Notwendige Ansätze für klimafreundliche und gesunde Mobilität bei Kindern und Jugendlichen

Das Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit (KoKuG) untersuchte Hürden für vulnerable Gruppen bei der Umsetzung gesunder und klimafreundlicher Praktiken.

Aktive Mobilität, ein wichtiges Handlungsfeld

Die Förderung der Aktiven Mobilität ist ein Handlungsfeld mit zahlreichen Synergien. Mobilität ist eine unumgängliche Voraussetzung zur Erfüllung wesentlicher Bedürfnisse und ein wichtiger Teil der sozialen Teilhabe. Aktive Mobilität umfasst jede Form der Fortbewegung aus eigener Muskelkraft, um von A nach B zu kommen. Dazu gehören vor allem Zu-Fuß-Gehen und Radfahren, aber auch die Nutzung von Scootern, Tretrollern oder Skateboards. Aktive Mobilitätsformen fördern regelmäßige Alltagsbewegungen (mit positiven Auswirkungen beispielsweise auf die mentale Gesundheit und im Sinne der Adipositasprävention) und reduzieren Treibhausgas-Emissionen wie auch zum Beispiel Feinstoff- und Lärmbelastungen durch eine Verringerung des motorisierten Individualverkehrs. Umsetzungsmaßnahmen, die Formen Aktiver Mobilität für unterschiedliche Zielgruppen fördern, haben zudem großes Potenzial, gesundheitliche Chancengerechtigkeit zu erhöhen.

Was sind die Hürden für gesunde und klimafreundliche Praktiken?

Das vom Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit 2022 durchgeführte Projekt „Hürden für vulnerablen Gruppen bei der Umsetzung gesunder und klimafreundlicher Praktiken“ zielte darauf ab, Barrieren zu identifizieren, mit denen vulnerable Gruppen unter anderem in der Umsetzung Aktiver Mobilität konfrontiert sind. Im Rahmen eines Workshops wurden mit Vertreter:innen von sozioökonomisch benachteiligten Gruppen an Hand von Fallbeispielen bestehende Hürden analysiert und notwendige Strukturmaßnahmen abgeleitet. Um dies zu veranschaulichen, sei das Fallbeispiel eines armutsbetroffenen Kindes genannt:

  • Auf struktureller Ebene können Hürden aufgrund fehlender Rad- und Gehwege-Infrastruktur bestehen, und, daraus resultierend, fehlende Sicherheit.
  • Auf individueller Ebene fehlt es Kindern häufig an fahrtauglichen Rädern und der entsprechenden Radfahrkompetenz.

Beide Aspekte können etwa mit den mangelnden zeitlichen und finanziellen Ressourcen der Eltern erklärt werden oder fehlende Vermittlung einer Fahrradkultur.

Die im Workshop erarbeitete Abbildung 1 von Karin Hoffmann gibt einen Überblick über die notwendigen Strukturveränderungen zur Überwindung dieser Hürden.

  • Mit Blick auf Kinder und Jugendliche wird die Wichtigkeit ersichtlich, in Umgebungen aufzuwachsen, die Lust und Freiraum für Aktive Mobilitätsformen bieten. Dieser Aspekt wird maßgeblich von Raum- und Stadtplanung beeinflusst.
  • Sichere Rad- und Fußwege zu Schulen oder das Angebot von Fahrradlotsinnen/-lotsen spielen hier eine maßgebliche Rolle.
  • Die Bereitstellung und Servicierung von Fahrrädern, beispielsweise in Schulen und die Durchführung von Fahrrad-Kursen sind weitere wichtige Ansatzpunkte.

Aus den Ergebnissen lassen sich Rückschlüsse auf das große Potenzial, welches in der Förderung von Aktiver Mobilität steckt, ziehen. Insbesondere Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien profitieren überproportional von Maßnahmen auf (infra-)struktureller Ebene.

Rolle der Bildungseinrichtungen

Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bieten die Möglichkeit, die Zielgruppe zu erreichen und – im Sinne der Transformation - das Mobilitätsverhalten der Zukunft maßgeblich zu verändern.

Arbeitsschwerpunkt des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit (KoKuG)

Das im März 2022 gegründete Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit (KoKuG) an der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) beschäftigt sich mit Aspekten des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung an der Schnittstelle zur Gesundheit. Ein Arbeitsschwerpunkt liegt dabei auf den Co‐Benefits von Klimaschutz und Gesundheitsförderung, der die wechselseitig positiven Effekte in den Vordergrund rückt. Umsetzungsmaßnahmen im Bereich der Co‐Benefits zielen auf eine Veränderung der Lebensverhältnisse und des individuellen Verhaltens ab. Eine adäquate Berücksichtigung vulnerabler Personengruppen gewährleistet zudem einen Beitrag zu mehr gesundheitlicher Chancengerechtigkeit. Sie sind daher ein wichtiger Hebel in Richtung einer klimaneutralen, gesundheitsförderlichen und chancengerechten Lebensumgebung.

Autorinnen: Christina Lampl & Ilonka Horváth, Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit, Gesundheit Österreich GmbH (GÖG)

Veröffentlicht am 07.03.2023

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Christina Lampl und Ilonka Horváth
Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit, Gesundheit Österreich GmbH
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