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Image is taken with Flir T420 infra red camera. Each color represents different temperatures, as is shown on spectrum scale on right side of image. Image is taken in time of coronavirus covid19 pandemic.

Hitzekommunikation - darauf kommt es an!

Es wird immer heißer - auch für diesen Sommer warnen Wissenschaftler:innen vom Max-Planck-Institut für Meteorologie vor einem sehr heißen Sommer. Für immer mehr Menschen stellt Hitze ein gesundheitliches Risiko dar. Wie können wir diese für Risiken sensibilisieren und Risikogruppen schützen? 

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Das Wichtigste auf einen Blick

Risikobewusstsein

Viele Menschen wissen nicht, dass sie zu einer Risikogruppe für Hitze gehören.

Multiplikator:innen

Menschen, die mit Risikopersonen in Kontakt stehen, sind wichtige Multiplikatoren für Hitzekommunikation.

Kanäle und Formate

Idealerweise wird über mehrere Kanäle und Formate kommuniziert.

Handlungsorientierung

Handlungsempfehlungen sollten aufzeigen, wie man sich bei Hitze verhalten sollte, um sich selbst und andere zu schützen.

Grundsätzlich sollte Hitzekommunikation nicht nur während Hitzewellen, sondern regelmäßig und rechtzeitig erfolgen. Vorbeugende Risikokommunikation ist langfristig ausgerichtet und konzentriert sich auf Vorsorgemaßnahmen. Während einer Hitzewelle geht es in der Kommunikation darum, die Krise zu bewältigen. Jedoch sollte auch nicht zu oft kommuniziert werden, da dies dazu führen kann, dass Menschen abstumpfen.

Zielgruppen erreichen

Risiko- und Zielgruppen identifizieren

Zu den Menschen, die vor Hitze geschützt werden sollen, zählen vor allem ältere Menschen, Kinder, wohnungslose Menschen, Menschen, die im Freien arbeiten, sowie stationär versorgte Pflegebedürftige. Daher sind Menschen mit fehlender Risikowahrnehmung eine wichtige Zielgruppe. Um diese Menschen zu erreichen, sollten neben den Risikogruppen auch deren Kontaktpersonen, die Allgemeinbevölkerung sowie Multiplikator:innen angesprochen werden.

Multiplikator:innen schulen

Berufsgruppen, die Kontakt zu Risikogruppen haben und deren Vertrauen genießen, sind wichtige Multiplikator:innen in der Hitzekommunikation. Dazu zählen Ärzt:innen, Apotheker:innen, Pflegekräfte, Pädagog:innen und Sozialarbeiter:innen. Aus diesem Grund brauchen diese Berufsgruppen Fortbildungen, damit sie Menschen über Hitzerisiken aufklären und sie davor schützen können.

Passende Kanäle und Formate wählen

Hitzekommunikation muss leicht zugänglich sein. Zielgruppen sollten also über die Kanäle und Formate angesprochen werden, die sie tatsächlich nutzen. Besonders effektiv ist die persönliche Ansprache. Außerdem eignen sich Flyer und Plakate in Arztpraxen, Krankenhäusern, Pflegeheimen und Apotheken, Social-Media-Kampagnen, Beiträge in der Gemeindezeitung oder Infostände bei Veranstaltungen. Idealerweise wird über mehrere Kanäle und Formate kommuniziert.

Die Zielgruppe mit einbeziehen

Wichtig ist, dass die Hitzekommunikation zielgruppenspezifisch gestaltet wird: Was ist für die Zielgruppe relevant, was ist bereits bekannt, und wo gibt es noch Wissenslücken? Welche Bilder sind ansprechend und schaffen Identifikation? Wenn unklar ist, wo man ansetzen soll, sollte die Zielgruppe bei der Entwicklung von Kampagnen einbezogen werden.

Kommunikation gestalten

Handlungsmöglichkeiten zum Hitzeschutz aufzeigen

Neben einer Sensibilisierung für die Gesundheitsrisiken durch Hitze ist es wichtig, konkrete und niedrigschwellige Handlungsempfehlungen auszusprechen. Wie sollte man sich bei Hitze verhalten? Welche Aktivitäten sollten vermieden werden? Wie kann ich mich und meine Mitmenschen schützen?

Richtiges Verhalten einfacher machen

Trotzdem reicht Wissen allein oft nicht aus. Informationskampagnen wirken besser, wenn sie mit konkreten Maßnahmen verbunden sind – zum Beispiel mit einer „Trink Wasser“-Aktion, bei der auch Wasserspender aufgestellt werden.

Verständlich kommunizieren

Eine verständliche Hitzekommunikation kommt ohne Fachbegriffe aus und nutzt visuelle Elemente sowie Bilder, die die Botschaft des Textes unterstützen. Dabei ist es wichtig, dass sich Wort und Bild nicht widersprechen.

Aktivierende statt alarmierende Botschaften wählen

Zu drastische Darstellungen können Menschen entmutigen oder Widerstand auslösen. Empfehlenswert ist es, konkrete und niederschwellige Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Hitzeschutz als gesellschaftliche Aufgabe darzustellen. Besser als „Horrorsommer“ oder „Hitze ist tödlich!“ sind daher Botschaften wie „Gib Hitze keine Chance!“, „So schützen Sie sich und andere vor Hitze!“, „Wir lassen niemanden allein bei Hitze!“, oder „Achten wir auf unsere Nachbar:innen!“.

Gleichzeitig: Die Hitze nicht verharmlosen

Wenn Medien über Hitzewellen berichten, vermitteln Bilder oft Badespaß und Sommerfrische. Das kann die Gefahr durch Hitze verharmlosen. Bilder sollten daher so gewählt werden, dass sie die Botschaft des Textes unterstützen. Auch verharmlosende Begriffe wie „Sommerwetter“, „Badewetter“ oder „hitzefrei“ sollten vermieden werden.

Den Bezug zum Klimawandel darstellen

Da Hitze eine der spürbarsten Folgen des Klimawandels ist, sollte dieser Zusammenhang auch klar benannt werden. Dies gelingt, indem vor Hitze als Folge des Klimawandels gewarnt und konkrete Handlungsempfehlungen gegeben werden. Zum Beispiel durch Warnungen wie: „Hitzetage nehmen durch die Klimakrise zu – sorgen wir gemeinsam vor und schützen wir uns vor dieser Gefahr.“

Eine wirksame Hitzekommunikation kann Leben schützen – vorausgesetzt, sie ist zielgerichtet. Über ein Netzwerk von Multiplikator:innen, persönliche Ansprache sowie ein breites Spektrum an Kanälen und Formaten können Zielgruppen erreicht werden. Auch die Botschaften sollten zielgruppenspezifisch ausgewählt werden und verständlich sowie handlungsorientiert sein. Dabei sollte stets klar sein: Hitzeschutz ist nicht nur individuelle Verantwortung, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, die solidarisches Handeln erfordert und nur gemeinsam gelingen kann.