Preisträger: Gemeindezentrum Ludesch

  • Gebäudeart: Neubau
  • Energiekennzahl: 13,8 kWh/m²a
  • Bauherr: Gemeinde Ludesch – ImmobilienverwaltungsGmbH & Co KEG
  • Architektur: Architekturbüro DI Hermann Kaufmann ZT GmbH
  • Energieplanung: Martin Gludovatz (Synergy Klimaengineering und Consulting Gmbh)

Nutzung

Gemeindezentrum mit Gemeindeamt, Bücherei, Spielgruppe, Seminar-, Veranstaltungsräumen, Cafe sowie Geschäfts- und Büroflächen

Gebäudeart

Neubau im Passivhausstandard

Fertigstellung

2005

Energiekennzahl

13,80 kWh/m²a

Energiesystem

Frischluftvorwärmung Grundwasser/Solaranlage, Primärheizenergieversorgung durch Biomasse-Fernwärme, Brauchwarmwasserbereitung durch Solaranlage, Kühlung durch Grundwasserbrunnen, Einzelraumregelung durch Induktions-Volumenstromregler, leistungsgeregelte Lüftungsanlagen/Luftmengensplittung, Integrierte BUS-Regelungstechnik, Wärmepumpe, Thermischer Kollektor, Photovoltaik-Paneel

Energiequellen

Solar, Grundwasser, Biomasse-Fernwärme, Baubiologie und Nutzungskomfort Weißtanne aus heimischen Wäldern, Dämmstoffe aus Schafwolle und Zellulose Verzicht auf HFKWs, lösemittel- und weichmacherhaltige Farben, Lacke, Anstriche, Kleber und formaldehydhaltige Werkstoffe, keine Verwendung von PVC

Architektur

Schon seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert sich die Gemeinde Ludesch in vorbildlicher Weise für eine nachhaltigere Zukunft: Sie ist schon 1994 dem Klimabündnis beigetreten und macht seit 1998 beim e5 Programm mit. Der Bau des Gemeindezentrums war Anlass für einen weiteren Schritt, der besonders konsequent durchgezogen wurde. Das Objekt hat nicht nur den Passivhaus-Standard erreicht, sondern auch alle Qualitätskriterien eines klimaaktiven Hauses und somit höchste Ansprüche erfüllt. Der Bau, welcher öffentliche und private Funktionen um einen gemeinsamen Hof vereinigt, bildet das bis jetzt fehlende Zentrum dieser ländlichen Gemeinde und verleiht ihr zugleich Identität. Die drei unabhängigen, zweigeschossigen Baukörper passen sich dem Maßstab der locker bebauten Umgebung an und sind um einen Platz angeordnet, der von einem transluzenten Dach aus Photovoltaikelemente geschützt ist. Die Gemeinsamkeit wird erreicht durch die markante Textur der Fassade aus heimischer Weißtanne und das übergreifende Vordach, welches auch als konstruktiver Holzschutz dient. Die schlichten Baukörper leben vom Wechsel der rauen und glatten Oberflächen und dem gelungenen Wechselspiel von transparenten, undurchsichtigen und halbdurchsichtigen Fassadenelementen, das nachts besonders zur Geltung kommt. Im Außenbereich wie im Inneren des Gebäudes beweist die Ausführung erneut die handwerkliche Professionalität der Vorarlberger Tischler und Zimmerer.
Dominique Gauzin-Müller

Energie und Ökologie

Der Erfolg dieses Bauwerks gründet sich auf die umfassenden und überlegten Planungsziele des Bauherrn. Die klaren Vorgaben vom Passivhaus-Standard über die Nutzung der örtlichen Biomasse-Fernwärme bis zu den Baumaterialien wurden im interdisziplinären Team entwickelt und haben auch für andere Projekte Vorbildwirkung. Und wenn dazu auch die Überdachung des neu geschaffenen Dorfplatzes mit einer PV-Anlage gewünscht wird, so entfaltet sich österreichischer Erfindergeist und entwickelt 350m2 transluzente Glasbedachung, die nicht nur laubähnliche Schatten wirft und vor Regen schützt, sondern nebenbei auch Strom ins Netz speist. Die Nutzungsarten in diesem Gemeindezentrum sind sehr vielfältig; eine enorme Herausforderung für die Haustechnik, die mit intelligenter Gruppentechnik und individueller Steuerung reagiert. Das Projekt sollte außerdem nach dem aktuellen ökologischen Standard errichtet werden. Mit zwei Ausschreibungen konnte nachgewiesen werden, welche Mehrkosten aus diesen Anforderungen entstehen. Um sicherzustellen, dass auch die richtigen, freigegebenen Baustoffe eingesetzt wurden, wurde ein bauökologisches Controlling installiert.

Johannes Fechner, Helmut Krapmeier 

Veröffentlicht am 07.03.2014