Fahrradfahren als erprobtes Mittel für nachhaltigen städtischen Verkehr
Vor diesem Hintergrund hat sich ein Team rund um Michael Szell, u.a. vom Complexity Science Hub Vienna, mit dem Wachstum städtischer Fahrradnetze auseinandergesetzt. Wie das wirtschaftlich am besten vonstattengehen kann, wurde in Netzwerkanalysen und Simulationen untersucht.
Anhand von vier Schritten hat man Fahrradnetze wachsen lassen und drei verschiedene Wachstumsstrategien (Zwischenraum, Nähe, Zufall) miteinander verglichen. Die Simulierungen können unter growbike.net auch selbst anhand von 62 Städten ausprobiert werden. Die verschiedenen Strategien kommen dabei mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen:
- Die Zwischenraumstrategie bietet eine schnelle Netzabdeckung mit mittlerer Verbunden- und Direktheit und geringer lokaler Effizienz
- Die Nähestrategie bietet optimale Verbundenheit und lokale Effizienz, aber eine langsame Netzabdeckung
- Die Zufallsstrategie hat zwar die schnellste Netzabdeckung, aber eine geringe Direktheit und lokale Effizienz
Ein mehr oder weniger zufälliger Ausbau mit stückweisen Verbesserungen, wie er in der Realität meist der Fall ist, schneidet dabei am schlechtesten ab und kostet mindestens drei Mal so viel wie eine die ganze Stadt umfassende grundlegende Strategie. Eine ganzheitliche Radnetzplanung führt darüber hinaus auch schneller zu einer qualitativ höherwertigen Radinfrastruktur.
Unabhängig von der jeweiligen Stadt zeigte sich in den Simulationen durchwegs, dass es eine kritische Einheit an Radwegen geben muss, bevor das Netzwerk durchgängig und direkt und somit funktional wird. Bevor diese kritische Schwelle erreicht wird, verringern sich die Qualitätskennzahlen des Netzwerkes. Die zufällige Strategie bringt diesen Schwellwert dabei noch weiter nach oben. Dies erklärt auch den häufig gehörten Einwand "Wir haben schon so viele Radwege gebaut, aber niemand nutzt sie. Warum sollen wir dann noch mehr bauen?"
Im Zuge einer solchen Zielnetzplanung gibt es für eine ganzheitliche Planung auch von klimaaktiv mobil attraktivere Förderbedingungen für regionale Radnetzausbauprogramme. So können für die Umsetzung z.B. bis zu 50 Prozent Bundesmittel lukriert werden, wobei nur 15 Prozent Eigenmittelanteil der Gemeinden erforderlich sind. Zur Deckung des Eigenmittelanteils und darüber hinaus bis maximal 50 Prozent, können auch Zweckzuschüsse aus dem Kommunalen Investitionsprogramm (KIP) 2023 herangezogen werden.
Die Kombination von Bundes- und Landesförderung sowie etwaigen Zweckzuschüssen aus dem KIP 2023 sind möglich. – Nutzen Sie dazu auch unser kostenloses Beratungsangebot!