© Philipp Grausam

Sanieren vermag zu inspirieren

Vom 70er-Haus zum Niedrigenergiehaus

Bei Vera W. treffen innovative Technik und nachhaltiges Wohnen aufeinander. Durch eine umfassende Sanierung, eine Wärmepumpe, eine PV-Anlage, eine Grundrissmodernisierung, einen bewussten Umgang mit Ressourcen und hitzepräventive Maßnahmen im Garten wurde das Zuhause zukunftsfit gemacht.

© Philipp Grausam

klimaaktiv hat Menschen aus der Community eingeladen, ihre persönlichen Klimaschutzmaßnahmen aus dem Alltag zu teilen. Im Mittelpunkt stehen echte Beispiele aus dem Privatbereich, die zeigen, wie Klimaschutz zu Hause umgesetzt werden kann. 

Von Vera W. erfahren wir, wie durch eine umfassende Sanierung, eine Wärmepumpe, eine PV-Anlage, eine Grundrissmodernisierung, einen bewussten Umgang mit Ressourcen und hitzepräventive Maßnahmen im Garten das eigne Zuhause zukunftsfit gemacht werden kann.

Kurzbeschreibung des Projekts

  • Einfamilienhaus mit 2 Personen in Niederösterreich
  • Wärmedämmung (Gebäudehülle, Dachboden und Kellerdecke) und Fenstertausch
  • PV-Anlage mit 20 kW Speicher
  • Von der Gastherme zur effizienten Wärmepumpe

Was haben Sie im Detail gemacht?

In den letzten 15 Jahren haben wir unser Einfamilienhaus aus den 1970er Jahren umfassend saniert. Hier sind die wichtigsten Maßnahmen, die wir durchgeführt haben:

  • Thermische Sanierung: Wir haben die Gebäudehülle wärmegedämmt, die Fenster ausgetauscht und die alten Glasbausteine entfernt.
  • Grundriss-Modernisierung: Die Wohn-Etage wurde zu 90 % entkernt. Die Sanitärräume haben wir näher an die Heizungszentrale verlegt, um die Zirkulationsleitung zu eliminieren.
  • Dämmung: Die Kellerdecke und der unausgebaute Dachboden wurden isoliert, um Wärmeverluste zu minimieren.
  • Gartenaufwertung: Wir haben zehn große Bäume gepflanzt, die als Sichtschutz und Schattenspender dienen. Außerdem haben wir Hochbeete aus alten Baupfosten gebaut und letztes Jahr saniert, um unsere Selbstversorgung zu verbessern.
  • Dachsanierung und Photovoltaik: 2022 haben wir das Dach erneuert und ausgebaut, wo zuvor der Rohdachboden war. Gleichzeitig haben wir eine Photovoltaikanlage mit 22 kW Speicher installiert. Die alte Dämmung des Dachbodens haben wir an unsere Nichte weitergegeben, die damit die oberste Geschossdecke ihres Hauses gedämmt hat.
  • Heizung und Warmwasser: 2015 haben wir unsere Gastherme reparieren lassen, die dann noch fünf Jahre einwandfrei funktionierte. 2020 haben wir sie durch ein Brennwertgerät für die Heizung und eine Luftwärmepumpe für die Warmwasserbereitung ersetzt. Die kühle Abluft nutzen wir jetzt zur Kühlung des Vorratsraums und zur Entfeuchtung der Waschküche und des Kellerbads.
  • Erneuerung der Außenanlagen: Ende 2023 haben wir die Gastherme gegen eine hocheffiziente Luftwärmepumpe ausgetauscht und eine große Regenwasserzisterne installiert. Dabei haben wir die Gelegenheit genutzt, während der Gartenarbeiten gleich alles in einem Zug zu erledigen.

Durch diese Maßnahmen haben wir unser Haus fast auf den Standard eines Niedrigenergiegebäudes gebracht. Wir sind stolz auf unseren Beitrag zum Klimaschutz und genießen nun eine deutlich verbesserte Wohnqualität.

Wer oder was hat sie motiviert?

Wir beschäftigen uns viel mit Klimaschutz und was jeder Einzelne dazu beitragen kann. Wir sind der Meinung, nur wer mit gutem Beispiel vorangeht, kann auch andere inspirieren.

„Kopf hoch - am Ende wird alles gut. Trau Dich auch Innovationen einzusetzen, auch wenn es bei den Professionisten oft Überzeugungsarbeit bedarf, am Ende lohnt es sich.”

Highlights und Erfolgserlebnisse

Ein besonderes Highlight in unserem Haus ist der Vorratskeller, der durch die genannten Maßnahmen optimal gekühlt ist und perfekt für die Lagerung unserer Vorräte geeignet ist. Für uns ist es wichtig, positiv und motiviert an Projekte heranzugehen und unser Wissen zu teilen. Beispielsweise fermentiere ich seit etwa fünf Jahren und stelle viele Lebensmittel selbst her, wie Joghurt, Gemüse, Kombucha, Wasser- und Milchkefir sowie Essig. Obst aus unserer Hochbeet‑Produktion oder Saisonales vom Markt werden eingekocht. Mit dieser Begeisterung konnte ich auch mein Umfeld anstecken. Es freut uns, wenn Freunde und deren Kinder durch unser Wissen inspiriert werden, Veränderungen in ihrem Alltag vorzunehmen. So stellen die Nachbarstöchter nun selbst Essig und Joghurt her, machen Wasserkefir, kochen ein und haben Hochbeete aus Restmaterial gebaut.

Wie lange dauerte die Umsetzung des Projektes?

Schritt für Schritt wurden die einzelnen Maßnahmen innerhalb von 15 Jahren realisiert.

Welche Vorteile brachte das Projekt mit sich?

Definitiv verbesserte Lebensqualität: Im Sommer bleiben unsere Räume angenehm kühl, ganz ohne Klimaanlage, und im Winter genießen wir eine behagliche Wärme, dank unserer Luft-Wärmepumpe und der niedrigen Heizkurve. Unser Garten ist ein kleines Paradies – die Hitze lässt sich wunderbar auf der Terrasse unter den Schatten spendenden Bäumen aushalten. Dazu kommt das beruhigende Plätschern unseres Mini-Fisch-Teichs. Im Vergleich dazu ist es im Hochsommer unter den Sonnenschirmen auf dem südseitigen Balkon unerträglich.

Die Energieautarkie, die wir etwa zwei Drittel des Jahres erreichen, bereitet uns an sonnigen Tagen große Freude und gibt uns das gute Gefühl, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende zu leisten.

Welche besonderen Herausforderungen traten auf und wie haben Sie diese gemeistert?

Naja, derer gab es viele. Aber zum Glück vergisst der Mensch und die Freude am Schönen lässt so manches wieder vergessen.  Gemeistert haben wir es gemeinsam - durch gezielten Wissensaufbau und "darüber reden", mehrmaligem Evaluieren und erst danach entscheiden.

Durch unsere eigene Recherche, insbesondere zur Luft-Wärmepumpe (LWP), konnten wir unseren Installateur von der noch wenig bekannten − in Österreich produzierten −Lamda-LWP überzeugen. Dieses in Tirol hergestellte Produkt war uns wichtig, um die Wertschöpfung in Österreich zu erhalten, auch wenn es etwas teurer war. Wir stehen nun interessierten Kunden unseres Installateurs als "Musteranwender" und Sparring-Partner zur Verfügung, um weitere Haushalte für diese nachhaltige Lösung zu gewinnen.

Wie hoch waren die Gesamtkosten, und wurde das Projekt über Förderungen mitfinanziert?

Aufgrund der vielen Maßnahmen kaum mehr zu beziffern. Geschätzt 350.000−400.000 Euro.

Sanierungsförderung vom Land Niederösterreich, Kesseltausch-Förderung des Bundes. PV & Stromspeicher-Förderung wurde ebenfalls in Anspruch genommen. 

 

Erfahren Sie mehr

Ein Mann mit einer Schubkarre steht vor einem Haus, das gerade saniert wird. Eine Frau sitzt mit Baby auf Dämmstoffen und schaut dem Mann zu. © BMK/Philipp Grausam
Ihr Weg zum energieeffizienten Zuhause

Sanieren

Erfahren Sie, wie Sie Ihr Haus energetisch sanieren, den Wohnkomfort erhöhen und langfristig Energie und Kosten sparen.
Tippende Finger auf einem Laptop © iStock.com/Suchat longthara

Förderungen & Beratung

Profitieren Sie von aktuellen Förderungen und deutlich niedrigeren, kalkulierbaren Heizkosten
Frau repariert Heizkörper © iStock.com/sturti

Heizung tauschen

Wir zeigen Ihnen, worauf Sie beim Heizungstausch achten sollten und welche Förderungen in Frage kommen.
Ein Mann schaut verdutzt in ein Notizblock den ihm eine andere Person präsentiert. © iStock.com/VukSaric

Energieberatungsstellen

Energieberater:innen stehen Ihnen bei Entscheidungen in den Bereichen thermische Sanierung, Heizungstausch, Photovoltaikanlage, Elektromobilität zur Seite.