Der klimaaktiv Siedlungsstandard
Der klimaaktiv Standard für Siedlungen und Quartiere ist ein österreichischer Qualitätsstandard, der die Nachhaltigkeit von größeren Bauvorhaben mit Fokus auf Klimaneutralität und Lebensqualität sicherstellt. Anhand von sechs Handlungsfeldern werden die Bauvorhaben bewertet.
Die sechs Handlungsfelder des Siedlungsstandards
Erfolgreiche Siedlungs- und Quartiersentwicklungen in ländlichen und urbanen Gebieten zeichnet eines aus: Sie beeinflussen die umliegende Ortschaft beziehungsweise den umliegenden Stadtteil nachhaltig positiv. Damit das gelingt, stellt der klimaaktiv Siedlungsstandard das Thema Städtebau in den Mittelpunkt. Weitere Aspekte berücksichtigen sowohl die Qualität der Infrastruktur (Mobilitätsinfrastruktur, Energie- und Wasserversorgung, Gebäude) als auch die Qualität der Planung (unter anderem Organisationsstrukturen, Zielsetzungen, Beteiligungsformate).
Der klimaaktiv Kriterienkatalog für Siedlungen und Quartiere fasst alle relevanten Kriterien zusammen und ist öffentlich zugänglich und kostenfrei verfügbar. Die Kriterien sind in sechs Handlungsfelder gegliedert. In jedem Handlungsfeld haben österreichische Gemeinde- und Städteverantwortliche, Projektentwickler:innen und Bauträger sowie Beratende und Planende bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Hier finden Sie – strukturiert nach Handlungsfeld – eine Auswahl an Beispielen, wie jedes Handlungsfeld in der Praxis umgesetzt werden kann.
Management
Eine Projekt- oder Steuerungsgruppe mit klaren Verantwortlichkeiten bildet die Basis für Zielfestlegung und Aktivitäten. In diesem Handlungsfeld sind Kriterien für die Projektorganisation, Zielbeschreibung und Zielvereinbarung festgelegt.
Wenn Planende, Beratende, Projektentwickler:innen und Bauträger sowie Gemeinde- und Städteverantwortliche gemeinschaftlich an einem Projekt arbeiten, wird daraus ein Erfolgsprojekt. Die Ausprägungen der Zusammenarbeit können dabei recht unterschiedlich sein und reichen von der klassischen Steuerungsgruppe (in der Regel bestehend aus Bauträger und Gemeinde) bis hin zum soziokratisch organisierten Lenkungskreis. Der soziokratische Ansatz basiert auf den vier Prinzipien Konsens, Kreisorganisation, doppelte Verknüpfung und offene Wahl.
- Projekte mit kompakter Steuerungsgruppe: Quartier Campagne, Burgfriedsiedlung
- Projekte mit moderierter Steuerungsgruppe: Sonnengarten Limberg, Wir inHAUSer, Quartier 12, GNICE
- Projekte mit Lenkungskreis: KooWo
In der Praxis werden die gemeinschaftlich erarbeiteten Projektziele in unterschiedlichen Detailtiefen entwickelt, festgelegt und fortgeschrieben. Die Bandbreite reicht von allgemeinen Zielbeschreibungen auf Gemeinde- beziehungsweise Stadtebene (zum Beispiel Masterpläne, Leitfäden) bis hin zur konkreten Beschreibung von qualitativen und quantitativen Zielsetzungen für einzelne Bauprojekte. klimaaktiv bietet für die Beschreibung von qualitativen und quantitativen Zielsetzungen den Entwurf einer Qualitätsvereinbarung an, in der die Qualitäten zu den relevantesten Themenfeldern strukturiert beschrieben, festgelegt und fortgeschrieben werden können.
- Projekte mit allgemeinen Zielbeschreibungen: KooWo, Quartier Campagne, Burgfriedsiedlung
- Projekte mit konkreten Qualitätsvereinbarungen: Sonnengarten Limberg, Wir inHAUSer, Quartier 12, GNICE
Sind die Ziele erst einmal festgelegt, gibt es viele Möglichkeiten, sie im Entwicklungs-, Planungs-, Umsetzungs- und Nutzungsprozess zu berücksichtigen. Die Möglichkeiten reichen von Gemeinderatsbeschlüssen über gut organisierte Wettbewerbe bis hin zu zivilrechtlichen städtebaulichen Verträgen beziehungsweise Ergänzungen in Miet- und Kaufverträgen. klimaaktiv bietet zu den einzelnen Instrumenten Entwürfe und Textbausteine an, sodass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden können, die gemeinschaftlich festgelegten Qualitäten von der ersten Idee bis hin zur Nutzung zu halten.
- Projekte, bei welchen relevante Qualitätskriterien in Gemeinderatsbeschlüssen berücksichtigt wurden: Sonnengarten Limberg, Wir inHAUSer
- Projekte, bei welchen relevante Qualitätskriterien in den städtebaulichen Wettbewerben berücksichtigt wurden: Quartier Campagne, Burgfriedsiedlung, GNICE
- Projekte, bei welchen relevante Qualitätskriterien in zivilrechtlichen städtebaulichen Verträgen berücksichtigt wurden: Quartier 12
- Projekte, bei welchen relevante Qualitätskriterien in Miet- und Kaufverträgen berücksichtigt wurden: KooWo
Kommunikation
Mit professionellen Kommunikationsaktivitäten werden gemeinsam mit allen Beteiligten die vorhandene Potenziale identifiziert und gehoben. In diesem Handlungsfeld sind Kriterien für die Kommunikation während aller Phasen eines Siedlungsprojekts festgelegt.
In den ausgezeichneten Erfolgsprojekten kamen in der Anfangsphase unterschiedliche Arten der Kommunikation zum Einsatz. Diese reichen von kooperativen Planungsprozessen in der Entwicklungsphase (unter anderem offene Ideenwerkstatt und vertiefende Planungsworkshops) bis hin zu Bürger:innen-Sprechstunden, Baustellenfesten und Schnuppertagen in der Planungs- und Umsetzungsphase. Viele Projektgruppen holen sich für die Entwicklung und Umsetzung der erfolgversprechendsten Formate oder für das Management des gesamten Kommunikationsprozesses Unterstützung in Form einer sozialplanerischen Begleitung durch Soziolog:innen. Parallel dazu unterstützt die Gemeinde/Stadt die Informations- und Kommunikationsaktivitäten entsprechend den rechtlichen Vorgaben.
- Projekte, welche hauptsächlich Formate wie Bürger:innen-Sprechstunden, Baustellenfeste und Schnuppertage nutzen: KooWo, Quartier Campagne, Burgfriedsiedlung
- Projekte mit kooperativen Planungsprozessen: Quartier 12, GNICE
- Projekte mir sozialplanerischer Begleitung: Sonnengarten Limberg, Wir inHAUSer
In der Praxis wechseln mit dem Einzug der Nutzer:innen die Verantwortlichkeiten vom Bauträger zum Hausverwalter und/oder zur Gemeinde/Stadt. Die Herausforderung besteht nun darin, die Bedürfnisse der Nutzer:innen zu managen und die in der Entwicklungs-, Planung- und Umsetzungsphase erhobenen Erwartungen mit der Realität abzugleichen. Die ausgezeichneten Erfolgsprojekte reagierten darauf mit temporär eingerichteten Stellen oder fix installieren (öffentlichen) Stadtteilzentren beziehungsweise der Entwicklung von Geschäftsmodellen für eine Wohnkoordination oder ein Quartiersmanagement. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass durch eine gut moderierte Übergangsphase Wohnungen schneller vermietet/verkauft werden, mittelfristig eine höhere Zufriedenheit der Nutzer:innen erreicht werden kann und über den Lebenszyklus einer Immobilie weniger Mieter:innenwechsel erfolgen.
- Projekte mit temporärer Unterstützungsstruktur: Wir inHAUSer (Soziologin), Burgfriedsiedlung (Caritas), GNICE (Caritas/Wohngruppe)
- Projekte mit fix installiertem Stadtteilzentrum: Quartier Campagne
- Projekte mit Wohnkoordination: Sonnengarten Limberg, KooWo
- Projekte mit Quartiersmanagement: Quartier 12
Der Einzug ist für viele Personen ein einschneidendes Ereignis: Sie sind konfrontiert mit einer neuen Wohngegend, neuen Personen, neuen Chancen und Möglichkeiten. Bauträger beziehungsweise Hausverwalter stehen daher vor der Herausforderung, die Nutzer:innen beim Einzug einerseits nicht mit Informationen zu überfluten, und andererseits im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung dafür zu sorgen, dass alle Angebote bekannt sind und vorhandene Anlagen und Systeme richtig bedient werden. Die ausgezeichneten Erfolgsprojekte entschieden sich für unterschiedliche Herangehensweisen, welche von der Bereitstellung von Informationen in unterschiedlichen Formaten und unterschiedlicher Detailtiefe (etwa Benutzerhandbücher, Broschüren, digitale Plattformen, Informations- und Berater:innentage) bis hin zur Einzugsbegleitung und zum Klimacoaching noch vor dem Einzug reichen. Informationspakete und -materialien können dafür auch von klimaaktiv bezogen werden.
- Projekte, welche vorwiegend detaillierte Benutzerhandbücher für die Kommunikation verwendeten: Wir inHAUSer (Fokus Mobilität), Burgfriedsiedlung (Fokus Energie)
- Projekte, welche vorwiegend Borschüren, digitale Plattformen oder Informations- und Berater:innentage für die Kommunikation nutzten: Sonnengarten Limberg, KooWo
- Projekte, welche eine Einzugsbegleitung und ein Klimacoaching anboten: Quartier Campagne, Quartier 12, GNICE
Städtebau
Es gilt, attraktive öffentliche Räume zu schaffen und den passenden Nutzungsmix zu finden. In diesem Handlungsfeld sind Kriterien für das Mikroklima und eine effiziente Flächennutzung festgelegt.
Mikroklimaanalysen helfen, die Auswirkung der zukünftigen mikroklimatischen Bedingungen auf die Aufenthalts-, Nutzungs- und Lebensqualität im Projektgebiet abzuschätzen, um darauf aufbauend effektive und effiziente Maßnahmen möglichst frühzeitig einzuplanen (zum Beispiel grüne und blaue Infrastruktur). Daten zur zukünftigen klimatischen Entwicklung sind teilweise in den geografischen Informationssystemen der Bundesländer verfügbar, aber auch Freiraumplaner bieten entsprechende Expertise bei der Detailplanung an. klimaaktiv unterstützt den Entscheidungsprozess mit Hilfe des sogenannten Grün- und Freiflächenfaktors, welcher die Quantität und Qualität der geplanten Gestaltungselemente ins Verhältnis zur Baulandfläche setzt. Teilweise erfolgt die Qualitätssicherung mittlerweile mit Systemen wie Greenpass, welche eine Vielzahl von klimarelevanten Indikatoren für eine konkrete Planung berechnen und bewerten.
- Projekte, welche mit einfachen Mikroklimaanalysen arbeiteten: Sonnengarten Limberg, Wir inHAUSer, KooWo, Quartier Campagne, Burgfriedsiedlung
- Projekte, welche aufwendige Mikroklimaanalysen umsetzten: Quartier 12, GNICE
Schon mal daran gedacht, die Lärmschutzwand durch funktionale Bauwerke zu unterbrechen? Neben Lärm- und Sichtschutz werden Flächen effizient genutzt und gemeinsam nutzbare Räume wie Werkstätten, Musikräume, Jugendräume möglich. Ebenso erfolgreich sind gemeinschaftlich nutzbare Dachflächen, zum Beispiel als Dachterrasse. Im Erdgeschoßbereich haben sich Gemeinschaftsräume als gute Ergänzung zum bestehenden Angebot von halböffentlichen und öffentlich nutzbaren Räumlichkeiten vor Ort und in unmittelbarer Umgebung bewährt. Bei all diesen Elementen gilt es zu beachten, dass die Regeln und die Kosten für die Bewirtschaftung vorab mit dem Betreiber (Hausverwalter, Hausgemeinschaft, Gemeinde) geklärt werden sollten.
- Projekte mit halböffentlich nutzbarem Gemeinschaftsraum: KooWo, Quartier 12, Burgfriedsiedlung
- Projekte mit gemeinschaftlich nutzbaren Dachterrassen: Wir inHAUSer, Quartier Campagne, GNICE
- Projekte mit funktionaler Lärmschutzwand: Sonnengarten Limberg
Gebäude
Gebäude sind die Kernelemente einer attraktiven Siedlung und im Sinne der Nachhaltigkeit hochwertig umzusetzen. In diesem Handlungsfeld sind Kriterien für die Lebenszykluskosten, Gebäudestandards und angemessene Nutzungsdichte festgelegt.
Ein zentrales Thema bei allen Projekten ist die Finanzierbarkeit. Dabei werden mittlerweile vermehrt auch Lebenszyklusbetrachtungen angestellt. Höhere Investitionskosten in der Anfangsphase bringen dabei in der Regel geringere laufende Kosten. Die bisher abgeschlossenen Erfolgsprojekte wurden vorwiegend von gemeinnützigen Bauvereinigungen umgesetzt, welche die lokal vorgegebene Kostengrenze einhalten müssen. Unabhängig davon gelingt es auch bei solchen Projekten, neue Geschäftsmodelle in die Umsetzung zu bringen. klimaaktiv unterstützt die Entscheidungsfindung mit einem Wirtschaftlichkeitsrechner, welcher den gesamten Lebenszyklus abbildet, sowie einer Übersicht über Förderungen in den relevantesten Themenfeldern.
- Projekte mit einfacher Lebenszyklusbetrachtung für einzelne Bereiche: KooWo, Quartier Campagne, Burgfriedsiedlung
- Projekte mit vollumfänglicher Lebenszyklusbetrachtung für mehrere Bereiche: Sonnengarten Limberg, Wir inHAUSer, Quartier 12, GNICE
Bei den umgesetzten Erfolgsprojekten wird unter anderem aus ökologischen Gründen mittlerweile verstärkt auf Leicht- beziehungsweise Holzbauweisen gesetzt. Auch das Thema der Wiederverwendung von Baustoffen und Rezyklierbarkeit spielt eine Rolle. Erfahrungswerte aus der Praxis zeigen, dass die Herausforderungen in der Planung, Umsetzung und Bewirtschaftung gut bewältigbar sind und der ökologische Rucksack auf ein Minimum reduziert werden kann. klimaaktiv bietet neben einer Dämmstoffbroschüre auch ein Tool für die überblicksmäßige Berechnung der grauen Energie von Baustoffen an.
- Projekte in Massivbauweise: Sonnengarten Limberg, Quartier Campagne, Quartier 12
- Projekte in Hybridbauweise: Wir inHAUSer, GNICE
- Projekte in Holzbauweise: KooWo, Burgfriedsiedlung
Die Anforderungen an die Grundrissgestaltung hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. War vor Jahren noch das Thema Barrierefreiheit das Maß der Dinge, wünschen sich zukünftige Nutzer:innen heute etwa vermehrt ein Extrazimmer fürs Homeoffice. Abhilfe schaffen dabei halböffentliche Räume, welche kostengünstig und temporär zum Beispiel als Coworking-Space oder Gästeapartment angemietet werden können. Der Kreativität sind aber rechtliche Grenzen gesetzt. So ist es derzeit in Österreich nicht möglich, Parkflächen anderweitig zu nutzen oder Konzepte für die Zusammenlegung von Wohnungen oder einen Wohnungstausch anzubieten (Stichwort Belegungsvorschriften).
- Projekte mit Coworking-Spaces: KooWo
- Projekte mit Gästeapartments: Sonnengarten Limberg
Versorgung
Essenziell sind eine zentrale und damit technisch, ökonomisch und ökologisch vorteilhafte Wärme-, Strom- und Trinkwasserversorgung sowie ein durchdachtes Abfallmanagement. In diesem Handlungsfeld sind Kriterien für die Wärme- und Stromversorgung sowie die Abfallvermeidung festgelegt.
Bei den umgesetzten Erfolgsprojekten kommen ausschließlich zentrale Wärmeversorgungssysteme zum Einsatz (Mikronetze, Nahwärmenetze oder Fernwärme). Bei mit Fernwärme versorgten Projekten werden vermehrt Alternativen zur Grundlastabdeckung über den Sommer gesucht und eingesetzt. Bei den mit Mikro- und Nahwärmenetzen versorgten Projekten wird ausschließlich auf regionale Energieträger wie Abwärme oder Biomasse aus der Region gesetzt.
- Fernwärme plus Grundlast: Quartier Campagne (Grundlast mit Wärmepumpe), Burgfriedsiedlung (Grundlast mit PV)
- Mikronetz mit Abwärme: Wir inHAUSer (Abwärme aus lokalem Abwasser und Abluft), Quartier 12 (Abwärme aus Stahlwerk), GNICE (Abwärme aus lokalem Abwasser)
- Mikronetz mit Biomasse: Sonnengarten Limberg, KooWo
Bei den umgesetzten Erfolgsprojekten wird die Stromversorgung aus dem öffentlichen Stromnetz mit Photovoltaik-Anlagen ergänzt, welche unterschiedlich betrieben werden. Die Bandbreite reicht von PV-Überschussanlagen bis hin zu Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften, welche den Strom über das Baugrundstück hinaus teilen. Die Österreichische Plattform für Energiegemeinschaften berät über die verschiedenen Möglichkeiten.
- PV-Überschussanlage: Quartier Campagne, Quartier 12, Burgfriedsiedlung (inklusive Pufferladung)
- Gemeinschaftliche Erzeugungsanlage: Sonnengarten Limberg, Wir inHAUSer (inklusive Versorgung der Wärmepumpe), KooWo (inklusive Batteriespeicher),
- Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft: GNICE
Die Sammlung von Restmüllstoffen wird in der Regel klassisch über oberirdische Müllcontainer in eigenen Müllräumen organisiert. Bei manchen Projekten werden mittlerweile Unterflurcontainer eingesetzt, welche in der Erde vergraben sind und nur über einen Schließmechanismus von den Bewohner:innen befüllt werden können. Theoretisch können die Unterflurcontainer auch mit einer Messsensorik ausgestattet und nur noch bei Bedarf abgeholt werden.
- Projekte mit Unterflurcontainern: Wir inHAUSer
Mobilität
Es gilt, die Grundlagen für umweltfreundliche Mobilität zu schaffen und neue Mobilitätslösungen direkt am Projektstandort aufzubauen. In diesem Handlungsfeld sind Kriterien für den motorisierten Individualverkehr, Fuß- und Radverkehr und Angebote des öffentlichen Verkehrs (ÖV) festgelegt.
Der motorisierte Individualverkehr spielt noch immer eine zentrale Rolle bei der Siedlungs- und Quartiersentwicklung. Die Vorgaben der Gemeinde/Stadt sind nach wie vor häufig konservativ und unkreativ; die Angst der Anrainer:innen vor einem Mangel an Stellplätzen ist groß, aber meist unbegründet. Dennoch versuchen erste Projekte, den Stellplatzschlüssel für Pkws auf ein Minimum zu reduzieren und Stellplätze in sogenannten Quartiersgaragen anzubieten. klimaaktiv mobil unterstützt mit einem umfassenden Beratungs- und Förderangebot alternative Lösungen.
- Projekte mit reduziertem Stellplatzschlüssel: Sonnengarten Limberg, Wir inHAUSer, Quartier 12
- Projekte mit Quartiersgarage: Burgfriedsiedlung, GNICE
Die Verfügbarkeit von ausreichend und qualitativ gut ausgestatteten Radabstellplätzen (Stichwort: Diebstahl- und Witterungsschutz) zeigt positive Effekte auf die Fahrradnutzung. Gute Abstellanlagen sind eine Voraussetzung dafür, dass das Rad als Alltagsverkehrsmittel eingesetzt wird, und tragen damit zu einer Erhöhung des Radverkehrsanteils bei.
- Projekte mit erhöhtem Stellplatzschlüssel für Fahrräder: Sonnengarten Limberg, Wir inHAUSer
- Projekte mit qualitativ hochwertiger Radinfrastruktur: Quartier 12, GNICE
Neben der Attraktivierung der Fuß- und Radinfrastruktur gilt es, alternative Mobilitätsangebote vor Ort zu schaffen. Zu diesen zählen etwa Mobilitätsstationen, Verleihangebote, Car- und/oder Bike-Sharing-Angebote oder Maßnahmen im Bereich der Information/Bewusstseinsbildung, zum Beispiel digitale Anzeigen für Bus und Bahn.
- Digitale Anzeige für Bus und Bahn: Sonnengarten Limberg, GNICE
- Car-Sharing-Angebot: Quartier Campagne, Burgfriedsiedlung
- Verleihangebote: KooWo
- Mobility Point: Wir inHAUSer, Quartier 12
Klimaneutralität
Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Das bedeutet, dass die jährlichen Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) nicht höher sein sollten als jene, die gebunden werden können. Mit der klimaaktiv Methodik ist es möglich, die Erreichung dieses Zieles auf Siedlungs- beziehungsweise Quartiersebene nachzuweisen.
Im Rahmen mehrere Forschungsprojekte wurde eine Methodik entwickelt, welche den Begriff der Klimaneutralität auf Siedlungs- beziehungsweise Quartiersebene definiert. Die Methodik berücksichtigt dabei die THG-Emissionen, welche durch die Herstellung, den Einbau und den Rückbau der Baustoffe anfallen, die jährlichen THG-Emissionen, welche durch die Bereitstellung von Wärme und elektrischer Energie entstehen, sowie die THG-Emissionen aus der alltäglichen Mobilität. Die Emissionen aller drei Bereiche sollten einen vom Nutzungsmix abhängigen Grenzwert nicht überschreiten. Sie werden dabei auf Personen bezogen und mit gesetzlich festgeschriebenen Szenario-Annahmen bis zum Jahr 2030 fortgeschrieben. Im Gegensatz zur Bauordnung werden bei der klimaaktiv Methodik auch die Bauweise und der Standort quantitativ und qualitativ berücksichtigt. Somit ermöglicht diese Methodik eine umfassendere Beurteilung der Qualität eines größeren Bauvorhabens.
Erwartungswerte der Erfolgsprojekte für das Jahr 2030 (in kg CO2-eq. pro Person und Jahr):
- Sonnengarten Limberg, Zell am See: 791
- Wir inHAUSer, Salzburg: 682
- KooWo, Eggersdorf bei Graz: 1.126
- Quartier Campagne, Innsbruck: 741
- Quartier 12, Graz: 360
- Burgfriedsiedlung, Hallein: 630
- GNICE, Salzburg: 533
Werkzeuge zum Siedlungsstandard
Von der Qualitätsvereinbarung zu Textbausteinen für Wettbewerbsverfahren. Der klimaaktiv Werkzeugkoffer beinhaltet alle relevanten Unterlagen, die Sie für die Entwicklung, Bewertung und Qualitätssicherung eines Siedlungs- oder Quartiersprojektes gemäß klimaaktiv Kriterien benötigen.
Eine Beschreibung der wichtigsten Unterlagen finden Sie hier.
Nutzen Sie auch den Siedlungscheck, wo Sie für jedes Handlungsfeld eine vereinfachte Auflistung der einzelnen Qualitätskriterien finden. Damit haben Sie die Möglichkeit, die Qualität ihres Projekts selbst einzuschätzen und die nächsten Schritte zu planen.
Die klimaaktiv Kompetenzpartner unterstützen Sie von der ersten Idee bis zur Auszeichnung. Finden Sie Kompetenzpartner:innen in Ihrer Nähe.