Die Psychologie der Klimakrise

Wieso klaffen bei der Klimakrise Wissen und Handeln so oft auseinander, obwohl die Kosten des Nicht-Handelns um ein Vielfaches höher sind? Welche oft unbewussten Faktoren beeinflussen unser Umweltverhalten und wie schafft man es trotzdem, den inneren „Umweltschweinehund“ zu überlisten? Nachlese des Webinars mit Dr. Isabella Uhl-Hädicke.

Während Klimakommunikator:innen lange davon ausgegangen sind, dass vor allem ein Informationsdefizit den notwendigen Wandel zu Nachhaltigkeit verhindern würde, bietet uns die Umweltpsychologie ein tieferes und differenziertes Verständnis, welche Faktoren menschliches Handeln beeinflussen. Dazu gehören unter anderem unsere Werte, unser Selbstbild, Gefühle, die sozialen Normen der Gruppen, der wir uns zugehörig fühlen, sowie unsere Erfahrungen und Erwartungen.

So „übersehen“ Menschen zum Beispiel selbst existentielle Bedrohungen wie den Klimawandel, wenn sie keinen Bezug zu ihrer eigenen Lebensrealität erkennen können und sich in ihren Wertvorstellungen nicht angesprochen fühlen. Und auch wenn wir Menschen die Bedrohung der Erderhitzung erkannt haben, bedeutet dies nicht, dass wir dann automatisch klimafreundlich handeln. Bedrohliche und angsteinflößende Informationen können nämlich auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen: Anstatt direkt auf die Gefahr zu reagieren, zeigen wir dann häufig symbolische Reaktionen, die keinerlei Bezug zur Gefahr aufweisen, wie zum Beispiel verstärkten Ethnozentrismus. Haben wir außerdem nicht das Gefühl, dass unsere Handlungen auch tatsächlich etwas bewirken können, sind wir geneigt, die Furcht vor der Gefahr zu verdrängen anstatt gegen die Gefahr selber vorzugehen.

Diese Erkenntnisse liefern wichtige Hinweise, wie wir die Gefahren des Klimawandels und Wichtigkeit von Klimaschutz effektiver kommunizieren können. So stoßen Botschaften eher auf Gehör, wenn sie konkret Bezug auf die Lebensrealität der Zielgruppe nehmen und dessen Werte ansprechen. Und auch wenn es wichtig ist, dass Klimakommunikator:innen ein Problembewusstsein für die Gefahren des Klimawandels und die Dringlichkeit von ambitionierten Maßnahmen schaffen, sollten angsteinflößende Botschaften so vorsichtig dosiert und stets mit konkreten Handlungsmöglichkeiten verknüpft werden, damit diese kein Ohnmachtsgefühl auslösen. Wenn es wiederum darum geht, Menschen einzuladen, ihr Verhalten zu ändern, schaffen finanzielle Anreize oft keine nachhaltigen Veränderungen, soziale Normen jedoch umso mehr. Daher ist es wichtig, Klimaschutzinitiativen und klimafreundliches Verhalten sichtbar zu machen und soziale Normen zu kommunizieren, wenn sie das gewünschte Verhalten unterstützen.

Weitere spannende Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Videoaufnahme des Webinars. 

Veröffentlicht am 12.04.2022

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