Objekt des Monats 09/2023: Wohnhaus Henneberggasse

Die Wohnhausanlage "Henneberggasse" im dritten Wiener Gemeindebezirk deckt ihren Heiz- und Kühlbedarf mittels Wärmepumpen, die von einem Tiefsondenfeld gespeist werden. Die eigene Stromerzeugung mit PV-Anlage unterstützt den weitgehendst autarken und emissionsfreien Betrieb. Mit 930 Punkten erreicht das Gebäude den klimaaktiv GOLD Standard.

Das Wohnhaus Henneberggasse ist aus einem Bauträgerwettbewerb des wohnfonds wien Ende 2018 entstanden. Der Baubeginn fand im März 2021 statt und die Fertigstellung erfolgte zwei Jahre später. Mit 105 Wohnungen (wovon 35 SMART), 3 Ateliers und einem Geschäftslokal umfasst das Bauvorhaben rund 6.900m2 Nutzfläche. Die Bandbreite der Wohnungen erstreckt sich von kompakten A-Wohnungen, über kompakten B-Wohnungen (SMART) bis hin zur 4-Zimmerwohnungen für größere Familien. Alle Wohnungen verfügen über private Freiflächen in Form von Loggien.

Gestaltung und Funktionalität

Die Bebauung der Liegenschaft gliedert sich in zwei eigenständigen Baukörpern, die sich in die bestehende Landschaft zwischen der Viehmarktgasse und der Stadt Wildnis fügen. Haus 1 reagiert auf und ergänzt die urbane Situation in der Viehmarktgasse vorm Eingang zum ehemaligen Fleischmarkt der Stadt Wien. Unmittelbar an der Stadt Wildnis gelegen, wird Haus 2 vom bestehenden Baumbestand im Hof und der neuen Baumreihe in der Henneberggasse umklammert und wird somit in einer erweiterten Grünzone eingebettet.

Durch die zwei getrennten Baukörper schafft das Projekt eine Erweiterung des Stadtraumes mit einem Lokal und Schanigarten an der Stirnseite entlang der Viehmarktgasse sowie im Eingangsbereich zwischen den Baukörper, der als zentrale soziale und funktionale Knoten für die Bewohner:innen fungiert. Hier befinden sich die überdachten Hauseingänge, die Gemeinschaftsräume, der Zugang zu den Fahrradräume, sowie der Kleinkinderspielplatz und der Zugang zu den Gartenflächen im Anschluss an der Stadt Wildnis. Dieser Bereich dient als Treffpunkt und Verteiler für alle Altersgruppen zugleich, wo ein städtischer Mikrokosmos angebunden am Gehsteig, Spielplatz, Schanigarten und Freiflächen entstehen kann. Er dient auch als Kompensationsfläche für den sparsamen Zuschnitt der SMART-Wohnungen. Gemeinsam mit der Dachterrasse auf Haus 2, wo sich die Waschküche und ein weiterer Gemeinschaftsraum befinden, haben die Bewohner:innen eine Bandbreite von Aufenthaltsmöglichkeiten außerhalb der Wohnung.

Das Erscheinungsbild wird durch sichtbare Betonelemente geprägt, eine markante, vorgelagerte Stützen/Balken Konstruktion aus Ortbeton an den Stirnseiten und Friese aus Fertigteilen an den Längsfassaden. Diese bewusst städtische Ausformung wird durch die „wilde“ Gartengestaltung in Kontrast gesetzt. Bei der Baumreihe in der Henneberggasse und im Hof wird die Stadt Wildnis bis zum Eingangsbereich verlängert.

Bauweise

Beide Häuser wurden in massiven STB-Scheibenbauweise errichtet. Durch den kompletten Verzicht auf Vorsatzschalen bei Trenn- und Stiegenhauswänden werden die exponierten Betonflächen in allen Einheiten energetisch aktiviert. Durch Ihre wirksame Speichermasse und in Zusammenwirkung mit der Wärme- und Kälteversorgung, sorgt das Tragwerk für ein ganzjährig angenehmes Raumklima.

Alle Wohnungen verfügen über Holz-Alufenster mit außenliegenden Stoffrollos auf allen Fassaden, geklebte Holzböden aus Esche und hochwertige Sanitärgegenstände.

Energiekonzept

Das Projekt Henneberggasse wurde mit einer Fußbodenaktivierung zum Heizen und Kühlen ausgestattet. Die Nutzer:innen der Wohnungen profitieren vom ganzjährig hervorragenden thermischen Komfort und von niedrigen Heizkosten.

Behagliches Heizen und Kühlen

Zentrales Element ist die klassische Fußbodenheizung, welche sowohl heizt als auch oberflächennahe kühlt. Mit ein und demselben Steigstrang ermöglichen die aktivierten Flächenelemente die winterliche Heizung und die sommerliche Kühlung: Komfortabel, geräuschlos, ästhetisch und auf Grundlage der hohen Effizienz der Wärmepumpe

Ökologische Wärme- und Kältebereitstellung aus Wärmepumpe mit Erdsondenfeld

Die Wärmebereitstellung erfolgt in Kombination über Wärmepumpen und ca. 2.700 m Erdsonden oder über Fernwärme. Sommerliche Kühlung wird klimaneutral angeboten: Die Überschusswärme aus den Wohnungen wird mit geringstem Stromeinsatz im Freecooling, zur thermischen Regeneration der Erdsonden verwendet, womit die hohen Jahres-Arbeitszahlen der Heizungswärmepumpen von > 4,0 erreicht werden. 1/3 der Fernwärmelieferung wird damit durch erneuerbare Wärme ersetzt. Die Fernwärme wird auch in der erforderlichen Anschlussleistung um diesen Wert reduziert und wird daher weiterhin wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt.

10 kWp PV-Anlage Stromversorgung

Neben der Solarthermie kommt ästhetisch dachintegriert auch eine 10 kWp PV-Anlage zum Einsatz. Mit 100% Eigenstromnutzung verringert sie den Netzstrombedarf der haustechnischen Verbraucher.

Mobilität

In der Tiefgarage wurden 4 E-Tankstellen für die Garagennutzer:innen neben vier allgemein zugänglichen Stellplätzen errichtet. Zudem gibt es Steckdosen für E-Fahrräder in den Fahrradräumen.

Projektbeteiligte

  • Projektentwicklung: Caelum Development GmbH 
  • Bauherrschaft: Henneberggassse 1-3 Projektentwicklungs und Errichtungs GmbH & Co KG 
  • Architektur: Werner Neuwirth 
  • Statik: Dorr, Schober & Partner
  • Bauphysik: Hamp + Armbruster Bauphysik OG
  • Energiedesign und Zertifizierung: Ingenieurbüro Jung, Wien
  • HKLS Planung: rhm gmbh
  • Elektro Planung: TB Eipeldauer + Partner GmbH
  • Brandschutzplanung: Röhrer Baupysik
  • Bodenmechanik: GB Geotechnik
  • Landschaftsplanung: Rajek Barosch Landschaftsarchitektur
  • ÖBA: Rosner Architektur
Veröffentlicht am 13.09.2023