Rund 140 Teilnehmer:innen lauschten vor Ort oder online den Vorträgen von DI Dr. Peter Holzer (Institute of Building Research & Innovation und klimaaktiv Gebäude), VDir. Ernst Bach (Sozialbau AG) und Afrim Alushaj (Gas-Wasser-Heizung Installationen Alushaj GmbH).
„Wenn wir es schaffen 270 m³ hochexplosives Gas pro Sekunde aus politisch schwierigen Regionen zu importieren, zu speichern und zu verarbeiten, damit es nicht explodiert, dann schaffen wir auch die Umrüstung auf Erneuerbare Energien.“, zeigte sich DI Dr. Peter Holzer optimistisch für die Dekarbonisierung der rund 500.000 mit Gasthermen ausgestatteten Wohnungen in Wien. Anhand einer Machbarkeitsstudie seines Instituts zeigte er auf, wie viele verschiedene Lösungsmöglichkeiten es für den Ersatz von Gasthermen im mehrgeschoßigem Wohnbau gibt und mit welchen Investitionskosten gerechnet werden kann. Voraussetzung für Umstellung auf Fernwärme, Wärmepumpen jeglicher Art (Luft-Wasser oder Sole-Wasser) oder in Einzelfällen auf Pellets ist allerdings die vorherige „Zentralisierung“ des Wärmeverteilsystems im Gebäude.
Mieter:innen profitieren
Während die technische Machbarkeit nicht als Hürde gesehen wird, gilt es auch, die Bewohner:innen von den vielen Vorteilen der Umrüstung zu überzeugen. Hier kommt die langjährige Erfahrung von VDir. Ernst Bach (Sozialbau AG) ins Spiel. Seine Herangehensweise ist der minimalinvasive Eingriff in die Wohnungen mit Hilfe der Zentralisierung des Heizsystems über die vorhandenen Kaminschächte, ausgehend von einem „Heizraum“ am Dachboden. Gleichzeitig bringt diese Art der Zentralisierung ökonomische Vorteile für die Mieter:innen und für den Wohnbauträger aufgrund der geringeren laufenden Kosten.
Best Practice „Barawitzkagasse“
Untermauert wird diese Erfahrung in einem aktuellen Sanierungsbeispiel in Wien Döbling. Dort wird das Heizsystem aber nicht über die Kamine, sondern über die neue Fassade zentralisiert und die Wärmebereitstellung wird von Gasthermen auf eine gemeinsame Sole/Luft-Wasser Kombiwärmepumpe umgerüstet. Als Wärmeabgabesystem fungieren statt Radiatoren nun Konvektoren, die im Sommer mit Hilfe der Photovoltaik-Anlage zudem ein günstiges Kühlen ermöglichen. Mit Hilfe eines saisonalen Wärmespeichers in Form von Erdsonden und mit Unterstützung des Solarstroms erreicht die Wärmepumpe in diesem Sanierungsobjekt eine Jahresarbeitszahl von fast 5.
Abgerundet wurde der Abend durch Afrim Alushaj, der anhand einiger Beispiele aus der Praxis die zumeist unkomplizierte Machbarkeit der Zentralisierung des Heizsystems mit Hilfe von Luft-Wärmepumpen am Dachboden bestätigt. Ergänzt wird sein System mit kleinen Warmwasserboilern in den Wohnungen, die an der Stelle der Gastherme installiert werden.