Britische Regierung investiert 14,5 Millionen Euro in Social Prescribing und die Radinfrastruktur

Großbritannien möchte in den nächsten Jahren 14,5 Millionen Euro in Social Prescribing Projekte investieren, welche das Radfahren und Gehen fördern und die Gesundheit verbessern. Umgesetzt werden bspw. Radfahrtrainings für Erwachsene, ein kostenloser Radverleih sowie kommunale Gehgruppen. Dies geht mit einer verbesserten Infrastruktur einher, um ein sicheres Radeln und Gehen zu ermöglichen.

Was ist Social Prescribing?

Menschen, bei denen eine medizinische Behandlung keine Verbesserung brachte, können durch Social Prescribing auch auf nicht-klinische Einrichtungen verwiesen werden. Gerade für Menschen, die dadurch zusätzlich sozial isoliert sind, bietet die Überweisung in ein SP-Zentrum eine mögliche Alternative. In Großbritannien gibt es rund 100 solcher SP-Zentren mit verschiedensten Spezialisierungen, wie beispielsweise für kreative Aktivitäten, Gartenarbeit oder Sport. Man verspricht sich dadurch eine Steigerung der Gesundheit und des allgemeinen Wohlbefindens der Patient:innen. Begleitstudien zeigen, dass weniger Ärzt:innen aufgesucht und weniger Medikamente verschrieben werden und Gesundheitsausgaben damit gesenkt werden können.

Dies steht auch ganz im Sinne von klimaaktiv mobil. Immer mehr Entscheidungsträger:innen erkennen den gesundheitsfördernden Aspekt aktiver Mobilität und vereinen Verkehrs- und Umweltagenden mit dem Thema Gesundheit.

Gangwechsel in der britischen Gesamtstrategie

Die COVID-19 Pandemie hat ein Umdenken ins Rollen gebracht. Obwohl zu Beginn der Pandemie in Großbritannien insgesamt weniger Menschen unterwegs waren, wurde an Wochentagen ein Anstieg des Radverkehrs von etwa 100 Prozent gemessen. Diese Entwicklung soll nun nachhaltig gefördert werden, um die allgemeine Aktivität zu steigern und in Folge dessen auch Kosten im Gesundheitsbereich zu verringern. Social Prescribing Projekte sind nur ein Teil der britischen Gesamtstrategie, welche vor allem das Ziel hat, den Straßenverkehr auf Rad- und Gehwege zu verlagern. Hier zeigt sich ein großes Potential, denn 58 Prozent aller Autofahrten im Jahr 2018 waren Kurzstrecken mit weniger als 5 Meilen. Bisher fehlte es vor allem an Infrastruktur, um den Bedarf am Radfahren und Gehen zu decken.

Fahrradfahren wird massentauglich

Das Fahrrad zu einem massentauglichen Verkehrsmittel zu machen, ist ein zentraler Entscheidungsgrundsatz, der allen weiteren Maßnahmen vorausgehen soll. Damit verschiebt sich die Perspektive auf den Verkehr allgemein. Separierte Rad- und Gehwege sollen folgen, welche es ermöglichen, sicher von A nach B zu gelangen. Aufgemalte Radwege sollen zur Gänze aus dem Ortsbild verschwinden. Stattdessen entstehen ausgedehnte Fahrradspuren, welche kontinuierliche und direkte Wege bieten.

Vorteile einer guten Rad- und Gehinfrastruktur

Qualitativ hochwertige Rad- und Gehwege haben Einfluss darauf, wie wir uns fortbewegen. Dabei hat das Radfahren und Gehen nicht nur Einfluss auf das Klima und die Luftqualität, sondern auch auf die Gesundheit der Menschen und auf das wirtschaftliche Wachstum.

Laut dem britischen Verkehrsministerium belaufen sich die Gesundheitskosten auf 8,2 Milliarden Pfund pro Jahr allein durch Inaktivität. Dabei zeigen Studien, dass Bewegung Herzkrankheiten, diverse Krebsarten, Diabetes Typ 2, Demenz und Knochenkrankheiten vorbeugen kann.

Auch lokale Geschäfte profitieren von besseren Rad- und Gehwegen. Gegenden mit besserer Infrastruktur für Fußgeher:innen verzeichnen eine höhere Kund:innenfrequenz mit bis zu 40 Prozent. Eine Umstrukturierung des Verkehrswesens bringt daher nicht nur eine Entlastung für Umwelt und Klima sondern auch wirtschaftliche Vorteile.

Veröffentlicht am 14.12.2022