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Altenburg, Austria - July 1, 2016: Altenburg botanical gardens, near Altenburg abbey, Lower Austria

Der Wert von Bäumen für Gemeinden

Die Auswirkungen des Klimawandels und zunehmender Bodenversiegelung machen sich immer stärker bemerkbar. Deshalb rücken Bäume und naturnahe Flächen in den Fokus einer zukunftsorientierten Gemeindepolitik. Holen Sie sich Tipps, wie Bäume erhalten und Stadtbegrünung gefördert werden kann.

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Altenburg, Austria - July 1, 2016: Altenburg botanical gardens, near Altenburg abbey, Lower Austria

Ob in kleineren Gemeinden oder in Städten – Grünräume sind mehr als nur Zierde. Sie sind Orte der Begegnung und Erholung und Lebensraum für eine vielfältige Natur. In einer Zeit, in der sich die Auswirkungen des Klimawandels und zunehmender Bodenversiegelung immer stärker bemerkbar machen, rücken Bäume und naturnahe Flächen in den Fokus einer zukunftsorientierten Gemeindepolitik. Denn was heute gepflanzt wird, schützt morgen vor Hitze, spendet Lebensqualität und erhöht die Biodiversität.

Doch vielerorts stehen Bäume und Grünflächen unter Druck: Bauprojekte, Parkplatzbedarf oder fehlende Pflegekonzepte führen dazu, dass wertvolle Bäume gefällt und Flächen versiegelt werden. Dabei tragen vor allem alte Bäume zur Luft- und Lebensqualität in Gemeinden bei. Im Gespräch mit Alexander Spechtenhauser vom Institut für Baumgesundheit konnten wir die Bedeutung von Bäumen für den Stadtraum und Gemeinden beleuchten.

Die unterschätzte Rolle von Bäumen in unseren Gemeinden

Bäume und Grünflächen tragen zu einer hohen Lebensqualität in Gemeinden bei. Bäume spenden Schatten, kühlen durch Verdunstung die Umgebung und filtern Feinstaub aus der Luft, womit sie einen wichtigen Beitrag zur Klimawandelanpassung leisten. Grünflächen bieten Räume für die Bevölkerung, um zu verweilen, sich zu bewegen und sich auszutauschen. Gerade auf Wegen, die häufig zu Fuß zurückgelegt werden, sorgen Bäume dafür, dass dies auch bei steigenden Temperaturen möglich bleibt. Sie mildern die Hitzebelastung, was besonders für vulnerable Gruppen wie ältere Menschen und kleine Kinder wichtig ist. Auch Fassadenbegrünungen helfen, da sie wie Klimaanlagen wirken und vor allem die Erhitzung von Oberflächen verhindern. 

Auch für die Natur sind Bäume und Grünflächen essenziell, da sie Lebensraum für Insekten und Vögel bieten und die Artenvielfalt erhalten und fördern. Vor allem alte Bäume bieten verschiedensten Organismen Lebensraum, Nahrung und Brutstätten. Darüber hinaus spielen Grünflächen eine zentrale Rolle im Wassermanagement, da unversiegelte Flächen Regenwasser aufnehmen und die Kanalisation entlasten – ein großer Vorteil in Zeiten extremer Wetterereignisse. 

Trotz ihres großen Nutzens wird dem Thema Begrünung oft mit Zurückhaltung begegnet. Es bestehen praktische, finanzielle und organisatorische Herausforderungen, die im kommunalen Alltag eine Rolle spielen. Pflege- und Kostenaufwand, etwa für Baumschnitt, Kontrollen oder Ersatzpflanzungen, belasten die Gemeindekasse. Auch Haftungsfragen bei Sturmbruch oder Wurzelschäden sorgen für Unsicherheit. In wachsenden Gemeinden konkurrieren Grünflächen zudem mit Bauprojekten, Parkplätzen oder Infrastrukturmaßnahmen – der kurzfristige Nutzen von Versiegelung scheint oft greifbarer als der langfristige Wert von Begrünung. Hinzu kommen fehlende personelle Ressourcen und ein mangelndes Bewusstsein für die strategische Bedeutung von Grünräumen, insbesondere wenn diese nicht aktiv eingefordert oder politisch priorisiert werden.

„Der Wert von alten Bäumen für unsere Gesellschaft ist nicht in Zahlen zu fassen, aber doch unbezahlbar.”

Wie können Gemeinden den Erhalt von Bäumen und Stadtbegrünung fördern?

Es gibt zahlreiche Wege, wie Gemeinden diesen Herausforderungen begegnen können. Ein zentraler Ansatz ist das langfristige Denken – denn die Folgekosten von Hitze, Überschwemmungen oder gesundheitlichen Belastungen übersteigen oft die Pflegekosten von Grünflächen. Außerdem kann durch die Einbindung von Bürger:innen über Mitmachprojekte wie Baumpatenschaften, Pflanzaktionen oder Gemeinschaftsgärten der Grünraum in Gemeinden gemeinsam gepflegt und gestaltet werden. 

Alexander Spechtenhauser gibt einige Tipps aus seiner Erfahrung als Baumsachverständiger in Tirol: 

Grünflächen naturnah gestalten, was sie pflegeleicht macht und die Biodiversität steigert

Durch eine naturnahe Gestaltung von Flächen können Gemeinden Zeit, Geld und Materialaufwand sparen. Dies kann zum Beispiel eine Wiese sein, die nicht gemäht wird und damit einer Vielzahl an Pflanzen und Insekten ein Zuhause bietet. Wichtig ist dabei, dies an die Bevölkerung zu kommunizieren, damit sie weiß, warum in bestimmten Bereichen nicht gemäht wird. Ein Hinweisschild reicht oft schon aus und sensibilisiert die Bevölkerung.

Baumgutachten bei alten Bäumen durchführen, anstatt sie zurückzuschneiden oder zu fällen

Zu den wichtigsten Elementen in der Natur zählen alte Bäume. Studien haben gezeigt, dass in alten Bäumen bis zu 2.000 verschiedene Organismen leben können. Viele Arten wie Fledermäuse, Spechte, Käfer und andere Insekten sowie seltene Flechten und Pilze können nur im alten Holz von Bäumen ihren Lebensraum finden. Aus diesem Grund ist der Erhalt von alten Bäumen sehr wichtig. Oft wird allerdings ein großer alter Baum automatisch als eine Gefahrenquelle gesehen. Durch eine fachlich fundierte Baumkontrolle oder eine Baumbegutachtung können viele unbegründete Schnitte und (Angst-)Fällungen verhindert werden und die Biodiversität erhalten bleiben.

Bestehendes Grün und erhaltenswerte Bäume in die Neugestaltung von Bereichen integrieren

Bei der Umgestaltung von Flächen werden oft Bäume gefällt mit der Absicht, später einen neuen Baum an der Stelle zu pflanzen. Allerdings braucht es viele Jahrzehnte, bis ein junger Baum den ökologischen und klimatischen Wert eines alten Baumes ersetzen kann. Deshalb sollten bestehende Bäume von Anfang an in die Umgestaltung von Flächen mit eingeplant werden. 

Gut zu wissen: Die ÖNORM B1121 „Schutz von Gehölzen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen“ beschreibt, wie Bäume umfassend geschützt werden können, während das Umfeld neu gestaltet wird.

Regelmäßige Kontrolle und Pflege öffentlicher Bäume an Straßen, Spielplätzen, Schulhöfen

In Österreich ist die Verkehrssicherungspflicht in Bezug auf Bäume gesetzlich geregelt. Wer einen Baum besitzt oder verwaltet, muss sich darum kümmern, dass von ihm keine Gefahr ausgeht. Diese Verkehrssicherungspflicht richtet sich nach der Sicherheitserwartung. Zum Beispiel ist im Wald mitten im Bestand keine Kontrolle notwendig, im Park einer Gemeinde allerdings schon. Dort muss eine jährliche Baumkontrolle durchgeführt werden, um mögliche Gefahrenquellen auszuschließen.

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