Die drei zentralen Ansätze der Kreislaufwirtschaft
- Kreislauffähigkeit: Die Materialwahl ist von zentraler Bedeutung, denn Materialien sollen sich für den Wiedereinsatz möglichst ohne Qualitätsverlust eignen. Produkte müssen deshalb auch zerlegbar (modular) gebaut sein und eine Reverslogistik mitgedacht werden.
- Nutzungsverlängerung: Durch ein Produktdesign mit dem Ziel einer möglichst langen Lebensdauer sowie einer einfachen Wartungs- und Reparierbarkeit wird auch das Upgrading & Remanufacturing also die Verbesserung & Auffrischung und der Wiedereinsatz von Produkten erleichtert.
- Erneuerbare Energie & Energieeffizienz: Die Produktion und Nutzung nachhaltiger Produkte soll so energieeffizient wie möglich gestaltet werden und die dabei eingesetzte Energie konsequent aus erneuerbaren Energie-quellen (Wind-, Wasserkraft, PV, Bioenergie etc.) stammen.
Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft
Systemisches Denken in Bezug auf Wirtschaftswachstum und Entkopplung – Da Materialien bei jedem Recyclingzyklus an Qualität verlieren, können sie nicht unbegrenzt im Kreislauf geführt werden. Das bedeutet, dass zur Schaffung eines nachhaltigen, vollständigen Kreislaufs, bei dem alle Ressourceninputs aus wiedergewonnenen oder erneuerbaren Materialien stammen, eine allgemeine Verringerung der Materialnachfrage und des wirtschaftlichen Durchsatzes notwendig ist. Dies wirft auch die Frage auf, wie ein nachhaltiges Leben in der Gesellschaft für jede Bürger:innen tatsächlich möglich ist und welche politischen Rahmenbedingungen es dazu zukünftig braucht.
Der Nexus von Rohstoffen, Materialien, Energie und biologischer Vielfalt - Die Zusammenhänge zwischen Materialien, Energie, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiger Aspekt, der stetig weiter erforscht werden muss. Die Bewältigung des Klimawandels, Verlust der biologischen Vielfalt und Ressourcenknappheit beinhaltet viele komplexe Zielkonflikte, bietet aber auch mögliche Synergien. Die energetische Verwertung konkurriert mit höherwertigen Verwertungsoptionen wie Recycling, Kompostierung oder Aufarbeitung und verursacht Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig wird der Bedarf an edlen, seltenen Metallen wie Lithium, Kobalt, Nickel steigen, was verbesserte (derzeit geringe) Recyclingquoten für diese kritischen Rohmaterialien erfordert – Ganz im Sinne der Forcierung der weiteren Circularity-Strategien: „refurbishing, recycling, lifetime extension & consumption reduction“. Durch reduzierte Abfallaufkommen, ein effizienteres Abfallmanagement ließen sich nicht nur steigende Bedarfe besser decken, sondern auch Kosten für die Gewinnung neuer Rohstoffe vermindern, z.B. durch das Recycling von Metallen und die dadurch verringerte Notwendigkeit diese stetig neu und ressourcenintensiv abbauen zu müssen.
Evaluierung und Bewertung der gesamten Auswirkungen einer Kreislaufwirtschaft – Die Ansätze der Kreislaufwirtschaft, die sich auf die Ökoeffizienz konzentrieren, führen oft zu einem Rebound-Effekt, wonach reduzierte Kosten für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu einer erhöhten Nachfrage nach eben jenem Produkt oder jener Dienstleistung führt und gleichzeitig Einsparungen schafft, die in Folge auch Anreize für den Konsum in anderen Bereichen fördert. Dabei bedeutet "biobasiert" nicht immer auch gleich automatisch ökologisch und ökonomisch die beste Option zu sein, vor allem was schnelllebige „single-use“ Produkte betrifft. Der ökologische Fußabdruck als Indikator ist daher ein gutes Mittel zur Kontrolle der sogenannten „environmental impacts“ also jener Effekte, die die Umwelt vornehmlich negativ beeinflussen und sollte bei der biobasierten Produktion und Nutzung nachwachsender Rohstoffe stets berücksichtigt werden.
Governance: Steuerung und Verwaltung, soziale Gerechtigkeit sowie kultureller Wandel – Die Herangehensweise an die Kreislaufthematik versteht sich bislang hauptsächlich als eher kommerzielle Ansätze im Privatsektor und weniger als Perspektive für eine transformative Gesellschaft oder sogenannten „solidarity economy“. Das heißt, technische Machbarkeiten und effiziente Stoffströme werden zunehmend fokussiert, jedoch der Faktor Mensch als „human resource“ nicht zwangsläufig mitgedacht, was gerade in globalen Produktions-, Handels- und Lieferketten eine Herausforderung darstellt. Derzeit befindet sich die Kreislaufwirtschaft auf dem Praxis-Prüfstand und wird zeigen müssen, ob sie tatsächlich zu mehr sinnstiftenden Arbeitsplätzen, größerem Gemeinschaftssinn, höherer sozialer Gerechtigkeit und globaler Solidarität führen wird. „Circularity“ spielt letztlich auch eine entscheidende Rolle in der „zero-carbon transition“ Debatte, die sich aktuell um Maßnahmenpakete zum nachhaltigen Klimaschutz durch die sogenannte Grüne Transformation ringt.
Entwicklungen der Kreislauf- & biobasierten Wirtschaft
Im Zusammenhang mit der biobasierten Wirtschaft wird deutlich, dass diese integraler Bestandteil der Kreislaufwirtschaft ist und gemeinsam mit der sogenannten Bioökonomie ein übergeordnetes gemeinsames Ziel verfolgt. Nationale Strategien wie die FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft, Nachhaltig Wirtschaften und der aktuelle Entwurf der Kreislaufwirtschaftsstrategie werden beleuchten und aufzeigen, wie eine nachhaltige Produktpolitik ermöglicht und die Umsetzung von Maßnahmen zur Forcierung der Kreislaufwirtschaft in Österreich realisiert werden können. Unter Einbeziehung zahlreicher Stakeholder wurde analog zur Bioökonomie-(FTI-)Strategie 2018/2019 ein Grundlagendokument zur Festlegung thematischer Schwerpunkte und identifizierter Handlungsfelder der Kreislaufwirtschaft erstellt, welches derzeit evaluiert wird. Dazu wurden mehr als 100 Stellungnahmen von Expert:innen österreichweit eingeholt, um den Maßnahmenkatalog sowie die konkreten Ziele der Kreislaufwirtschaftsstrategie zu kommentieren. Schon mit den Leuchttürmen der Bioökonomie in Österreich wurden 2021 zahlreiche Vorzeigebeispiele und mehr als 100 Maßnahmen gemeinsam mit 400 Expert:innen ermittelt und gesammelt vorgestellt, die unter anderem den Leuchtturm „Biobasierte Kreislaufwirtschaft“ als bioökonomierelevantes Spektrum der Kreislaufwirtschaft und die bereits in Umsetzung befindlichen Initiativen der Plattform Grüne Chemie sowie den Aufbau eines Sekundärrohstoffmarktes beleuchtet. Auch das Kapitel „Nachhaltige biobasierte Konsummuster“ beschreibt konkrete Maßnahmen, die den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft entsprechen und Bürger:innen einen guten Überblick darüber bieten, wie man selbst zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kann: "Reparieren statt wegwerfen, bewusst kaufen, klimafreundlich leben, nachhaltig nutzen und leben", Leitlinien zu denen auch die Initiative des BMK zur Reduktion von Lebensmittelverlusten "Lebensmittel sind kostbar" zählt. Erweitert wurden diese Themen nun vor allem um konkrete Ziele in der Gestaltung der Ressourcen- & Materialeffizienz.
Konkrete Ziele der Kreislaufwirtschaftsstrategie in Österreich
- Reduktion des inländischen Ressourcenverbrauchs um -25 % bis 2030 und Materialverbrauchs von 19 auf 7 Tonnen pro Kopf und Jahr bis 2050
- Steigerung der Ressourceneffizienz der österreichischen Wirtschaft um +50 % bis 2030 und Ressourcensenkung um 127 Mio. Tonnen bis 2030
- Nutzungsrate wiederverwendbarer Stoffe steigern um +35 % bis 2030 durch Steigerung der "Circular Material Use Rate" CMU von derzeit 12 % auf >16 %
- Materialverbrauch im privaten Konsum reduzieren um -10 % bis 2030