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Finanzielle Beteiligung an Photovoltaik-Projekten

Bürger:innenbeteiligung an Photovoltaik-Projekten bedeutet: Menschen investieren gemeinsam in die Energiewende, profitieren davon finanziell und stärken dabei die lokale Gemeinschaft. Projekte wie großflächige Photovoltaik-Anlagen in Gemeinden können so durch unterschiedliche finanzielle Beteiligungsformen umgesetzt werden.

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Ein Gewinn für Gemeinden und ihre Bürger:innen

Die Energiewende ist nicht nur eine globale Herausforderung – sie beginnt vor Ort. Gemeinden haben die Möglichkeit, mit dem Ausbau erneuerbarer Energien aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Besonders Photovoltaik (PV)-Anlagen bieten großes Potenzial. Doch ein großer Teil dieses Potenzials ist in Österreich noch ungenutzt, insbesondere im Gebäudebereich, weil sich die Dimensionierung einer PV-Anlage oft am Eigenverbrauch der Eigentümer:innen orientiert. Mit der finanziellen Beteiligung an PV-Anlagen lässt sich das vorhandene Potential in der Gemeinde voll ausschöpfen.

Um die Zahl der installierten PV-Anlagen zu steigern, können Gemeinden eigene Projekte auf gemeindeeigenen Gebäuden und Flächen umsetzen und dabei finanzielle Beteiligungsformen für die Finanzierung nutzen. Sie können aber auch als Multiplikatoren agieren und Wissen über die Möglichkeiten finanzieller Beteiligungen an ihre Bürger:innen und an die Betriebe in der Gemeinde weitergeben.

Formen der finanziellen Beteiligung

Direktbeteiligung

Bei der Direktbeteiligung investieren Bürger:innen direkt in eine PV-Anlage – etwa durch den Kauf von Anteilen an einer geplanten Anlage oder an Modulen. Sie erhalten eine jährliche Rendite oder Stromgutschrift. Dieses Modell ist besonders transparent und lokal verankert.

Wer sich finanziell beteiligt, kann ein Konsum- oder Preisrecht erhalten, das erlaubt, die erzeugte Energie (je nach Anteil an der Beteiligung) zu nutzen oder einen bestimmten Preis (zum Beispiel den Grenzkostenpreis) dafür zu bekommen. Auch Investor:innen, die selbst keine geeignete Fläche für die Errichtung einer Erzeugungsanlage besitzen, können sich so erneuerbare Energie sichern. Die Eigentümer:innen dieser Flächen hingegen erhalten durch eine fixe Abnahme der produzierten Energie, durch eine Pachtgebühr oder andere vertragliche Vereinbarungen einen Anreiz, die sonst oft ungenutzte Fläche für Energieprojekte zur Verfügung zu stellen und profitieren so selbst von der Anlage.

Eine weitere Form der Direktbeteiligung ist ein „Sale-and-Lease-Back" Modell, bei dem Bürger:innen in PV-Paneele investieren, die auf einer gemeindeeigenen Fläche errichtet werden und diese zurück an die Gemeinde verleasen. Somit erhalten die Bürger:innen über einen festgelegten Zeitraum ihr Kapital samt attraktiver Zinsen zurück, während die Gemeinde dadurch Zugriff auf die nötigen Investitionsmittel für den Aufbau einer großflächigen PV-Anlage erhält. Nach Ablauf des Leasing-Vertrages gehen die PV-Paneele in das Eigentum der Gemeinde über.

Finanzielle Beteiligungen von Bürger:innen an PV-Projekten von Gemeinden wurden bereits vielfach ermöglicht. In Niederösterreich etwa wurde zur Unterstützung von Gemeinden bei der Suche nach Investor:innen für gemeindeeigene PV-Projekte die Plattform „Sonnenkraftwerk Gemeinde“ eingerichtet und ein Beratungs- und Kommunikationspaket entwickelt. Eines der zahlreichen Praxisbeispiele stellt das Projekt Bürgersolarkraftwerk Bisamberg dar.

Energiegemeinschaften

Im Rahmen einer Energiegemeinschaft schließen sich mehrere Akteure – Bürger:innen, Gemeinden, Betriebe – zusammen, um gemeinsam Strom zu erzeugen und zu nutzen. Dies ermöglicht es Privatpersonen, sich aktiv an der lokalen Vermarktung ihrer Energie zu beteiligen und nicht mehr nur als reine Konsument:innen aufzutreten. Das Investieren von Privatpersonen in eigene Erzeugungsanlagen, deren erneuerbarer Strom allen Mitgliedern der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt wird, stärkt das gemeinsame Engagement und fördert die Akzeptanz der lokalen Energiewende. Neben PV-Anlagen können auch andere Technologien wie Wind- oder Wasserkraftanlagen als Teil einer Energiegemeinschaft betrieben werden.

Die Österreichische Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften bietet Gemeinden und Privatpersonen ein weitreichendes Informations- und Beratungsangebot rund um die Themen Aufbau und Betrieb von Energiegemeinschaften. Gemeinden können ihre Bürger:innen über dieses Beratungsangebot informieren oder es auch selbst aktiv nutzen. Gemeinden finden dort auch einen Übersicht zu denBeratungsstellen in den Bundesländern.

Crowdfunding

Über verschiedene Online-Plattformen kann eine große Anzahl an Menschen mit vielen kleinen Beträgen ein ganzes Projekt finanzieren. Zu Beginn der Crowdfunding-Kampagne wird eine Mindestkapitalmenge festgelegt, welche für die Umsetzung des Vorhabens notwendig ist. Wird diese Menge im Zuge des Crowdfundings nicht erreicht, erhalten die Kapitalgeber:innen ihr Geld zurück. Crowdfunding eignet sich besonders für innovative oder größere Vorhaben mit breiter Öffentlichkeitswirkung und karitativer oder ideeller Motivation. Es können auch Crowdfunding-Modelle mit einer Beteiligung am Endprodukt oder Zinszahlung umgesetzt werden.

Gemeinden können durch gezielte Information dazu beitragen, dass kleine und mittelständische Unternehmen eigene Projekte im Bereich erneuerbarer Energie leichter umsetzen können. Die WKO (Wirtschaftskammer Österreich) gibt einen Überblick zum Thema Crowdfunding für österreichische Unternehmen.

Praxisbeispiele

Im klimaaktiv Leitfaden „Finanzielle Beteiligungen an PV-Projekten“, finden Sie weitere Informationen zu verschiedenen europäischen Praxisbeispielen aus Österreich, Belgien und Deutschland. Die Praxisbeispiele beleuchten verschiedene Schwerpunkte wie z. B. Energiearmut, den Ausbau erneuerbarer Energien, die Einbindung von Betrieben oder die Kreislaufwirtschaft. Die Unterstützung der Gemeinden spielt sowohl bei der Motivation zur Planung neuer Projekte als auch bei deren Durchführung eine zentrale Rolle. Weiterlesen

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