Wandel mit Hand und Fuß – alles rund um den Klima-Handabdruck

Sie wollen wissen, wie klimaverträglich Ihr Lebensstil ist? Die erste Antwort darauf ist meist der Fußabdruck-Rechner. Aber haben Sie schon vom Konzept des Handabdrucks gehört? Brigitte Grahsl ist Expertin für Klimakommunikation bei klimaaktiv. Sie beantwortet alle wichtigen Fragen dazu und erklärt, weshalb der Handabdruck in vielen Punkten gegenüber dem Fußabdruck die Nase vorne hat.

Was ist der Handabdruck?

Der Handabdruck belohnt positives soziales oder ökologisches Engagement. Er motiviert, Hand anzulegen, also sich im Sinne der Klimawende für nachhaltige Strukturen, Gesetze, Regeln und Rahmenbedingungen einzusetzen. Damit wir alle ohne großen Aufwand klimafreundlich leben können.

Wie kann ich meinen Handabdruck vergrößern?

Das hängt davon ab, auf welche Handlungsebenen man Einfluss nehmen kann und wo die persönlichen Stärken liegen. Ein Hebel für Veränderung in der Schule ist zum Beispiel die Berufsberatung – hier könnten sich Schüler:innen, Lehrer:innen oder Eltern dafür einsetzen, dass diese zukunftsfähige Inhalte abdeckt. Ein anderes Beispiel wäre die Schul-, Uni- oder Arbeitskantine, die nur noch biologisches und saisonales Essen und mehr vegetarische und vegane Speisen anbietet. Die Website Handabruck.eu bietet eine spannende Ideensammlung.

Warum bietet der Handabdruck eine wichtige Ergänzung zum Fußabdruck?

Das Konzept des CO2-Fußabdrucks gibt eine gute Orientierung, was wir als Individuen tun können. Solche Bemühungen sind gut und wichtig, allerdings stößt man schnell an seine Grenzen. Sei es, wenn die klimafreundliche Option umständlich, teuer oder nicht verfügbar ist, oder wenn man bei Produkten nur schwer nachvollziehen kann, was jetzt tatsächlich gut fürs Klima ist. Selbst wenn man sich radikal einschränkt, ist es bei uns in Österreich unmöglich, den Fußabdruck auf Null oder Paris-konforme 1,5t CO2-Äquivalente zu verkleinern. Der Grund: die Strukturen lassen es nicht zu. Das kann leicht zu Frustrationen führen.

Das Konzept des Handabdrucks lädt dazu ein, genau diese Strukturen aufzubrechen und zu verändern. Damit ein klimafreundlicher Lebensstil leichter fällt und schlussendlich zum Standard wird.

Welche Vorteile bietet der Handabdruck aus Sicht der Klimakommunikation?

Der Fußabdruck hebt die negativen Auswirkungen des eigenen Handelns hervor. Die Kernbotschaft lautet: Abstriche machen und verzichten. Beim Handabdruck liegt der Schwerpunkt dagegen auf den positiven Auswirkungen unserer Tätigkeiten. Die Kernbotschaft hier: größer und mehr ist besser. Motivationstechnisch hat der Handabdruck also klar die Nase vorn.

Der Fußabdruck sieht den Hebel zu Veränderung bei intelligenten Konsumentscheidungen und positioniert Klimaschutz als individuelle Aufgabe. Im Gegensatz dazu spricht der Handabdruck Menschen in ihrer Rolle als aktive Bürger:innen an und lädt sie ein, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren. Klimaschutz wird also zu einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung, die wir gemeinsam angehen müssen.

Beispiele für den Klima-Handabdruck nach Zielgruppe
Haushalte Zuständige Politiker:innen bezüglich der Errichtung von Fahrradständern anschreiben
Gemeinden PV-Anlagen auf Gemeindebauten installieren
Unternehmen Mobilitätsmanagement für Mitarbeiter:innen: Jobrad und Jobticket einführen
Bildungseinrichtungen Vegane und vegetarische Speisen in der Mensa anbieten
Vereine Fahrgemeinschaften und Tauschbörsen organisieren

 

Veröffentlicht am 19.02.2024