Objekt des Monats 3/2023: Wohnhausanlage "Wientalterrassen"

Die Wohnhausanlage "Wientalterrassen" im 14ten Wiener Gemeindebezirk mit 295 Wohneinheiten deckt ihren Wärme- und Kühlbedarf zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie, die vor Ort gewonnen wird. Mit 927 Punkten erreicht das Projekt den klimaaktiv GOLD Standard.

Das Areal der „Wientalterrassen“ liegt im Westen Wiens zwischen der Westbahnstrecke und der Wiener Westausfahrt. Das Projekt ging als eines der beiden Siegerprojekte für das Gebiet Käthe-Dorsch-Gasse aus einem öffentlichen Bauträgerwettbewerb der ÖBB Immobilienmanagement GmbH und des wohnfonds_wien hervor. Im Herbst 2020 wurde mit dem Bau begonnen, Ende 2022 wurden die Wohnungen den Mieter:innen zur Nutzung übergeben.

Mit innovativen Wohnmodellen geht der gemeinnützige Bauträger "WBV-GPA – Wohnbauvereinigung für Privatangestellte" auf unterschiedliche Lebensstile ein. Das Angebot richtet sich mit 196 geförderten Mietwohnungen und 99 kleineren „SMART-Wohnungen“ vor allem an Alleinerziehende. Weiters beinhaltet das Projekt zwei Kinder- und Jugend-Wohngemeinschaften, zwei betreute Garçonnière-Verbünde für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ein Generationen verbindendes Tageszentrum des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser und ein weiteres Tagesbetreuungszentrum für Rollstuhlfahrende sowie Büroräume.

Architektur

Die drei quer zum Wienfluss liegenden Baukörper sind durch Bauteile miteinander verbunden. Auf der Nordseite, also zu den Gleisen der Westbahnstrecke hin, sind die insgesamt fünf klar gegliederten Baumassen durch drei Verbindungselemente zu einem langen Rücken verbunden. Die teils offenen und teils geschlossenen Höfe eignen sich zur Kommunikation und Interaktion im Freiraum. Die Wientalterrassen entstehen durch die Abtreppung der Baukörper nach Süden Richtung Wiental. Aufgrund der Begrünung der Höfe, der Dächer und der drei Gemeinschaftsterrassen entsteht eine vielfältige Flora, welche städtischen Hitzeinseln, die sich im Sommer bilden, entgegenwirken soll. Den Nutzer:innen stehen auf dem Areal 678 Fahrradabstellplätze zur Verfügung.

Westlich entstand fast zeitgleich der Bildungscampus „Wien West“ mit Kindergarten, Volksschule, Mittelschule, sonderpädagogischen Einheiten und einer Musikschule, in dem ebenfalls ein Energiekonzept ohne Einsatz fossiler Energieträger realisiert wurde.

Haustechnik

Das innovative, effiziente Energiekonzept ermöglicht eine von fossilen Brennstoffen unabhängige und nachhaltige Wärme-/Kälteversorgung der gesamten Wohnhausanlage.

Für die Temperierung der Räume sorgen Wärmepumpen und eine Niedertemperatur-Solaranlage, wobei die Wärme über die Aktivierung der Betondecken abgegeben wird. Im Sommer werden die Räume über die Decken gekühlt und die den Räumen entzogene Wärme im Erdreich rund um die Tiefensonden gespeichert. Eine zusätzliche Wärmeerzeugung inklusive Wärmeeinspeicherung in den Tiefensonden erfolgt über unverglaste Niedertemperatur-Solarabsorber und über einen im Erschließungsweg verbauten Asphaltkollektor. Sie verbessern in der Übergangszeit den Wirkungsgrad der Wärmepumpen und tragen im Sommer zur vollständigen Regenerierung des Erdsondenfelds bei. Das Warmwasser wird mittels Abwasserwärmerückgewinnung und Wärmepumpen aufbereitet. Die Stromversorgung erfolgt über eine PV-Anlage sowie aus dem öffentlichen Netz.

Für F. Pranckl, dem für Projektmanagement und Generalplanung zuständigen Generaldienstleister, stellt „diese Art der Wärme- bzw. Energieversorgung einen Meilenstein in Richtung des kostengünstigen Wohnens dar, da nicht nur die Mieten, sondern auch die laufenden Kosten für Heizung und Warmwasser minimiert werden können.“

Projektbeteiligte

  • Bauherrenschaft: WBV-GPA – Wohnbauvereinigung für Privatangestellte
  • Architektur: Architekturteam Arch. C. Lechner & Partner ZT GmbH / Berger + Parkkinen Architekten ZT GmbH
  • Bauphysik: Schöberl & Pöll GmbH
  • klimaaktiv Zertifizierung: Schöberl & Pöll GmbH
  • Haustechnik-Planung: HTB-Plan-Haustechnik Planungs GmbH
  • Statik: Gmeiner Haferl ZT GmbH
  • Landschaftsplanung: Atelier für Landschaft Lindle + Bukor
  • Soziale Nachhaltigkeit: DI Dr. Joachim Brech
  • Generalplaner: GPA-Planungsgesellschaft mbH
Veröffentlicht am 08.03.2023