Objekt des Monats 1/2017: Bezirkshauptmannschaft St. Pölten

Die BH St. Pölten wurde um einen dreigeschossigen Zubau erweitert, das Hauptgebäude umfassend saniert und mit dem Neubau verbunden. Der Neubau wurde als Plusenergiehaus konzipiert und erreicht mit 1000 Punkten klimaaktiv GOLD Standard.

In der neuen Bezirkshauptmannschaft St. Pölten werden ab 2017 rund 215 Personen arbeiten. Das Land Niederösterreich entschied sich, die Bezirkshauptmannschaft zu einem gut zugänglichen, barrierefreien und freundlichen Servicecenter umzubauen. Das Hauptgebäude stammt aus dem Jahr 1905. Der Neubau wurde parallel zum bestehenden Haupthaus errichtet. Im 1. Stock gibt es einen Verbindungsgang, er beherbergt Dienststellen der Bezirkshauptmannschaft wie auch das Gebietsbauamt III. Kurze Wege ermöglichen einen wirtschaftlichen Ablauf.

Das Erscheinungsbild des Gebäudes mit den weißgoldenen Fassadenelementen orientiert sich am Bestand, an der Umgebung, insbesondere an den Oberflächen der angrenzenden Gebäude des Bistum St Pölten. Der Multifunktionsraum im Erdgeschoß ist auch extern über den neuen Zugang im Süden benutzbar. In den Büros wurde auf abgehängte Decken verzichtet, um eine „passive Aktivierung der Speichermasse“ zu ermöglichen. Als akustische Maßnahmen wurden örtlich perforierte Systemtrennwände, Wandpaneele, bzw. Teppichböden gewählt.

Die intuitive Orientierung ist durch die Anbindung der Gänge an die Außenhaut gegeben. Im Mittelteil dienen Gangerweiterungen als Wartebereiche und Begegnungszonen. Vor dem Eingangsbereich befinden sich Fahrrad- sowie Pkw-Abstellplätze. Eine Garage im Untergeschoß schafft Platz für 37 Autos.

Die wärmetechnische Versorgung des Neubaus erfolgt über Grundwasserwärmepumpen. Zur Wärmeabgabe in allen Büro- und Verwaltungsbereichen vom Erd- bis zum zweiten Obergeschoß wurde eine Fußbodenheizungsanlage ausgeführt. Aufgrund des geringen Warmwasserbedarfs in den Büro- und Allgemeinbereichen wird eine dezentrale Warmwasser-Bereitung über elektrisch betriebene Kleindurchlauferhitzer vorgesehen. Für den Küchenbetrieb wurden Frischwassermodule erstellt – die Warmwasser-Temperatur ist mit max. 42°C festgelegt. Zur Sicherstellung eines möglichen WW-Verbrauchs in der Küche von ca. 600lit/Tag ist eine Heizleistung von 10kW bei einem Heizungsvorlauftemperaturniveau von max. 45°C (Wärmepumpenbetrieb) erforderlich. Zur Nutzung der Abwärme aus der gewerblichen Kälteanlage (auch während der Sommermonate) gib es einen Wärmerückgewinnungsspeicher (ca. 850lit).

Die Be- und Entlüftung von diversen Gebäudeabschnitten erfolgt durch mechanische Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Zur Vorerwärmung im Winter bzw. Teilentfeuchtung der Außenluft im Sommer dient ein Grundwasser-Wärmetauscher in der Frischluftleitung. Der erreichbare Grad der Entfeuchtung ist jedoch stark von den vorhandenen Grundwasserressourcen abhängig – projektiert ist ein zusätzlicher Grundwasserbedarf von ca. 5 l/s (bei Vollbetrieb aller Großlüftungsanlagen) bei einer verbleibenden Restfeuchte von ca. 12g/kg Luft (in Anlehnung an die EN 15251).

„Als letztes Neubauprojekt der Modernisierungsoffensive aller 20 Bezirkshauptmannschaften in NÖ war es uns besonders wichtig, ein Gebäude zu planen und zu errichten, das nicht nur den architektonischen und funktionellen Herausforderungen genügt, sondern auch hinsichtlich Nachhaltigkeit einen Meilenstein setzt. Deshalb gab das Land NÖ vor, neben Passivhausqualität auch Plusenergiehausstandard zu realisieren und die Erreichung dieser Ziele mittels PHPP-Berechnung (Passivhausprojektierungspaket) zu bestätigen. Darüber hinaus wird mit Unterstützung der Büros e7 und BauXund eine ÖGNI-Zertifizierung nach dem Level „Platin“ angestrebt.“, so DI Karl Dorninger, Land NÖ, Gebäudeverwaltung.

BH St.Pölten, Am Bischofteich 1, 3100 St. Pölten

Bauherr: Land NÖ, Gebäudeverwaltung
Architektur: Maurer & Partner ZT GesmbH
Bauphysik: zt-moser e.U. - Ingenieurkonsulent für Bauingenieurwesen
Haustechnikplanung: tk11 Gebäudetechnik e.U.
Plausibilitätsprüferin: Maria Fellner, IBO

Veröffentlicht am 09.01.2017