
Klima mit Spaßfaktor: Wie wir Klimaschutz spielend lernen können
Spiele bieten nicht nur Spaß und Spannung, sondern auch viele zentrale Lernerfahrungen. Das ist Grund genug, sie vermehrt in der Klimabildung und Klimakommunikation zu nutzen.

Klima und Nachhaltigkeit sind anspruchsvolle Themen, insbesondere im Unterricht. Denn es gilt, globale Herausforderungen mit lokalen Lösungsansätzen, gesellschaftlichem Wandel und individuellem Verhalten zu verknüpfen. Auch emotional sind sie herausfordernd, da das Wissen um Ungerechtigkeiten, Umweltzerstörung und die Klimakrise Gefühle von Ohnmacht und Zukunftsangst auslösen kann. Gleichzeitig sind die Ansprüche sehr hoch: Damit Menschen tatsächlich entsprechend leben und handeln können, braucht es mehr als nur Wissen. Entscheidend sind Mut, Vertrauen, Kreativität, Teamgeist, Eigenverantwortung, systemisches Denken und das Erleben von Selbstwirksamkeit. Doch wie lässt sich das alles vermitteln?
Eine wirkungsvolle Möglichkeit bieten Spiele: Ob Rollenspiel, Planspiel oder knifflige Klimachallenges – Spiele verwandeln Wissensaufnahme in ein aktives, erfahrungsbasiertes Lernen. Teilnehmende schlüpfen in Rollen, erkunden neue Perspektiven und gestalten gemeinsam. Dabei erleben sie nicht nur, wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit funktionieren können, sondern auch, dass ihr eigenes Handeln einen Unterschied macht. Spiele verbinden Kopf, Herz und Hand – und schaffen Lernerfahrungen, die lange nachwirken.
Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Klimaspielen, die sich gut für die Bewusstseinsbildung eignen und als Workshop gebucht oder mit anderen gespielt werden können. Wir stellen Ihnen je drei ausgewählte Spiele und Workshops vor:
„CHALLENGE accepted“ (Forum Umweltbildung)
Format: Kartenspiel
Spieldauer: 50 bis 100 Minuten
Alter: ab 15 Jahre
Gruppengröße: 4 bis 8 Personen
Im Zentrum des Kartenspiels stehen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen – auch bekannt als Sustainable Development Goals (SDGs). Jede Challengekarte stellt eine persönliche, alltagsnahe Herausforderung dar: vom Wunsch, umweltfreundlicher zu reisen, über klimafreundliche Ernährung bis hin zu nachhaltiger Kosmetik. Jede Aufgabe ist einem der 17 Ziele zugeordnet und macht globale Themen auf lokaler Ebene greifbar.
Die Spieler:innen entwickeln gemeinsam Ideen, wie sie auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen, Umweltprojekte unterstützen oder soziale Gerechtigkeit fördern können. Dabei geht es nicht nur um große Visionen, sondern auch um pragmatische, umsetzbare Lösungen. Ob Flashmob, Fahrradautobahn oder einfach ein starkes Miteinander – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. CHALLENGE accepted fördert Teamgeist, Kreativität und Selbstwirksamkeit. Es zeigt, dass jede und jeder Einzelne einen Beitrag leisten kann und dass Veränderung oft im Kleinen beginnt.
„Planet A - Das nachhaltige Kartenspiel“ (Planet A Games)
Format: Kartenspiel
Spieldauer: 15 bis 45 Minuten
Alter: ab 10 Jahre
Gruppengröße: 2 bis 5 Personen
„Plant A“ ist ein kurzweiliges Kartenspiel. Das Ziel besteht darin, geheime Aufgaben zu meistern. Wer zuerst drei Missionen erfüllt, gewinnt. Umweltkatastrophen können jedoch für überraschende Wendungen sorgen.
Durch die realitätsnahen Aufgaben schlägt das Spiel eine Brücke ins echte Leben. Es bietet viel Diskussionsstoff zum Thema Nachhaltigkeit und vermittelt viele Ideen für eine grüne Zukunft, die zum Nachmachen anregen.
„E-Mission“ (Schmidt Spiele)
Format: Brettspiel
Spieldauer: 120 Minuten
Alter: ab 10 Jahre
Gruppengröße: 1 bis 4 Personen
Bei diesem kooperativen Brettspiel schlüpfen die Spieler:innen in die Rolle verschiedener Weltmächte oder Weltregionen. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die weltweiten CO₂-Emissionen innerhalb von sechs Runden so weit zu senken, dass die globale Erwärmung unter 2 °C bleibt. Gelingt ihnen dies nicht, haben sie das Spiel verloren. Hierzu halten sie Klimagipfel ab, setzen nationale und globale Projekte um, durchleben Krisen, die sich mit steigenden Temperaturen intensivieren, und überwachen jede Runde die weltweiten Emissionen aus Energieproduktion, Verkehr, Landwirtschaft, Industrie und Gebäuden. Das Spielmaterial umfasst Karten für Projekte und Krisen, Plättchen für Energiequellen und Emissionsfaktoren sowie individuell gestaltete Nationentableaus. Über QR-Codes erhalten die Spieler:innen vertiefende Informationen zu realen Klimaprojekten.
„E-Mission” veranschaulicht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Politik, Wirtschaft und Klimakrise und wurde 2024 mit dem Titel „Kennerspiel des Jahres” ausgezeichnet.
„Weltklimaspiel“ (Weitblick GmBH)
Format: Workshop
Spieldauer: 3 Tage (circa 21 Stunden)
Alter: ab 13 Jahre
Gruppengröße: mindestens 12, idealerweise aber 25 bis 30 Personen
Das Weltklimaspiel ist ein interaktives, appgestütztes Brettplanspiel. In einer Spielwelt, die die Verhältnisse und Krisen der realen Welt widerspiegelt und auf einer wissenschaftlich fundierten Klima- und Wirtschaftssimulation basiert, übernehmen die Teilnehmenden Verantwortung und stellen sich den Herausforderungen unserer Zeit. Als Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft haben sie ein Jahrhundert (zehn Spielrunden) Zeit, um eine ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltige Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung umzusetzen.
Durch die Gestaltung des Spiels erleben die Teilnehmenden die Wechselwirkungen zwischen Klimakrise, Wirtschaft und Geopolitik und können die komplexen Zusammenhänge einer global vernetzten, von gegenseitigen Abhängigkeiten geprägten Welt nachvollziehen. Mit Kooperation, Verhandlungsgeschick und Empathie erarbeiten sie Lösungsansätze für eine nachhaltige und gerechte Welt.
„Klimaplanspiel“ (beteiligung.st)
Format: Workshop
Spieldauer: 5 bis 6 Stunden
Alter: ab 15 Jahre
Gruppengröße: 16 bis 30 Personen
In diesem Planspiel übernehmen die Teilnehmenden die Verantwortung für vier Gemeinden der fiktiven Kleinregion Wurzelwald. Da die Auswirkungen des Klimawandels bereits spürbar sind, haben diese einen Klimapakt geschlossen und sich auf Klimaziele geeinigt, die sie gemeinsam erreichen wollen. Doch während die Klimaziele nur gemeinsam in Angriff genommen werden können, verfolgt jede Gemeinde auch eigene ökonomische Ziele.
Beim Klimaplanspiel werden analoge, digitale und gruppendynamische Elemente zu einem aktiven, kurzweiligen und zugleich reflektierten Lernerlebnis verbunden. Die Teilnehmenden müssen unter Entscheidungsdruck komplexe Herausforderungen bewältigen. Das gemeinsame Abwägen von Interessen und Zielkonflikten sowie das Aushandeln kollektiver Entscheidungen verdeutlichen die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns für den Klimaschutz. Das Spiel vermittelt grundlegendes Wissen zum Klimawandel, fördert systemisches Denken und zeigt, wie einzelne Maßnahmen in größere Zusammenhänge eingebettet sind.
„Klimapuzzle“ (Climate Fresk)
Format: Workshop
Spieldauer: 3 Stunden
Alter: Versionen für Erwachsene und Kinder ab 9 Jahren
Gruppengröße: 4 bis 14 Personen pro Moderator:in
Das „Klimapuzzle“ wird im Rahmen eines 3-stündigen moderierten Workshops gespielt. Die Spieler:innen arbeiten zusammen, um Karten in eine logische Reihenfolge zu bringen. Diese Karten zeigen Phänomene, Ursachen und Folgen des Klimawandels und basieren auf den Sachstandsberichten des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Im Gespräch verknüpfen die Teilnehmenden Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels. So verstehen sie Schritt für Schritt die systemischen Herausforderungen und entwickeln gemeinsam Lösungen. Das Klimapuzzle lebt vom Austausch und nutzt die Intelligenz der Gruppe: Die Teilnehmenden eignen sich die komplexe Materie gemeinsam an.
Der Workshop schließt mit einer Reflexionsphase und dem Blick auf mögliche Lösungsansätze, um Ohnmacht in Handlungskraft zu verwandeln. Die Teilnehmenden verlassen den Workshop mit einer stärkeren Bindung zueinander und sind bestens vorbereitet, um die identifizierten Klimamaßnahmen umzusetzen.
„Aktiv fürs Klima“ – Methodensammlung (klimaaktiv & Hallo Klima!)
Format, Spieldauer, Alter und Gruppengröße: je nach Methode
Die Spiele der Methodensammlung „Aktiv fürs Klima” basieren auf bekannten Spielkonzepten wie „Stadt-Land-Fluss”, „Bingo”, „Activity”, „Sesseltanz” und „Schere-Stein-Papier”. Sie bieten einen besonders niederschwelligen und leicht adaptierbaren Zugang zum Thema Klima.