Regelmäßig werden Gemeinden von wechselwilligen Bürgerinnen und Bürgern mit der Frage nach dem „richtigen“ Ersatz für ihr altes, fossiles Heizsystem konfrontiert. Auch für die Gemeinde selbst steht zur Debatte, wie man fossile Heizungen in den eigenen Gebäuden ersetzen kann.
Doch wo eignet sich welche Heizung am besten? Aus Sicht der Gemeinde sollte die Frage nach dem Nah- oder Fernwärmeversorgungsgebiet im Mittelpunkt stehen. Hier kann wesentlicher Einfluss auf die Errichtung einer langfristig nachhaltigen Versorgungsinfrastruktur genommen werden.
Flexibel einsetzbar und platzsparend
Als Energiedrehscheiben erlauben Wärmenetze die Integration unterschiedlichster erneuerbarer Wärmequellen. Sie lassen sich flexibel gestalten und lokal vorhandene Potenziale für erneuerbare Energien besser nutzbar machen. Das große Plus für die angeschlossenen Verbraucher:innen: Sie müssen keine eigene Heizungsanlage mehr installieren und betreiben. Das ist vor allem in dicht besiedelten Gebieten und Ballungsräumen von Vorteil – technisch und wirtschaftlich.
Strukturierte Planung als Voraussetzung
Damit Wärmenetze ihre volle Wirkung entfalten können, müssen sie gut geplant werden. Dazu ist eine strukturierte Vorgehensweise anhand folgender Fragen hilfreich:
- Welche aktuellen und künftigen Verbraucher:innen sollen bzw. können an das Wärmenetz angeschlossen werden?
Als Großabnehmer:innen von Energie aus erneuerbaren Wärmenetzen eignen sich kommunale Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Kirchen, Amtshäuser, Gemeindewohnbauten und Gemeindebetriebe. Darüber hinaus sind Unternehmen in der Region wichtige Verbraucher:innen. Ein strategisch klug errichtetes Wärmenetz wird hier zum wirtschaftlichen Standortvorteil für die Gemeinde. Siedlungsentwicklungen mit neuen Wohnungen, Büro- und Geschäftsgebäuden sind ein weiterer Anlass, um Wärmenetze in die städtebauliche Planung einzubeziehen.
- Welche erneuerbaren Energiequellen sind lokal vorhanden?
Bei der Auswahl der Energiequellen für ein Wärmenetz sollte von Anfang an die Diversifizierung im Vordergrund stehen: Welche erneuerbaren Energiequellen gibt es vor Ort? Welche lassen sich zusätzlich erschließen? Gibt es Betriebe, deren Abwärme aus der Produktion im Wärmenetz genutzt werden kann? Können landwirtschaftliche Flächen mit Solaranlagen kombiniert und das Warmwasser daraus im Wärmenetz eingesetzt werden? Kann die Kanalwärme im dichtverbauten Stadtgebiet für eine Fußbodenheizung im Neubau verwendet werden? Welche Nah- und Fernwärmeanschlüsse bestehen bereits?
- Wo soll das Wärmenetz errichtet werden?
Eine ausreichende Wärmeabnahme je Laufmeter Leitung ist ausschlaggebend für den effizienten und wirtschaftlichen Betrieb von Wärmenetzen und relevant bei der Planung einzelner Erweiterungsstränge. Schlüsselabnehmer:innen mit besonders hoher Wärmeabnahme (z. B. Betriebe oder verdichteter Wohnbau) sowie eine ausreichende Anzahl an Wärmekunden sind dafür entscheidend. Deshalb ist es wichtig, dass im Versorgungsgebiet so viele Gebäude wie möglich angeschlossen werden.
Ebenso relevant ist ein klares Bild, wo in der Gemeinde das Wärmenetz als erste Priorität bei der Wärmeversorgung dienen soll. Wärmenetze zählen wie Wasserleitungen, Straßen oder auch die Beleuchtung zur zentralen Infrastruktur von Städten und Gemeinden. Eine strategische Planung inklusive Koordination mit dem Tiefbau und Abstimmung mit den jeweiligen Netzbetreibern im Hinblick auf das (künftige) Versorgungsgebiet ist daher das Um und Auf für einen effizienten Wärmenetzbau.
Stichwort Abstimmung: Idealerweise werden die zuständigen Bau- und Planungsabteilungen, Netzbetreiber und die Bevölkerung möglichst frühzeitig und umfassend in die Überlegungen zur Gestaltung von Wärmenetzen eingebunden. So können Bedarfe und Möglichkeiten im Vorfeld besser eingeschätzt und das Vorhaben durch den gemeinsamen Dialog reibungsfreier umgesetzt werden.
Beratung und Förderungen von klimaaktiv
klimaaktiv, die Initiative des Klimaschutzministeriums, unterstützt bei strategischen Überlegungen zum Einsatz von Wärmenetzen in Gemeinden und auch bei der konkreten Planung zu Ausbau und Neuerrichtung – inklusive finanzieller Förderungen.