Weg vom Informationsdefizitmodell!

Mehr Wissen führt nicht automatisch zu „besseren“ Entscheidungen. Ein einfacher Grundsatz und 7 praktische Tipps, worauf es bei der Klimabildung stattdessen ankommt.

Was ist das Informationsdefizitmodell?

Lange Zeit galt die These, dass Menschen, die sich nicht klimafreundlich verhalten, noch nicht ausreichend über die Klimakrise und ihre Folgen informiert sind: Wenn sie mehr Informationen hätten, würden sie ihr Verhalten entsprechend anpassen und Klimaschutz konsequent umsetzen. Diese These wird als Informationsdefizit-Modell bezeichnet. Sie hat sich als falsch erwiesen.

Was beeinflusst unser Verhalten tatsächlich?

Wenn wir Menschen Entscheidungen treffen, analysieren wir selten alle Informationen, die in diese Entscheidung einfließen. Vielmehr entscheiden wir aus dem Bauch heraus: nach unseren Gewohnheiten, nach unseren Werten und danach, wie wir uns selbst sehen wollen. Zudem ist klimafreundliches Handeln meist komplizierter, zeitaufwändiger und teurer als klimaschädliches Verhalten. Klimaschutz scheitert also nicht primär an fehlendem Wissen.

Was bedeutet das für die Klimabildung?

Wenn Bildung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten soll, muss sie über die reine Wissensvermittlung hinausgehen. Die Konzepte der transformativen Bildung und der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) haben beispielsweise einen ganzheitlicheren Anspruch: Sie wollen Lernende dazu befähigen, den Wandel hin zu einer nachhaltigen Welt aktiv mitzugestalten. Dies erfordert unter anderem ein Bewusstsein dafür, wo die großen Hebel im Klimaschutz liegen und wie sich Lernende sinnvoll einbringen können. Es geht darum, miteinander zu kooperieren, kritisch zu denken und kreative Lösungen zu finden.

Dass das funktionieren kann, zeigt die BNE-Auszeichnung des Forum Umweltbildung. Sie würdigt Initiativen, die in den Kategorien „Kooperieren“, „Mobilisieren“ und „Transformieren“ innovative Wege gehen, um Nachhaltigkeit und Klimaschutz für Lernende erlebbar zu machen.

Über diesen hohen Anspruch hinaus gilt ein einfacher Grundsatz: Je mehr Lernende selbst ausprobieren und anpacken können, desto nachhaltiger ist die Lernerfahrung. „Sag es mir und ich vergesse es. Zeig es mir und ich behalte es vielleicht. Lass es mich tun, und ich werde es können“ - soll schon Konfuzius gewusst haben.

7 Praktische Tipps – so lassen sich Menschen zu Klimahandeln motivieren:

  • Vorbilder vor den Vorhang holen
  • Möglichkeiten zum Sammeln von Erfahrungen schaffen
  • Vertrauen in Medien und Klimawissenschaft stärken
  • Raum geben für die Reflexion von Emotionen und Werten
  • Persönliche Erfahrungen mit Klimakrise und Klimaschutz einbringen
  • Handlungswissen zu Hand- und Fußabdruck aufzeigen
  • Selbstwirksamkeit stärken - gemeinsam ins Handeln kommen
Veröffentlicht am 01.12.2023