Weltweite Studie: Menschen wünschen sich Sicherheit und gute Radinfrastruktur

Eine neue internationale Studie zeigt, dass weltweit eine Mehrheit der Menschen dem Radfahren gegenüber positiv eingestellt ist. Das Fahrrad wird im Alltag vor allem dann gerne genutzt, wenn sich Menschen dabei sicher fühlen. Gut ausgebaute Radinfrastruktur spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Weltweit sind die meisten Menschen der Meinung, dass Radfahren dem Klima hilft. Das ergab die Studie „Cycling Across the World“ aus dem Jahr 2022 des Marktforschungsinstituts Ipsos. Laut 86 Prozent der Befragten aus 28 Staaten kann man mit dem Radfahren klimaschädliche Emissionen vermeiden. Menschen in China und Peru stimmen der Aussage sogar mit 94 Prozent zu. In Europa lag die höchste Zustimmung mit 92 Prozent in der Türkei, gefolgt von 89 Prozent in Polen. In Deutschland, dem weltweiten Schlusslicht bei dieser Frage, sehen immer noch 77 Prozent der Bevölkerung im Radfahren einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Große Unterschiede bei Aktiver Mobilität auf kurzen Strecken

Was die Aktive Mobilität betrifft, legen 37 Prozent der Menschen kurze Distanzen von zwei Kilometern zu Fuß, 14 Prozent mit dem Rad und 12 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Dabei werden große Unterschiede in der Mobilitätskultur der einzelnen Staaten sichtbar: In den Niederlanden etwa würden 45 Prozent der Befragten auf kurze Strecken niemals auf ihr „Fiets“ (niederländisch für Fahrrad) verzichten; 26 Prozent gehen kurze Strecken zu Fuß und 3 Prozent nutzen den öffentlichen Verkehr. Ein Fünftel der Befragten in den Niederlanden fahren Strecken unter zwei Kilometer mit dem Pkw. Im Vergleich: Weltweit ist es ein Viertel der Befragten, die auch auf sehr kurzen Strecken ins Auto steigen.

Den Niederlanden als einsamen Spitzenreiter in punkto Radfahren folgen China mit 33 Prozent und Japan mit 27 Prozent. Bei kurzen Strecken mit dem Rad liegen in Europa auch Belgien, Deutschland, Polen, Schweden und Ungarn mit Werten zwischen 18 und 21 Prozent über dem internationalen Durchschnitt von 14 Prozent.

Norwegen, Spanien, die Türkei und das Vereinigte Königreich stehen in Europa mit Werten unter 10 Prozent an letzter Stelle des Rankings. Diese Länder hingegen führen global beim Gehen: Im Vereinigten Königreich sind 65 Prozent der Menschen auf kurzen Wegen zu Fuß unterwegs, womit sie weltweit Platz 1 in der Studie belegen. In Spanien sind es 55 Prozent, in der Türkei 49 Prozent und in Schweden 43 Prozent.

Hohe Qualität der Infrastruktur macht Radfahren attraktiv und sicher

Kein Wunder, dass in den Niederlanden so viele Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sind: 81 Prozent der Bevölkerung finden die Radinfrastruktur in ihrem Land exzellent ausgebaut. Nur 14 Prozent der Befragten empfinden es als zu gefährlich, Ziele mit dem Fahrrad zu erreichen; 30 Prozent pendeln sogar täglich mit dem Fahrrad zu ihrem Arbeits- oder Ausbildungsort. Im Vergleich dazu meinen weltweit 52 Prozent der Menschen, dass es zu gefährlich ist, mit dem Rad zu Alltagszielen zu fahren, und so pendeln nur 12 Prozent mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Ausbildung.

Weit abgeschlagen von den Niederlanden im europäischen Vergleich empfinden es Menschen aus Schweden, Norwegen oder Polen mit etwa 30 Prozent als unsicher, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. In Frankreich, Italien, Spanien und im Vereinigten Königreich liegen die Werte noch höher bei rund 60 Prozent – Menschen fühlen sich dort am Fahrrad als besonders gefährdet.

In denselben Staaten stellen die Befragten der Radinfrastruktur dementsprechend auch ein unterdurchschnittlich gutes Zeugnis aus: Die Werte liegen lediglich zwischen 46 Prozent in Spanien und 33 Prozent in Belgien. Im internationalen Durchschnitt sind es vergleichsweise 48 Prozent der Menschen, die die Radinfrastruktur im eigenen Land exzellent bewerten.

Österreich ist am richtigen Weg

Auch wenn Österreich nicht Teil der Befragung war, ergeben sich aus der internationalen Studie Hinweise, dass in den letzten Monaten richtungsweisende Entscheidungen getroffen wurden: Die seit Herbst 2022 bundesweit in Kraft getretene neue Straßenverkehrsordnung (StVO) sieht nun vor, dass beim Überholen von Radfahrenden mit dem Kfz ein Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten ist. Das soll die Sicherheit der Radfahrer:innen wesentlich erhöhen. Auch die im April 2022 neu eingeführten „RVS Radverkehr“ – bundesweit gültige Richtlinien im Straßenbau – ermöglichen neue Anlageformen wie zum Beispiel breit ausgebaute Radschnellwege und geben wesentlich breitere Dimensionierungen bei allen Infrastrukturen wie Radwegen, Mehrzweckstreifen oder Radparkplätzen vor.

Details zur Befragung:

In die Studie wurden mehr als 20.000 Menschen aus 28 Staaten einbezogen; dabei nahmen zwölf europäische Staaten teil, neun davon sind EU-Mitgliedsstaaten. Europäische Länder der Ipsos-Befragung waren: Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Norwegen, Polen, Spanien, Schweden, Ungarn und das Vereinigte Königreich. Österreich wurde nicht untersucht. Die Stichprobe in den elf europäischen Staaten ist als repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung im Alter bis zu 74 Jahre zu sehen.

Veröffentlicht am 19.10.2022

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