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Vertrauen in der Klimakommunikation – warum es zählt und wie es gelingt

Kommunikation lebt von Beziehungen und gegenseitigem Vertrauen. Nur wenn Menschen Vertrauen haben, sind sie bereit, zuzuhören, sich auf Gespräche einzulassen und neue Sichtweisen zu akzeptieren. Doch wie können wir Vertrauen aufbauen?

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Vertrauen ist unverzichtbar für erfolgreiche Klimakommunikation.  Wer Menschen für Klimaschutz gewinnen möchte, muss sich also fragen: Wem vertrauen unsere Zielgruppen? Und wie können wir Vertrauen aufbauen? 

Grundsätzlich vertrauen wir Menschen, die wir als ehrlich, verlässlich, freundlich, konsistent, transparent, bodenständig und integer wahrnehmen. Vertrauen hat aber auch mit Identität zu tun – wir neigen dazu, jenen zu vertrauen, die uns ähnlich sind und bei denen wir das Gefühl haben, dass sie „auf unserer Seite“ stehen.

Vertrauen funktioniert nicht wie ein Schalter, den man einfach umlegt. Es entsteht allmählich – von anfänglicher Skepsis über vorsichtige Offenheit bis hin zu echter Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Menschen können einer Organisation oder Person also gar nicht, ein wenig, mehr oder fast vollständig vertrauen. Diese Abstufungen sind wichtig, um Reaktionen richtig zu verstehen. Fehlt das Vertrauen, stufen wir Botschaften als irrelevant ein – oder reagieren im schlimmsten Fall mit Ablehnung oder Aggression. Und das völlig unabhängig davon, wie fundiert die Argumente sind.

Wie können wir Vertrauen aufbauen?

1. Glaubwürdigkeit zeigen

Vertrauen entsteht, wenn wir als authentisch und glaubwürdig wahrgenommen werden. 

So geht’s:

  • Zeigen Sie, was Sie bewegt, sich für Klimaschutz zu engagieren: Erzählen Sie von Ihren ersten Berührungspunkten mit der Klimakrise, welche Klimaschutzmaßnahmen Sie umsetzen und wie Sie sich dadurch fühlen.
  • Versprechen Sie nicht mehr, als Sie halten können.
  • Gestehen Sie Unsicherheiten, Schwierigkeiten, Fehler und Ambivalenzen ein, das wirkt oft vertrauenswürdiger als perfekte Antworten. 

Nützliche Phrasen:

  • „Mir ist wichtig, dass Sie wissen, warum ich mich für dieses Thema einsetze.“  
  • „Ich habe auch nicht immer so gedacht, aber es änderte sich für mich als ich…“
  • „Es ist nicht immer einfach, allerdings …“

2. Zielgruppen kennenlernen 

Wer Vertrauen gewinnen möchte, muss seine Zielgruppe verstehen und gezielt ansprechen. 

So geht’s:

  • Führen Sie Gespräche und Befragungen durch: Welche Themen bewegen die Menschen? Welche Werte sind ihnen wichtig? Wo lassen sich Verbindungen zu Klimaschutzthemen herstellen?
  • Nutzen Sie die Ressourcen des Integral Instituts, der Statistik Austria oder der Ö3-Jugendstudie, um Ihre Zielgruppen besser kennenzulernen.

Nützliche Fragen:

  • „Gibt es etwas, das Ihnen im Leben besonders wichtig ist?“
  • „Wenn Sie an Ihre Zukunft denken – was hoffen Sie, wie sie aussieht?“
  • „Was gibt Ihnen Sicherheit oder Orientierung, wenn sich Dinge verändern?“
  • „Wo informieren Sie sich, wenn Sie etwas Neues erfahren möchten?“
  • „Gibt es Menschen oder Organisationen, deren Meinung Ihnen besonders wichtig ist?“

3. Empathie zeigen

Menschen vertrauen eher, wenn ihre Sorgen, Bedürfnisse und Lebensrealitäten respektiert werden.

So geht’s: 

  • Hören Sie aufmerksam zu, ohne gleichzeitig zu überlegen, wie Sie antworten könnten.
  • Nehmen Sie andere Perspektiven ernst und zeigen Sie Verständnis, dass Ihr Gegenüber eventuell andere Prioritäten hat oder Bedenken äußert.
  • Wiederholen Sie die Sorgen und Ängste Ihres Gegenübers, um diese anzuerkennen.

Nützliche Phrasen und Fragen:

  • „Ich verstehe, dass das für Sie eine große Umstellung bedeutet.“
  • „Es ist völlig nachvollziehbar, dass Sie dabei Bedenken haben.“
  • „Ich nehme Ihre Perspektive ernst und möchte darauf eingehen.“
  • „Wie denken Sie darüber? Wie würden Sie an das Problem herangehen?“
  • „Welche Fragen oder Bedenken haben Sie dazu?“

4. Verbindung schaffen

Gemeinsame Werte und Lösungen bilden die Brücke für Vertrauen.

So geht’s: 

  • Betonen Sie Gemeinsamkeiten und positive gemeinsame Ziele.
  • Erzählen Sie Geschichten, wo die Zuhörer:innen selbst die Hauptrolle spielen.

Nützliche Phrasen:

  • „Uns verbindet der Wunsch, dass unsere Gemeinde lebenswert bleibt.“
  • „Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn …“
  • „Gemeinsam können wir erreichen, dass …“

5. Mit Botschafter:innen zusammenarbeiten

Menschen schenken Menschen aus ihrem direkten Umfeld oft mehr Vertrauen als externen Fachleuten. 

So geht’s:

  • Beziehen Sie lokale Vorbilder mit ein.
  • Ermutigen Sie sie, ihre Erfahrungen zu teilen.
  • Machen Sie positive Beispiele sichtbar.

Nützliche Phrasen:

  • „Wenn Sie möchten, bringen wir Sie gern mit Menschen in Kontakt, die schon ähnliche Erfahrungen gemacht haben.“
  • „Herr/Frau XY hat diesen Schritt bereits gemacht – vielleicht ist das auch interessant für Sie.“
  • „Das zeigt, dass Veränderung machbar ist, ohne dass man alles auf den Kopf stellen muss.“

Vertrauen ist das Fundament erfolgreicher Klimakommunikation. Es entsteht nicht von heute auf morgen, sondern wächst durch Authentizität, Empathie und echte Begegnung. Wer zuhört, offen ist und die Menschen in ihrer Lebenswelt abholt, schafft nicht nur Akzeptanz für Klimaschutz – sondern auch die Basis für langfristige Zusammenarbeit.