Objekt des Monats 4/2023: Zubau Konrad-Lorenz-Gymnasium

Im Zuge der Sanierung und Erweiterung des Konrad-Lorenz-Gymnasiums in Gänserndorf wurden zwei bestehende Bauteile des Schulgebäudes saniert und um einen Neubau mit Klassenzimmern und Pausenflächen erweitert. Mit 790 Punkten erreicht das Gebäude den klimaaktiv SILBER Standard.

Das Konrad-Lorenz-Gymnasium ist der größte Gebäudekomplex in Gänserndorf und bietet rund 1.000 Schüler:innen Platz. Die bestehende, dunkle Gangschule mit ihren langen, einstöckigen Klassentrakten war allerdings nicht mehr zeitgemäß. Für die insgesamt 40 Klassen entwickelte das Architekturbüro Franz und Sue ZT GmbH ein neues Raumkonzept. Die Bestandsgebäude im Norden und Süden wurden saniert und adaptiert und dazwischen ein komplett neuer Bauteil als Verbindung errichtet. Das alte Gebäude wurde so in eine moderne und freundliche Schule zum Wohlfühlen verwandelt.

Gestaltung und Funktionalität

Mit dem neuen Zubau erhielt das Gymnasium auch ein neues, charakteristisches Äußeres. Die feingliedrige Holzlamellenfassade verleiht dem Gebäude Leichtigkeit und Dynamik. Die aus heimischer Lärche gefertigten, diagonal und vertikal angeordneten Latten erhalten durch den Einfluss der Witterung im Lauf der Zeit eine wunderschöne, silbrig-graue Patina.

Die neue, offene Aula in der Gebäudemitte bildet das kommunikative und identitätsstiftende Herzstück der Schule. Eine breite Sitztreppe mit bunten Pölstern verbindet Garten-, Erd- und Obergeschoß. Im Bereich darunter spielen die Schüler:innen in den Pausen Tischtennis- oder Tischfußball und können sich auf einer Turnmatte austoben. Drei große Dachfenster versorgen den ganzen Raum mit viel Tageslicht.

Von den offenen Bereichen wie der Aula und dem ebenfalls neu gestalteten Foyer ausgehend sind die Klassen räumlich in Clustern zusammengefasst. In zusätzlichen Pausen- und Bewegungszonen gibt es für die Schüler:innen gemütliche Sitzmöbel oder Kletterstangen zum Herumkraxeln.

Damit in dem weitläufigen Gebäude für eine gute Orientierung gesorgt ist, wird gemeinsam mit der Visuelle Kultur KG ein optisches Leitsystem entwickelt, mit dem jede Klasse eine ganz eigene visuelle Adresse erhält. Als Leitfarbe zieht sich seegrün durch die Innenräume, jedem Stockwerk ist zusätzlich eine eigene Signalfarbe – rot, grün, oder blau – zugeordnet. Je nach Lage gibt es für jeden Klassen-Cluster außerdem ein eigenes Muster. Dieses findet sich etwa auf Glasflächen oder den Sitznischen wieder, die wie multifunktionale Raummöbel die Klassen von den Gangbereichen trennen. Auf den Rückseiten dieser Elemente ist in den Unterrichtsräumen jede Menge Stauraum untergebracht.

Von den raumhohen Fenstern in den Klassenzimmern aus haben die Schüler:innen einen Blick in die Schulhöfe und den großzügig gestalteten Schulgarten. Die Freibereiche sind ebenso wie die Innenräume alles andere als eintönig gestaltet: Mit unterschiedlichen Möbeln und einem Wechsel aus strukturierten Plätzen und naturnahen Flächen gibt es hier viel Platz zum Entspannen, Bewegen, Spielen und kreativen Lernen.

Den Nutzer:innen stehen auf dem Areal insgesamt vier Stellplätze mit Lademöglichkeiten für E-Autos zur Verfügung. Darüber hinaus wurden 70 Fahrradabstellplätze errichtet, wobei deren Anzahl erweiterbar ist und auch Reserveflächen für zusätzliche Fahrradbügel bereits vorgesehen sind. 

Konstruktion

Der Zubau in der Schulmitte wurde in Stahlbeton-Bauweise errichtet, welche die Umsetzung von einigen konstruktiv anspruchsvollen Elementen wie etwa den brückenartigen Gangverbindungen oberhalb der Aula ermöglichte. In den Klassen-Clustern wurde auf massive Wände verzichtet. Stattdessen gewährleistet ein Stützenraster Offenheit, Transparenz und räumliche Flexibilität.

Beim Einsatz des Baumaterials war eine ressourcenschonende Herangehensweise wichtig: So fielen im Rahmen der Umbauarbeiten rund 4.600 t Betonbruch an. Um eine sinnvolle Nachnutzung des Abbruchmaterials zu gewährleisten, wurde es an Ort und Stelle zerkleinert, gesiebt und als Schüttmaterial verwendet. Wären im Gegensatz die Betonreste einfach entsorgt und dafür neues Material angeliefert worden, wären dafür 2x764 (1.528) LKW-Fahrten zu einer Deponie bzw. zu einem Steinbruch erforderlich gewesen.

Haustechnik und Energiekonzept

Die Wärmeversorgung des Gebäudes basiert auf einer Kombination aus Fernwärme (40 %) und Erdreich-Wärmepumpen (60 %, 34 Bohrungen, bei einer Tiefe von 150 Metern). Die Wärmepumpen dienen im Sommer auch der Gebäudekühlung. Zudem wird die Speichermasse der unverkleideten Stahlbetondecken- und Wänden im Winter als auch im Sommer als thermischer Puffer genutzt. Eine PV-Anlage am Dach mit 408 Modulen (153 kWp) gewährleistet zudem eine klimafreundliche Stromversorgung.

Beim Lüftungskonzept wurde Wert auf eine effiziente, material- und kostensparende Umsetzung gelegt: Die Regelung des Systems erfolgt über eine CO2-Steuerung, die Abluft wird zentral über die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung auf dem Schuldach abgeführt, nur für die Zuluft gibt es ein eigenes Leitungssystem in allen Räumen.

„Mit einer ausgeklügelten Lüftungsanlage und einer Kombination aus Geothermie und Fernwärme erfüllen wir die aktuellen Anforderungen an die Energieeffizienz. Das ist gut für das Klima und gut für die Zukunft.“, so die Architektin und Projektleiterin Lucie Vencelidesova.

Projektbeteiligte

  • Bauherrschaft: BIG - Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
  • Architektur: Franz und Sue ZT GmbH
  • Statik: Petz ZT GmbH
  • Bauphysik: IBO - Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH
  • Haustechnik-Planung: Zencon GmbH
  • Brandschutzplanung: Hoyer Brandschutz
  • Landschaftsplanung: EGKK Landschaftsarchitektur
  • Architekturgrafik, Mitarbeit Innenausbau: Visuelle Kultur KG
  • klimaaktiv Zertifizierung: IBO - Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH
Veröffentlicht am 11.04.2023