Den Klimawandel gibt’s, auch wenn es heute kalt ist

Ständig wird von Klimaerhitzung gesprochen, dabei ist es draußen doch gerade bitterkalt. Wie kann das sein? Aussagen wie diese haben wir wahrscheinlich alle schon einmal gehört. Jungjournalistin Alexandra Polic eklärt in unserer Reihe „Klima-Mythen auf der Spur“, warum beides zusammengeht.

Das Wichtigste zuerst: Was wir in einem bestimmten Moment erleben, ist das Wetter. Beim Klima geht es hingegen um langfristige Entwicklungen - nämlich um mindestens 30 Jahre.

Wetter vs. Klima: Kurzfristige Beobachtungen und langfristige Trends

Wenn es heute also kalt ist oder schneit, haben wir es mit einer aktuellen Wetterbeobachtung zu tun. Sprechen wir allerdings von der Erderhitzung, beziehen wir uns dabei auf das Klima. Und das errechnet sich aus Mittelwerten – über einen sehr langen Zeitraum hinweg. Das bedeutet: Selbst wenn es heute minus fünf Grad hat und schneit, müssten wir uns einen viel längeren Zeitraum ansehen, um auf das Klima zu schließen. Ein paar kalte Tage ändern aber nichts daran, dass es im Mittel wärmer wird. Das zeigte sich im Jahr 2023 gut: Obwohl wir in Österreich in diesem Jahr einige kalte Tage hatten, war die Durchschnittstemperatur des gesamten Jahres im Mittel um 1,7 Grad höher als das Mittel zwischen 1991 und 2020. Auch Wetterphänomene wie Schneefall sind kein Indiz für ein vermeintliches Ausbleiben der Erderhitzung. Zukünftig wird es zwar seltener schneien, die Schneemassen könnten durch die Klimakrise aber sogar zunehmen, wie der Meteorologe Peter Hoffmann gegenüber der Tagesschau erklärt. Das liegt unter anderem daran, dass durch die Klimaerwärmung Niederschlagsereignisse an Intensität gewinnen, weil mehr Feuchtigkeit in der wärmeren Atmosphäre gehalten wird. Und mehr Niederschlag bei kalten Temperaturen bedeutet mehr Schnee.

Klima lässt sich nur global verstehen

Dass es im Winter manchmal kälter wird als gewöhnlich, könnte durch die Klimakrise  ebenso verstärkt werden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits schmilzt in sehr kalten Regionen das Eis, was Wärme freisetzt und Winde beeinflusst. Die Prozesse dahinter hat die Klimaphysikerin Marlene Kretschmer belegt. Andererseits können Änderungen in einem Teil der Welt das regionale Klima in einem anderen Teil der Welt beeinflussen.

Globales Klima, regionale Auswirkungen

Ein Beispiel dafür wäre die Veränderung von bestimmten Luftströmungen, welche Auswirkungen auf Wetter und Klima entlang ihres gesamten Einflussgebietes haben. Wenn es also an einem Ort besonders kalt wird, kann das damit zusammenhängen, dass es an einem anderen, besonders warm ist. Die globale Durchschnittstemperatur berechnet sich allerdings aus allen Regionen – weswegen die Erderhitzung, auch dann noch signifikant sein könnte, wenn es bei uns heute kalt ist.

 

Alexandra Polic (Klimareporter.in)

 
 

Dieser Text ist Teil der Reihe "Klimamythen auf der Spur" in der wir Artikel der Klimajournalismus-Redaktion Klimareporter.in veröffentlichen.

Noch immer geistern im Diskurs um den Klimaschutz viele Mythen und Falschinformationen herum. Die jungen Journalist:innen von Klimareporter.in gehen der Sache auf den Grund. Sie finden heraus, was an den Argumenten dran ist und liefern dir die wichtigsten Fakten, um Klimamythen zu entkräften. Schreib uns gerne, welchen Mythos die Klimareporter:innen als nächstes aufklären sollen klimadialog@energyagency.at.

Veröffentlicht am 29.03.2024