Die Frage, wie Städte lebenswerter, gerechter und gesünder werden können und insbesondere wie diese Transition gestaltet werden kann, stand als fundamentale Frage zu Beginn der viertägigen Konferenz. Das Radfahren und andere umweltfreundliche Fortbewegungsmittel können der Schlüssel zu einer nachhaltigeren und sozial gerechteren Zukunft sein.
Lebenswerte Städte sind fahrradfreundliche Städte
Der urbane Raum steht derzeit vor großen Herausforderungen: Immer mehr Menschen leben in den Städten. Eine smarte Stadt- und Verkehrsplanung muss Rad- und Fußverkehr mehr berücksichtigen, um Städte lebenswerter zu machen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Welche Maßnahmen dafür geeignet sind, was wir von bereits umgesetzten Projekten lernen können und wie man mit dem sogenannten „Bikelash“, ein Backlash in der Umsetzung von Fahrradprojekten, umgeht, wurde unter anderem auf der Velo-city thematisiert.
Radfahren führt zu einem sozialeren Miteinander
Platz für das Radfahren zu schaffen bedeutet auch, das soziale Miteinander zu stärken. Es ist erwiesen, dass in Gebieten, die unter Lärm und Luftverschmutzung leiden, überwiegend finanziell schwächere Menschen leben. Gleichzeitig sind Städte, die auf das Auto als Hauptverkehrsmittel ausgerichtet sind, weniger sicher und trennen die Menschen von wichtigen öffentlichen Einrichtungen und sozialen Treffpunkten. Eine Abkehr vom Auto und eine Hinwendung zu Aktiver Mobilität gibt den Menschen ihre Unabhängigkeit zurück und macht Mobilität für alle zugänglich.
Das Potenzial des Fahrrads zur Bekämpfung von Verkehrsarmut und sozialer Ausgrenzung wurde erkannt und auf der Velo-city mit einem eigenen Themenschwerpunkt behandelt.
Kindergerechte Verkehrsplanung
Im Mittelpunkt stand einerseits das Thema, wie kindergerechte Stadtplanung aussehen muss, damit Kindern sichere und selbstständige Mobilität ermöglicht werden kann. Andererseits ging es auch darum, Kinder und Jugendliche schon früh für das Fahrradfahren zu begeistern. Denn wer von Anfang an mit dem Fahrradfahren sozialisiert wird, ist später unabhängiger und kann sich sicher im Verkehr bewegen. Eine Möglichkeit, um viele Kinder zu erreichen, führt über die Schule. Dabei wurden auf der Velo-city neben Radfahrkursen für Kinder auch neue innovative Lösungen vorgestellt, wie beispielsweise die Vermittlung von Inhalten über Virtual Reality Spiele.
Einblicke in die österreichische Radverkehrsstrategie auf der Velo-city
Österreich war mit wertvollen Beiträgen zur Radverkehrspolitik und nationalen Radverkehrsstrategien vertreten. In der Session mit dem Titel „Developing impactful national cycling strategies“ präsentierte Martin Eder, Radverkehrsbeauftragter des Klimaschutzministeriums, eine Zwischenbilanz zur Umsetzung des Masterplans 2015-2025, das Österreichische Strategiepapier zur Steigerung des Radverkehrsanteils. Besonders positiv hervorgehoben wurde dabei das Förderprogramm für das Radfahren auf allen Ebenen. Vor allem das E-Bike hat stark an Beliebtheit gewonnen und wird erstmals auch gefördert. Neben Bewusstseinsbildungs- und Motivationskampagnen wie „Österreich radelt“, die zum Radfahren motivieren, wurde auch in Radfahrkurse für Kinder und in Erwachsenenbildung investiert.
Die Auswirkungen auf die Österreichische Wirtschaft wurden in einem Beitrag von Robert Thaler, ehemaliger Leiter der Abteilung Aktive Mobilität und Mobilitätsmanagement im Klimaschutzministerium und Reinhard Jellinek, Programm Manager von klimaaktiv mobil präsentiert. Insgesamt konnten 46.000 Arbeitsplätze durch die Fahrradindustrie gesichert und 3,7 Milliarden Euro Umsatz generiert werden. Auch hier lag der Fokus auf E-Bikes, denn 2019 wurden drei Viertel aller Fahrräder mit Elektroantrieb produziert.
Weitere Zahlen und Fakten finden Sie hier zum Thema Radfahren als Wirtschaftsfaktor sowie im klimaaktiv mobil Leistungsbericht 2022.
Radkompetenz Österreich: Leading the Transition
Weitere Beiträge aus Österreich kamen von Vertreter:innen von Radkompetenz Österreich. Die Plattform hat sich zum Ziel gesetzt, den Radverkehr zu verbessern und dafür Lösungen und Wissen anzubieten. Wie viel würde es zum Beispiel kosten, die Radinfrastruktur in ganz Österreich auszubauen und den Radverkehr zu verdoppeln? Die Antwort gibt Andreas Friedwagner in seinem Beitrag: Mit rund 7 Milliarden Euro könnte das Angebot deutlich verbessert werden.
Wie kann das konkret umgesetzt werden? Hilfestellung für Investitionen können z.B. Modellrechnungen bieten. Gute Möglichkeiten ergeben sich auch beispielsweise über den Arbeitgeber. Das Jobrad kann ein attraktives Angebot an die Arbeitnehmer:innen sein. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Best-Practice-Beispiele aus den Bundesländern, auf die zurückgegriffen werden kann.
2024 wird die Velo-city in Ghent in Belgien stattfinden.