Wissen erworben und neue Erfahrungen gesammelt? Hat sich ihre Einstellung verändert? Fühlen sie sich motiviert, aktiv zu werden? Auch das Feedback der Lernenden ist ein wertvoller Indikator. Es zeigt, wie Inhalte aufgenommen wurden und wo es Verbesserungspotenzial gibt.
Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten – von kurzen, spontanen Abfragen bis hin zu detaillierten Bewertungen. Die Praxis zeigt: Schon einfache, niederschwellige Methoden können ehrliche und aussagekräftige Einblicke bieten. Meinungen lassen sich beispielsweise schnell mit Farben oder Symbolen ausdrücken oder auf einem Plakat festhalten, das in Kategorien wie Inhalt, Methode und Atmosphäre unterteilt ist.
Eine systematische Reflexion und Evaluation helfen, Bildungsangebote weiterzuentwickeln und ihre Qualität langfristig zu sichern.
Check-Fragen
- Sind die Inhalte wissenschaftlich fundiert und aktuell?
- Sind die Quellen transparent und vertrauenswürdig?
- Wurde externe Expertise zur Qualitätssicherung eingebunden?
- Sind externe Vortragende und Organisationen tatsächlich qualifiziert, um zum jeweiligen Thema sprechen zu können?
- Haben externe Vortragende Erfahrungen in der Bildungsarbeit? Sind sie methodisch-didaktisch versiert und können ihr Fachwissen gut an die jeweilige Zielgruppe vermitteln?
- Wurde festgelegt, anhand welcher Kriterien der Erfolg und die Wirksamkeit des Bildungsangebots beurteilt werden sollen?
- Haben die Lernenden die Möglichkeit, Rückmeldungen zum Bildungsangebot zu geben? Wird ihr Feedback bei der Weiterentwicklung des Bildungsangebots berücksichtigt?
Ganzheitliches Lernen fördern
Klimabildung wirkt besonders dann nachhaltig, wenn sie Kopf, Herz und Hand anspricht – also Wissen, Werte und Handlung miteinander verbindet. Der Kopf steht für das Verstehen: Lernende setzen sich mit Fakten und Zusammenhängen rund um Klimakrise und Klimaschutz auseinander. Das Herz betrifft die emotionale und ethische Ebene. Hier geht es um Wertebildung, persönliche Betroffenheit und die Reflexion eigener Haltungen. Die Hand aktiviert – Lernende werden selbst tätig, entwickeln Ideen und erleben, dass ihr Handeln Wirkung zeigt. Diese ganzheitliche Herangehensweise fördert nicht nur Wissen, sondern auch Haltung, Motivation und Engagement.
© BMK Klimabildung soll Menschen befähigen, klimarelevante Entscheidungen zu treffen, aktiv zum Klimaschutz beizutragen und an der Klimaschutzdebatte teilzunehmen. Eine zentrale Aufgabe der Klimabildung ist es daher, grundlegendes Wissen zu vermitteln – über Gründe, Folgen und Verursacher der Klimakrise sowie über individuelle und kollektive Hebel zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel.
Dass Klimakrise und Klimaschutz komplexe und vielschichtige Themen sind, ist Chance und Herausforderung zugleich. Die Klimakrise ist weit mehr als ein Umweltproblem, sie betrifft viele Aspekte unseres Lebens und unserer Gesellschaft. Ebenso können verschiedene Bereiche unserer Gesellschaft auf unterschiedliche Weise zum Klimaschutz beitragen. Wirksame Klimabildung umfasst daher viele Bereiche: Sie schafft Problembewusstsein, fördert Lösungswissen und verbindet Erkenntnisse aus Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Ökonomie und Ethik.
Um Resignation angesichts der Tragweite der Klimakrise bei Lernenden zu vermeiden, sollte Problemwissen stets mit Lösungsansätzen und Handlungsoptionen verknüpft werden. Auch die sogenannten Co-Benefits – also die positiven Nebeneffekte von Klimaschutzmaßnahmen für Gesundheit, Lebensqualität oder soziale Gerechtigkeit – verdienen Aufmerksamkeit. Sie zeigen, dass sich Klimaschutz nicht nur lohnt, sondern auch lohnend sein kann. Ebenso sollte der Blick in die Zukunft gerichtet werden: Bildungsangebote können dazu beitragen, positive Visionen zu entwickeln und die Vorstellungskraft für eine nachhaltige Gesellschaft zu stärken.
Tipp
Fundiertes Klimawissen kann über eine Vielzahl von lebensnahen Themen weitergegeben werden, wie Wohnen, Ernährung, Sport, Geldanlage, Energie, Urlaub, Mobilität, Mode und Kultur. Zum Klimawissen gehört auch das Wissen um die vielfältigen Vorteile eines klimafreundlichen Lebensstils, die so genannten Co-Benefits.
Klimaschutz erfordert gemeinsames Handeln; doch nicht alle Menschen können sich gleichermaßen in die öffentliche Klimadebatte einbringen. Häufig dominieren Stimmen aus Politik, Wissenschaft und wirtschaftlichen Interessensgruppen, während Perspektiven marginalisierter oder weniger sichtbarer Gruppen kaum gehört werden. Klimabildung kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Lernende dazu ermutigt, unterschiedliche Meinungen, Interessen und Lebensrealitäten wahrzunehmen und kritisch zu reflektieren.
Bildungsangebote sollten deutlich machen, dass Menschen je nach Alter, Herkunft, Beruf oder sozialem Umfeld unterschiedlich vom Klimawandel betroffen sind und unterschiedliche Möglichkeiten haben, sich für Klimaschutz zu engagieren. Auch regionale und globale Unterschiede in Herausforderungen und Lösungsansätzen verdienen Aufmerksamkeit. So erarbeiten sich Lernende die Fähigkeit, Argumente abzuwägen und die kulturellen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen von Klimafragen zu verstehen. Sie entwickeln Empathie und ein differenziertes gesellschaftliches Bewusstsein.
Bei der Wahl der Perspektiven, Texten, Bildern und Beispielen sollten stereotype Darstellungen vermieden werden: Sie können Vorurteile verstärken und stehen daher einem gegenseitigen Verständnis im Weg. Was Sie bei der Wahl von Bildern berücksichtigen sollten, erfahren Sie hier.
Menschen lernen am nachhaltigsten, wenn sie selbst aktiv werden können. Gerade im Kontext der Klimakrise, die bei vielen Ohnmacht und Überforderung auslösen kann, sind praktische Erfahrungen und die Förderung von Kompetenzen besonders wichtig.
Klimabildung sollte Lernende in die Lage versetzen, eigene Lösungen zu entwickeln, Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und sich kritisch mit zentralen Konzepten und gängigen Mythen auseinanderzusetzen. Inhalte und Methoden sollten so gestaltet sein, dass sie komplexe Zusammenhänge verständlich machen, unterschiedliche Perspektiven zulassen und zur Reflexion über technische, politische, soziale und ökonomische Strategien anregen.
Ein zentraler Bezugspunkt ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Durch sie sollen Lernende die sogenannte Gestaltungskompetenz erwerben, um eine nachhaltige Entwicklung aktiv mitzugestalten. Sie umfasst zwölf Teilkompetenzen, die in drei Dimensionen eingeteilt werden können:
Sach- und Methodenkompetenz
Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen
Vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen
Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln
Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen
Soziale Kompetenz
Gemeinsam mit anderen planen und handeln
Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen
An kollektiven Entscheidungsprozessen teilhaben
Selbstkompetenz
Sich und andere motivieren, aktiv zu werden
Eigene und fremde Leitbilder reflektieren
Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage nutzen
Selbstständig planen und handeln
Empathie für andere zeigen
Ergänzend bieten die Inner Development Goals (IDGs) ein hilfreiches Kompetenzmodell, das die gesellschaftliche Transformation durch die Entwicklung innerer Fähigkeiten und Qualitäten fördern soll.
Die Inner Development Goals werden in fünf Dimensionen eingeteilt:
Sein (Being): Diese Dimension fördert die Auseinandersetzung mit sich selbst. Fähigkeiten wie Achtsamkeit, Selbstreflexion und emotionale Bewusstheit helfen, innere Stabilität zu entwickeln und die eigene Haltung gegenüber der Welt zu klären.
Denken (Thinking): Hier stehen kognitive Kompetenzen im Mittelpunkt, wie kritisches Denken, Kreativität und die Fähigkeit, komplexe Probleme zu analysieren. Sie sind entscheidend, um Zusammenhänge zu verstehen und neue Lösungswege zu entwickeln.
Beziehen (Relating): Diese Dimension betont die Bedeutung von Empathie, Mitgefühl und Beziehungsfähigkeit. Es gilt, andere Perspektiven einzunehmen und wertschätzend zu kommunizieren, um zu einem konstruktiven Miteinander beizutragen.
Zusammenarbeiten (Collaborating): Nachhaltige Veränderung gelingt nur gemeinsam. Deshalb sind Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Konfliktlösung und die Fähigkeit, in diversen Gruppen effektiv zusammenzuarbeiten, besonders wichtig.
Handeln (Acting): Schließlich geht es darum, Wissen und Werte in konkretes Tun zu übersetzen. Das erfordert Entscheidungsfreude, Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft, sich aktiv für Veränderung einzusetzen.
Damit sich solche Kompetenzen entfalten können, braucht es Raum für eigenständiges Handeln, Projektarbeit und partizipative Lernformen. Lernende sollten die Möglichkeit haben, eigene Fragen einzubringen, Informationen kritisch zu bewerten und ihre Stärken in kooperativen Formaten einzusetzen. So entsteht nicht nur Wissen, sondern auch Selbstwirksamkeit – also die Erfahrung, mit dem eigenen Handeln etwas bewirken zu können.
Unsere Werte prägen, wie wir die Welt sehen, Entscheidungen treffen und auf gesellschaftliche Herausforderungen reagieren. Klimabildung sollte Lernenden deshalb Raum geben, ihre Werte und Einstellungen bewusst zu reflektieren: Was ist mir wichtig im Leben; und wie beeinflussen Klimawandel und Klimaschutz diese Prioritäten? Ob Gerechtigkeit, Leistung, Tradition oder Familie: Viele Werte lassen sich auf unterschiedliche Weise mit Klimaschutz verbinden, auch wenn uns das oft nicht bewusst ist.
Gerade im Kontext der Klimakrise erleben viele Menschen eine kognitive Dissonanz: Einerseits wissen sie, dass klimafreundliches Handeln notwendig ist, andererseits gelingt es ihnen im Alltag oft nicht, entsprechend zu handeln. Diese Spannung zwischen Wissen und Verhalten kann zu Unbehagen oder Verdrängung führen. Klimabildung sollte diese Widersprüche nicht ignorieren, sondern Lernende dabei unterstützen, sie zu erkennen und konstruktiv zu bearbeiten.
Um den emotionalen und ethischen Aspekten Rechnung zu tragen, sollten affektive Lernziele in die Planung von Bildungsangeboten einbezogen werden. Sie betreffen Gefühle, Einstellungen und Werte und helfen dabei, persönliche Betroffenheit ernst zu nehmen und Empathie zu fördern. Geeignete Methoden sind zum Beispiel Diskussionsrunden, biografisches Arbeiten, Rollenspiele, kreative Ausdrucksformen oder die Auseinandersetzung mit Dilemmata und Zukunftsvisionen. So wird Klimabildung nicht nur kognitiv, sondern auch emotional und ethisch wirksam.
Check-Fragen
- Werden ökologische, gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische und ethische Aspekte der Klimakrise thematisiert?
- Wird eine Balance zwischen Problemwissen und Lösungsansätzen hergestellt?
- Werden Gestaltungskompetenzen gezielt gefördert?
- Gibt es ausreichend Gelegenheit für eigenes Handeln und Projektarbeit?
- Werden Lernende ermutigt, eigene Ideen und Lösungen zu entwickeln?
- Fördern die Inhalte das Verstehen komplexer Zusammenhänge?
- Werden interaktive und partizipative Methoden eingesetzt?
- Erhalten Lernende Werkzeuge zur kritischen Bewertung von Informationen und Quellen?
- Werden unterschiedliche Perspektiven und Lebensrealitäten sichtbar gemacht?
- Wird Empathie für verschiedene Betroffenheiten und Handlungsmöglichkeiten gefördert?
- Wird eine respektvolle und inklusive Sprache verwendet?
- Wurden affektive Lernziele formuliert und passende Methoden zur Umsetzung gewählt?
Motivation stärken
Zwar kann die Angst vor der Klimakrise kurzfristig klimafreundliches Handeln fördern, auf längere Sicht ist sie jedoch emotional schwer aushaltbar. Umso wichtiger ist es deshalb, motivierende Zugänge zum Klimaschutz zu finden. Dabei sollten Freude, Spaß und Humor nicht zu kurz kommen.
© BMK Klimabildung sollte nicht nur Problembewusstsein schaffen, sondern auch konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Da viele Menschen die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen nur schwer einschätzen können und sich Mythen rund um die Energie- und Mobilitätswende hartnäckig halten, ist die Vermittlung von Wissen in diesem Bereich besonders wichtig. Die Lernenden müssen verstehen, welche individuellen und kollektiven Maßnahmen wirksam sind und wie sie selbst zur Umsetzung beitragen können.
Dazu gehört auch, positive Entwicklungen und bereits Erreichtes sichtbar zu machen. Die Vorstellung, wir stünden beim Klimaschutz noch ganz am Anfang, kann Ohnmacht erzeugen. Dabei gibt es zahlreiche erfolgreiche Beispiele, die Mut machen und als Orientierung dienen können.
Wenn es darum geht, welche Lösungen in den Mittelpunkt gestellt werden sollten, bietet das Konzept des Klima-Handabdrucks einen vielversprechenden Ansatz. Statt Klimaschutz ausschließlich als individuelle Verantwortung zu verstehen und sich nur auf die persönliche Emissionsreduktion zu konzentrieren, setzt der Handabdruck auf strukturelle Veränderungen, die es vielen Menschen ermöglichen, klimafreundlich zu leben. Dieser Perspektivenwechsel lenkt die Aufmerksamkeit auf die großen Hebel im Klimaschutz und trägt dazu bei, Schuldzuweisungen zu vermeiden.
Weiterführende Informationen
Das Konzept des sogenannten Handabdrucks wurde vom Centre for Environment Education (CEE) in Indien entwickelt. Es zeigt auf, wie wir Strukturen nachhaltig verändern können, um einen klimafreundlichen Lebensstil zunächst zu erleichtern und schließlich zum Standard zu machen. Anstatt beispielsweise „nur“ mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, können wir etwa Fahrrad-Fahrgemeinschaften (auch Velobus genannt) organisieren oder uns dafür einsetzen, dass Fahrradständer vor der Schule aufgestellt werden (weitere Tipps zu Mobilitätsmanagement für Bildungs- und Jugendeinrichtungen finden Sie hier). Machen Sie den Handabdruck-Test und finden Sie heraus, wo Ihre größten Hebel sind!
Die Klimakrise ist kein abstraktes Thema, sondern eine reale Bedrohung für das Leben auf unserem Planeten. Sie betrifft nahezu alle Lebewesen und zwingt uns dazu, vertraute Überzeugungen, gesellschaftliche Normen und gewohnte Traditionen zu hinterfragen. Dabei können jedoch intensive negative Gefühle entstehen: Angst, Trauer, Wut oder Verunsicherung sind verständliche Reaktionen auf die Dringlichkeit und Komplexität der Situation.
Diese Emotionen verdienen ernsthafte Aufmerksamkeit und ein verständnisvolles Umfeld. Ein geschützter Raum, in dem Lernende ihre Gefühle ausdrücken können, ist entscheidend für einen konstruktiven Umgang mit den eigenen Sorgen rund um das Klima. Dafür braucht es Zeit, gegenseitiges Vertrauen und die Bereitschaft, Fragen ehrlich und mit Einfühlungsvermögen zu beantworten. Hilfreich sind auch Methoden, die innere Stabilität fördern: Achtsamkeit, Meditation oder kreative Ausdrucksformen können dabei helfen, mit starken Emotionen umzugehen und die eigene Resilienz zu stärken.
Erwachsene spielen für die jüngere Generation eine zentrale Rolle. Lehrende, Eltern und andere Bezugspersonen sollten sich ihrer eigenen Gefühle bewusst sein und einen reflektierten Umgang damit gefunden haben. Nur so können sie jungen Menschen Orientierung geben, ohne ihnen ihre eigenen Gefühle von Angst oder Ohnmacht zu übertragen.
Tipp
Der Verein Psychologists/Psychotherapists for Future bietet Beratung und Unterstützung beim emotionalen Umgang mit der Klimakrise.
Angesichts der globalen Dimension der Klimakrise fühlen sich viele Menschen ohnmächtig. Gerade deshalb ist es in der Klimabildung entscheidend, dass Lernende durch gemeinsames Handeln sowohl individuelle als auch kollektive Selbstwirksamkeit erleben.
Selbstwirksamkeit bezeichnet die Überzeugung, durch eigenes Handeln etwas bewirken und Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können. Sie ist ein zentraler Faktor für Motivation und Engagement im Klimaschutz. Erlebbar wird Selbstwirksamkeit beispielsweise, wenn Lernende gemeinsam an Projekten arbeiten, voneinander lernen sowie ihre Beiträge sichtbar gemacht und wertgeschätzt werden.
Bildungspersonen können die Selbstwirksamkeit der Lernenden gezielt fördern, etwa durch kooperative Lernformen, individuell erreichbare Ziele, Raum für selbstständiges Arbeiten und die Einbindung in Entscheidungsprozesse. Ein wichtiger Schlüssel ist die echte Mitsprache. Lernende sollten nicht nur Inhalte konsumieren, sondern diese aktiv mitgestalten können. Wenn ihre Ideen gehört und umgesetzt werden, stärkt das ihr Interesse am Thema und ihr Vertrauen in die eigene Wirksamkeit.
Check-Fragen
- Werden den Lernenden konkrete Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie sich individuell oder gemeinsam für Klimaschutz engagieren können?
- Werden die Lernenden angeregt, über die Wirksamkeit verschiedener Klimaschutzmaßnahmen nachzudenken?
- Werden Maßnahmen sowohl zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks als auch zur Vergrößerung des Handabdrucks thematisiert?
- Haben die Lernenden die Möglichkeit, durch spielerische oder humorvolle Elemente positive Erfahrungen mit Klimaschutz zu machen?
- Werden Strategien und Möglichkeiten angeboten, sich mit Sorgen und Gefühlen rund ums Klima auseinanderzusetzen?
- Haben die Lernenden die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und den Lernprozess aktiv mitzugestalten?
- Werden Fortschritte und Lernerfolge der Lernenden sichtbar gemacht und gewürdigt?
Vom Wissen zum Handeln
Klimawandel und Klimaschutz sind komplexe und emotional herausfordernde Themen, die eine reflektierte pädagogische Herangehensweise erfordern. Die Erfolgsfaktoren bieten eine praxisnahe Grundlage, um wirkungsvolle und motivierende Bildungsangebote zu entwickeln, zu bewerten oder gezielt auszuwählen. Sie unterstützen dabei, sich im vielschichtigen Feld der Klimabildung sicher zu bewegen und pädagogische Praxis zu reflektieren und zu verbessern. So entstehen Lernräume, die Neugier wecken und Menschen dazu anspornen, ihre Zukunft konstruktiv und nachhaltig mitzugestalten.