Grund für diese Studie war unter anderem das Fehlen einer eindeutigen Definition eines sicheren Linksabbiegevorgangs für Radfahrer:innen in der österreichischen Straßenverkehrsordnung (StVO). Bisher gab es keine konkreten Regelungen oder Empfehlungen, auf welche Weise der Radverkehr beim Linksabbiegen an Kreuzungen am sichersten kommunizieren sollten. Damit ist insbesondere die Abfolge und Häufigkeit von Handzeichen und dem sogenannten „Schulterblick“ gemeint. Wie wichtig das allerdings für das subjektive Sicherheitsempfinden und auch für die objektive Verkehrssicherheit ist, zeigt die vorliegende Studie.
Das wurde untersucht
Welche Varianten zur Kommunikation für das Linksabbiegen existieren in Österreich generell und welche werden von Radfahrer:innen vorwiegend und bevorzugt verwendet? Haben die in der Radfahrausbildung gelernten und in der Praxis angewendeten Varianten Auswirkungen auf das Sicherheitsempfinden der Radfahrenden? Und gibt es objektive Unterschiede in der Verkehrssicherheit unterschiedlicher Varianten? Auf der anderen Seite sollte außerdem der Begriff „Schulterblick“ genauer betrachtet werden. Aufgrund einer bisher fehlenden allgemein gültigen Definition dieses Begriffs wurde im Zuge dieser Studie auch das allgemeine Verständnis dieses Begriffs erhoben und dessen Sicherheitsaspekte untersucht.
Ziel war es Empfehlungen für die Anwendung und Vermittlung der untersuchten Linksabbiegevarianten zu erarbeiten, damit diese in Zukunft in der Mobilitätsbildung Berücksichtigung finden können.
Das wurde konkret gemacht
Für die Durchführung der vorliegenden Studie kamen eine Vielzahl qualitativer und quantitativer Methoden zum Einsatz:
- Desktop-Recherche: zur sicheren Abfolge des Linksabbiegens von Radfahrer:innen in den Ländern Österreich, Schweiz, Deutschland und den Niederlanden.
- Online-Befragung: zur Erhebung der Häufigkeit von Linksabbiegevarianten und deren Einschätzung zum Sicherheitsempfinden.
- Praxistestung: individuelle Testfahrten zur Prüfung ausgewählter Linksabbiegevarianten, sowie die Durchführung eines Experiments zum Blickverhalten beim Linksabbiegen.
- Ausarbeitung Empfehlungen: zum sichern Linksabbiegen auf dem Fahrrad.
Das sind die Ergebnisse
Die Ergebnisse der Online-Befragung zeigen deutlich, wie unterschiedlich der Begriff "Schulterblick" interpretiert werden kann. Zwar war der Begriff allen teilnehmenden Personen bekannt, jedoch verstanden rund 70 Prozent der Befragten unter einem Schulterblick die Drehung des Kopfes um mehr als 90 Grad, während 30 Prozent den Kopf zur Seite drehen und nicht die 90 Grad erreichen.
Die durchgeführten Praxistests zeigten, dass die Variante "Schulterblick-Handzeichen-Schulterblick" als die sicherste empfunden wird.
Das außerdem dazu durchgeführte Experiment widmete sich der Wahrnehmung von Gefahren in Abhängigkeit von der Art des Schulterblicks. Das Ergebnis war deutlich: Das Blickfeld bei der Schulterblickvariante über die Schulter nach hinten (> 90°) ist um fast das 4-fache größer als das Blickfeld beim Schulterblick zur Seite (< 90°).
Fazit - So biege ich am sichersten ab!
Auf Basis der Studie erarbeiten die Autor:innen folgende Empfehlung für eine sichere Kommunikation beim Linksabbiegen auf dem Fahrrad: Schulterblick-Handzeichen-Schulterblick und eine Drehung des Kopfes um mehr als 90 Grad.
Die Langfassung des Berichts kann hier nachgelesen werden.