Soziale Energieberatung: Perspektiven für ein neues Berufsfeld

Hohe Energiekosten beschäftigen derzeit sehr viele Menschen. Aber nicht alle Haushalte haben die Möglichkeit, Unterstützung in einer für sie geeigneten Form zu erhalten. Welche Rahmenbedingungen brauchen Menschen, die von Energiearmut betroffen sind, um Beratung und Unterstützung gut annehmen zu können und langfristig davon zu profitieren? Erfahren Sie mehr in unserem Leitfaden.

Die soziale Energieberatung ist speziell auf die Situation von einkommensschwachen Haushalten zugeschnitten. Ziel ist es, Energiekosten zu senken und die Wohnqualität der betroffenen Haushalte zu verbessern.

  • Welche Themen stehen insbesondere bei armutsgefährdeten Haushalten im Mittelpunkt einer Energieberatung?
  • Welchen Ablauf hat eine soziale Energieberatung idealerweise?
  • Welche Kompetenzen sind notwendig für eine Energieberatung in armutsgefährdeten Haushalten?
  • Was sind die Erfolgsfaktoren für ein gutes Angebot?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Leitfaden "Soziale Energieberatung: Perspektiven für ein neues Berufsfeld". Dabei greifen wir auf Erfahrungen aus vielen Projekten und Beratungsangeboten zurück und haben Feedback aus der Sozialen Arbeit, aus Energieberatungsstellen und von Betroffenen eingeholt.

Der Leitfaden richtet sich an alle Beratungsstellen und Berater:innen, die Haushalte rund um das Thema Energie begleiten.

Was zeichnet soziale Energieberatung aus?

Energieberatung wird meist mit dem Ziel von Energieeinsparungen in Verbindung gebracht. Was aber, wenn der Energieverbrauch bereits relativ niedrig ist und nur wenige Handlungsmöglichkeiten bestehen? Soziale Energieberatung ist ein Angebot an der Schnittstelle von sozialer Arbeit und Energieberatung, das sich speziell an den Bedürfnissen armutsgefährdeter Haushalte orientiert. Diese haben in der Regel keine finanziellen Möglichkeiten für Investitionen in erneuerbare Energien oder in die Sanierung ihres Eigenheims. Im Fokus der sozialen Energieberatung steht die Vermittlung von Handlungswissen rund um das Thema Energie zur Verbrauchssenkung und zur Verbesserung der Wohnqualität. Anders als die klassische Energieberatung zielt soziale Energieberatung nicht auf Energiesparen durch Investitionen ab, sondern auf Energiesparen durch Verhaltensänderungen.

Wie läuft soziale Energieberatung ab?

Das Herzstück der sozialen Energieberatung ist die Beratung des Haushalts direkt vor Ort. Basierend auf den Erfahrungen vieler Projekte wird folgender Beratungsablauf vorgeschlagen: Nach einer Terminvereinbarung findet ein Erstgespräch in der Beratungsstelle statt, bevor eine ausführliche Vor-Ort-Beratung zum Thema Energie im Haushalt durchgeführt wird.

Bei einem Besuch in der Wohnung kann der Zustand der Haushaltsgeräte beurteilt werden und die Klientinnen und Klienten können zeigen, wie sie die Heizung bedienen. Auch fallen meist erst in dieser Situation Besonderheiten auf. Das können Möbel vor einem Heizkörper sein, ein zweiter Kühlschrank im Schlafzimmer oder eine defekte Entlüftung im Bad.

In komplexen Fällen kann es notwendig sein, den Haushalt mehrmals zu besuchen oder die Klient:innen regelmäßig zur Beratung einzuladen. Dies ermöglicht beispielsweise die Überprüfung von Zählerständen, eine Verbrauchsmessung an Geräten über einen längeren Zeitraum oder die Aufzeichnung von Schimmelproblemen. In manchen Fällen ist es notwendig, dass der Haushalt Kontakt mit dem Energieversorger, der Hausverwaltung, dem Inkassodienst oder anderen Institutionen aufnimmt. Im Rahmen der Möglichkeiten sollten die Klientinnen und Klienten bei diesem Prozess von den Beratungseinrichtungen unterstützt werden.

Welche Kompetenzen braucht es für das neue Tätigkeitsfeld?

Soziale Energieberatung muss speziellen Bedürfnissen gerecht werden und erfordert eine spezifische soziale und technische Beratungskompetenz. Die Berater:innen benötigen in der Regel je nach beruflicher Grundausbildung zusätzliche Kompetenzen, die über praxisnahe Weiterbildungen vermittelt werden können. Soziale Energieberatung kann als Zusatzqualifikation im Rahmen bestehender Berufsfelder verstanden werden. In erster Linie bieten sich Berufe der sozialen Arbeit, Beratung und Bildung an. Auch die klassische technische Energieberatung kommt in Betracht. Eine weitere Zielgruppe sind Peer-Berater:innen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie die Haushalte befinden und deren Muttersprache sprechen. klimaaktiv bietet derzeit eine Weiterbildungsreihe für Sozialberater:innen an, die einkommensschwache Haushalte zum Thema Energie beraten. Nähere Infos dazu finden Sie hier.

Was sind die Erfolgsfaktoren für ein gutes Angebot?

Soziale Energieberatung wirkt besonders gut, wenn verlässliche und planbare Rahmenbedingungen für das Beratungsangebot und die Berater:innen vorhanden sind.

Fünf Erfolgsfaktoren für die soziale Energieberatung:

  • Einfacher Zugang zur Beratung für Betroffene
  • Mehrstufiges Beratungsangebot über einen längeren Zeitraum für Betroffene
  • Praxisnahe Weiterbildungen für Berater:innen
  • Laufende Vernetzung der Berater:innen
  • Planbarkeit und Kontinuität in der Finanzierung des Beratungsangebots

Infoblatt zur Unterstützung für Haushalte zum Thema Energie

Österreichweit gibt es unterschiedliche Anlaufstellen und Unterstützungsangebote für Haushalte mit niedrigem Einkommen rund um das Thema Energie. Um einen Überblick zu schaffen, wurde ein Infoblatt ausgearbeitet. Es dient als Orientierung, um Haushalte mit ihren Anliegen und Problemen gezielt an die richtige Anlaufstelle zu verweisen. Es steht im Download-Bereich kostenlos zur Verfügung.

Veröffentlicht am 25.07.2023

Kontakt

Anna Breuer
klimaaktiv Bildung

Österreichische Energieagentur
Tel: 01 5861524-0