Waste2Value-Anlage in Wien Simmering eröffnet

Es ist die weltweit erste Anlage dieser Art, bei der aus Abfällen und Reststoffen – wie etwa Holzabfällen, Klärschlamm oder Rückständen der Papierindustrie – Synthesegas hergestellt wird. Mittlerweile kann man bereits auf über zwei Jahrzehnte Erfahrung mit dieser Anlagentechnik zurückgreifen. Die Forschungsanlage entstand als gemeinschaftliches Projekt am Gelände der Müllverbrennungsanlage Simmeringer Haide.

Im Rahmen des Programms „Waste2Value“ forscht ein Team aus unterschiedlichen Bereichen und Disziplinen an der Herstellung klimaneutraler Produkte. Die Projektleitung hat BEST (Bioenergy and Sustainable Technologies) inne. Neben Wien Energie und SMS Group Process Technologies sind auch die Wiener Linien, Wiener Netze, die Österreichischen Bundesforste und Laakirchen Papier AG an diesem Vorhaben beteiligt. Wissenschaftliche Partner sind die TU Wien und die Luleå University of Technology (Schweden). Das Projekt wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert.

Mit 1 Megawatt Leistung ist die Pilotanlage bereits in einem industrienahen Maßstab gebaut – also im letzten Stadium vor einer Anlage im Realbetrieb. Die Forschungsaktivitäten wurden bereits gestartet. Die Anlage ist die zentrale Schlüsseltechnologie für eine Reihe nachfolgender Verwertungsmöglichkeiten für das mit der Anlage hergestellte Synthesegas. Verschiedenste Verwertungspfade – wie etwa zu erneuerbarem, CO2-neutralem grünem Methan oder grünem Wasserstoff, erneuerbarem Diesel (Fischer-Tropsch-(FT-)Kraftstoff) und Kerosin sowie gemischten Alkoholen – sind denkbar. Sind die eingesetzten Ausgangsstoffe erneuerbaren Ursprungs, so sind auch die Endprodukte zu 100 Prozent erneuerbar. Es ist aber auch denkbar, nicht erneuerbare Reststoffe (z. B. Plastikreste, die nicht recyclebar sind) zuzusetzen und auf diese Weise auch solche fossilen Ausgangsstoffe mehrfach zu nutzen, ganz ähnlich wie dies beispielsweise auch beim Papierrecycling der Fall ist.

Die große Bandbreite an möglichen Endprodukten macht die Technologie dabei extrem flexibel: Einerseits kann grünes Gas für das Erdgasnetz oder grüner Wasserstoff erzeugt werden. Andererseits sind auch nachhaltige Treibstoffe für Transportsektoren umsetzbar, in denen Batterien nur schwer zum Einsatz kommen können (z. B. Landwirtschaft, Flugverkehr). Durch die Verwertung von Reststoffen zu Wertstoffen stellt die Anlage einen Meilenstein für die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft der Stadt Wien dar.

Veröffentlicht am 30.06.2023