Erarbeitung des klimaaktiv Branchenstandards

Damit soll ein weiterer begleitender Baustein für die positive Entwicklung der Biogastechnik geschaffen werden.

Der Branchenstandard Biogas ist dabei eine wichtige Säule des zu erstellenden Handbuchs Biogas, welches als umfassendes Optimierungs-Tool für die Branche wirken soll. Insgesamt sollen im Handbuch Biogas folgende maßgebliche Themenbereiche zusammengefasst werden:

Branchenstandard

Mit der Einführung eines Mindest-Standards zur systematischen und regelmäßigen Aufzeichnung relevanter (technischer) Daten sollen die Kennzahlen des Benchmark Systems detaillierter und aussagekräftiger werden. Dieser Branchenstandard soll ein geeignetes, ganzheitliches Messkonzept technischer Parameter vorgeben und so die Integration einer bundesweit einheitlichen Datenerfassung ermöglichen. Zudem erfolgt eine exakte Definition der Schnittstellen. Dadurch sollen sowohl eine Verbesserung der Datenlage erzielt werden, als auch die Steigerung der Vergleichbarkeit der Daten im bereits bestehenden Benchmarksystem garantiert werden. Die erfassten Werte sollen in einem einheitlichen Format automatisiert übertragen werden und können anschließend zur Ermittlung von Optimierungspotenzialen herangezogen werden, mit dem Ziel die technologiespezifische Lernrate zu erhöhen und so die technische Weiterentwicklung der österreichischen Biogasbranche zu forcieren. Gleichzeitig soll der Branche dadurch ein Digitalisierungsschub gegeben werden und die Qualität der Anlagenführung auf ein höheres Niveau gehoben werden.
 

Benchmark-System

Das mit dem Arbeitskreis Biogas bereits vor Jahren geschaffene Unterstützungsinstrument für Biogasanlagenbetreiber ist zugleich das wohl umfassendste und wichtigste der Optimierungssysteme. Als Datenbank-Tool dient es zur systematischen Erfassung und Speicherung relevanter, erhobener Daten sowohl technischer als auch betriebswirtschaftlicher Natur. Die jährlich eingepflegten Daten bilden die Basis für Diskussionsgrundlagen, der Umsetzung notwendiger Forderungen sowie der Einhaltung von Meldefristen. Die daraus resultierenden Anlagenkennwerte und allgemeinen Anlagendaten werden zum Aufzeigen von Stärken und Schwächen („Best Practices“) herangezogen und sollen zur Fehlervermeidung beim Bau von Neuanlagen und bei nötigen Reinvestitionen beitragen. Durch die aktive Teilnahme am Benchmarksystem wird ein Anreiz zur kontinuierlichen Verbesserung gesetzt, wodurch in weiterer Folge Energie bzw. Kosten eingespart werden.
 

CH4-Monitoring System

Der Einsatz der Biogastechnologie hat zahlreiche positive Auswirkungen auf den Klimaschutz. Um diese positiven Effekte nicht zu reduzieren, muss ein nachhaltiger Anlagenbetrieb gewährleistet werden. Ein besonderes Augenmerk muss daher, unter anderen, auf mögliche Methanverluste gelegt werden, welche abhängig von der Betriebsweise und der eingesetzten Technologie auftreten können. Vor allem in Hinblick auf die hohe Treibhauswirksamkeit von Methan gilt es, vermeidbare Emissionen, etwa aufgrund von Leckagen, zu verhindern und technologiebedingte Emissionen wie den Methanschlupf bei Gasverwertungseinrichtungen, die Methanpermeation von Gaspeichermembranen oder Emissionen durch offene Gärrestlagerung, weitestmöglich zu reduzieren. Im Rahmen des Forschungsprojekts „EvEmBi“ (Evaluation and reduction of methane emissions from different European biogas plan concepts) wurden potenzielle Emissionsquellen dargestellt und Strategien zu deren Minimierung skizziert. Auf Basis dieser Ergebnisse soll zukünftig ein branchenübergreifendes Monitoring-System zur Erhebung von Methanemissionen etabliert werden. Dieses System soll definierte Regeln zur Eigen- und Fremdüberwachung anlagenspezifischer Emissionen festlegen, mit dem übergeordneten Ziel, die Emission von Treibhausgasen zu vermeiden bzw. so gut wie möglich zu unterbinden. Dadurch soll einerseits eine Erhöhung der Sicherheit erzielt werden und andererseits die Vermeidung von Gerüchen sowie von finanziellen Einbußen auf ein Minimum reduziert werden.
 

Nachhaltigkeit und Treibhausgasbilanz

Im Jahr 2009 wurden von der Europäischen Kommission in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie 2009/28/EG (RED – „Renewable Energy Directive“) für Bioenergieträger konkrete Nachhaltigkeitskriterien definiert. Gasförmige Bioenergieträger mussten bisher nur im Falle des Einsatzes als Kraftstoff die entsprechenden Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Mit der Umsetzung der novellierten Erneuerbare-Energien-Richtlinie 2018/2001 (RED II) gelten die Kriterien in Zukunft auch für „gasförmige Biomasse-Brennstoffe“, wenn diese in Anlagen mit einer Gesamtfeuerungswärmeleistung von 2 MW (entspricht einer Stromerzeugungsleistung von etwa 750 bis 850 kW) oder mehr verwendet werden. Nach dieser Regelung werden Biogasanlagen nur dann einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Energieversorgungssysteme leisten können, wenn sie, im Vergleich zum derzeitigen Mix der Stromerzeugung, maßgeblich zur Minderung der Treibhausgas(THG)-Emissionen beitragen. Das Optimierungssystem „Nachhaltigkeit und THG-Bilanz“ soll eine Orientierungshilfe zur Berechnung und Bewertung der THG-Emissionen darstellen und so die Nachhaltigkeit des Anlagenbetriebs bei Nutzung von Abfällen und Reststoffen landwirtschaftlicher Flächen sicherstellen.

 

Die Erarbeitung des Branchenstandards erfolgte nach folgender Vorgehensweise

Zunächst wurden jene essentiellen Daten ermittelt, welche zur vollständigen Anlagenbewertung unbedingt benötigt werden. Anschließend wurden Systemschnittstellen definiert, welche eine exakte Abgrenzung der erfassten Daten ermöglicht und somit die Grundvoraussetzung der Vergleichbarkeit der Daten bildet. Zu den erstellten Schnittstellen wurden die Anforderungen und Leistungen bestimmt, welche diese zu erbringen haben. Schlussendlich wurden mithilfe der zu erhebenden Datenströme relevante Kennzahlen abgeleitet, die zur Bewertung der Biogasanlagen hinsichtlich Effizienz, Stabilität und Produktivität herangezogen werden. Die wesentlichen Kennzahlen finden sich in der Tabelle.

Veröffentlicht am 09.11.2022