© Österreichische Energieagentur - Austrian Energy Agency

Interview mit Christoph Dolna-Gruber

Unsere Energiewelt 2040 in der Klimakommunikation

Christoph Dolna-Gruber ist bei der Österreichischen Energieagentur für Strategie und Business Development zuständig. Er war maßgebend an der Entwicklung des Energieszenarios “Unsere Energiewelt 2040” beteiligt und erzählt, welche Kraft Energieszenarien für wirkungsvolle Klimakommunikation hat.

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Was war die Motivation für das Projekt Unsere Energiewelt 2040? 

Unsere Energiewelt 2040 zeigt die Vision eines realisierbaren klimaneutralen Energiesystems der Zukunft auf. Denn obwohl die Energiewende eines der wichtigsten Projekte unserer Zeit ist, ist sie für viele nur eine vage Idee. Wie werden wir dann in Österreich leben, wohnen, arbeiten und uns fortbewegen? 

Gemäß unserem Auftrag als Österreichische Energieagentur liefern wir Antworten für eine klimaneutrale Zukunft und machen die Vision unserer Energiezukunft greifbar. Dazu zeigen wir neben anschaulichen Zahlen und Grafiken, wie sich die Energiewende auf die Lebensrealität der Menschen im Jahr 2040 auswirkt. Wir erzählen Geschichten, die veranschaulichen, was sich dann verändert hat (wie und wo wir Energie erzeugen und nutzen) - und was gleich bleibt (dass wir mobil sind, eine erfolgreiche Industrie haben, komfortabel wohnen usw.).

Was ist das Besondere an dem Projekt?

Unser Zukunftsszenario basiert auf Modellrechnungen. Es ist keine Utopie, sondern zeigt, wie das Energiesystem in einem klimaneutralen Österreich tatsächlich aussehen kann. Wir können im Rahmen der vorhandenen Potenziale und mit heute ausgereiften Technologien unabhängig von Erdöl, Kohle und Erdgas werden. 

Das Zieljahr 2040 ist als anzustrebender Zeitpunkt zu verstehen, wobei die Aussagen des Modells auch im Falle eines späteren Erreichens der Klimaneutralität weitgehend ihre Gültigkeit behalten würden.

Welche Argumente liefert ihr für den Umbau des Energiesystems?

Unsere Ergebnisse sind eindeutig: Der Umbau unseres Energiesystems ist machbar und bringt viele Vorteile. 

  • So können die energiebedingten Treibhausgasemissionen massiv – um 96% – reduziert werden.
  • Das Energiesystem wird durch den Umstieg auf Erneuerbare deutlich effizienter als heute, sodass wir insgesamt weniger Energie verbrauchen werden (der Gesamtenergieverbrauch sinkt um 21 Prozent) – und dies bei gleichzeitigem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum.
  • Die Energieimportquote verringert sich von 60 Prozent (2023) auf 10 Prozent (2040).
  • Mit deutlich weniger Importen bleibt auch sehr viel mehr Wertschöpfung im eigenen Land.

Wir tun mit dem Umbau des Energiesystems also nicht nur der Umwelt einen großen Gefallen: Während wir derzeit Jahr für Jahr Milliarden für fossile Energieimporte zahlen, können wir in Zukunft die heimische Wirtschaft durch einen wesentlich höheren Eigenversorgungsgrad stärken.

Wie können Klimaschutzbeauftragte die Klima- und Energieszenarien für ihre Kommunikation nutzen? 

  • Vorteile aufzeigen: Die Energiewende bietet viele Chancen: für den Wirtschaftsstandort, für die Lebensqualität, für die Gesundheit... Diese Chancen müssen aufgezeigt und genutzt werden.
  • Ängste abbauen: Nicht selten werden Ängste geschürt, um Klimaschutz zu verhindern, z.B. dass uns das Auto weggenommen wird. Unsere Modellierungen liefern belastbare Zahlen und Daten, um Desinformation und Verzögerungstaktiken zu entkräften und Ängste abzubauen.
  • Geschichten erzählen: Seriöse Zahlen sind wichtig, reichen aber nicht aus, um Menschen zu überzeugen. Dazu ist es wichtig, lebensnahe Geschichten zu erzählen und so die Vorstellungskraft zu wecken, was wir in Zukunft erreichen können und wollen.