Wir alle wollen in Würde altern. Jedoch haben sich bereits vor Pandemiebeginn unsere gesunden Lebensjahre – das sind jene Jahre unseres Lebens, die wir nicht mit Krankheit verbringen – enorm verkürzt. Während laut Eurostat der/die durchschnittliche EU-Bürger:in ab 65 Jahren mit 10,3 gesunden Lebensjahren rechnen kann, haben Österreicher:innen im Schnitt nur 7,7 gesunde Jahre zur Verfügung. Zwar weisen die Daten von Statistik Austria mit 9,75 Jahren (2019) einen höheren Wert aus, allerdings waren es 2014 noch 11,35 gesunde Lebensjahre.
Rechnungshof kritisiert Gesundheitsförderungsstrategie
Die niedrigen und zugleich schrumpfenden gesunden Lebensjahre waren nun auch Gegenstand in einem Bericht des Rechnungshofes, denn die „Gesundheitsziele Österreich“ aus 2012 definierten als Ziel eine Steigerung der Anzahl der in Gesundheit verbrachten Lebensjahre bis 2032. Trotz diverser Maßnahmen sind im Zeitraum von 2014 bis 2019 – also noch vor Pandemiebeginn – die gesunden Lebensjahre um 1,6 Jahre deutlich gesunken (Statistik Austria). Immerhin liegt Österreich mit einer Lebenserwartung von 82,0 Jahren leicht über dem EU-Schnitt, doch verbringen wir die letzten Jahre des Lebens weniger lang in Gesundheit als im EU-Vergleich.
Bewegung verbindet Gesundheits-, Verkehrs- und Klimaagenden
Mit Investitionen, die auf die aktive Mobilität abzielen, können gleich drei Probleme auf einmal in Angriff genommen werden: Krankheiten, Lärm und Luftverschmutzung sowie Klimakatastrophe. Auch der Rechnungshof empfiehlt unter anderem den Bereich Bewegung (gemeinsam mit Ernährung) in die Gesundheitsstrategie zu integrieren. Es gibt durchaus Aktionspläne aus 2011 und 2013, diese wurden jedoch seit 2013 nicht mehr aktualisiert.
Dabei könnte die Lösung so einfach sein: Radfahren und Gehen kann vieles leisten, wenn es um unsere Gesundheit geht. Gerade alltägliche Wege lassen sich oft mit dem Rad oder zu Fuß bewältigen und das ohne großen Kostenaufwand. Dadurch können hohe Ausgaben im Gesundheitsbereich gespart und außerdem ein Altern in Würde gesichert werden, denn mit aktiver Mobilität reduzieren sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das Risiko von Krebs und Demenz sowie diverse Knochenkrankheiten.
Dazu kommt, dass der Umstieg auf Rad und das Zu-Fuß-Gehen die Verkehrslage in den Ballungszentren entlasten und damit die Luftqualität verbessern kann. Vor allem in den Städten und in alpinen Tal- und Beckenlagen werden die Feinstaubgrenzen regelmäßig überschritten. Auch die daraus resultierende Lärmbelastung ist für die Gesundheit nicht zu unterschätzen und kann beispielsweise mit Konzentrations- und Schlafstörungen einhergehen.
In diesem Zusammenhang reicht ein Umstieg auf elektrobetriebene Fahrzeuge alleine nicht aus, um den Feinstaub und Lärm auf ein erträgliches Niveau zu senken. Allein durch den Reifenabrieb der Fahrzeuge entstehen enorme Schadstoffbelastungen für die Gesundheit und Umwelt.
Aktive Mobilität bildet damit ein wichtiges Verbindungsglied, um Probleme im Gesundheits-, Verkehrs- und Umweltbereich zu lösen. Für die Steigerung der Lebensqualität ist ein Umstieg auf das Radfahren und Zu-Fuß-Gehen die beste Voraussetzung.