klimaaktiv Objekt des Monats 9/2022: Biologiezentrum der Universität Wien

Das Wissenschaftsministerium, die BIG und die Universität Wien haben mit dem „University of Vienna Biology Building“ ein klimafreundliches Universitätsgebäude für 5.000 Studierende eröffnet. Das Gebäude erreicht mit 805 Punkten klimaaktiv SILBER Standard.

Das neue Biologiezentrum für die Universität Wien wurde am Standort Schlachthausgasse an der Adresse Djerassi-Platz 1 im 3. Wiener Gemeindebezirk errichtet. Das Gebäude wurde nach den Plänen der Berliner Architekten Karsten Liebner und Marcel Backhaus realisiert. Im neuen Biologiezentrum werden große Teile der Fakultät für Lebenswissenschaften und das 2019 neu gegründete Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft untergebracht.

Das Biologiezentrum wurde innerhalb von drei Jahren realisiert und im Oktober 2021 feierlich eröffnet. Es bietet Platz für 5.000 Studierende und 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Vienna BioCenter, dem größten Life Science Cluster Österreichs.

Hans-Peter Weiss, CEO der BIG, die den Neubau als Bauherr und Liegenschaftseigentümer errichtet hat: "Das 40.000 m² große Biology Building ist maßgeschneidert für die komplexen Anforderungen einer naturwissenschaftlichen Fakultät und konnte trotz Corona-Pandemie rechtzeitig fertiggestellt werden. Entstanden ist ein besonders klimafreundliches Bauwerk, das einen architektonischen Akzent in der Umgebung setzt."

Flexibel und energieeffizient

Bei der Planung des Biologiezentrums achtete man besonders darauf, ein klimafreundliches Universitäts- und Forschungsgebäude zu konzipieren. Das begann beim Grundriss: Die Größe der Räume kann angepasst werden, weil die Zwischenwände installationsfrei sind, Laborflächen können in Büros umfunktioniert werden und umgekehrt.

Zur Optimierung des Energieverbrauchs wurde die Fassade so kompakt und effizient wie möglich gestaltet. Die Wände sind wärmegedämmt, die Fenster dreifach verglast und mit Sonnenschutzbeschichtung versehen, außenliegender Sonnenschutz mit intelligenter Steuerung kommt durchgehend zum Einsatz.

Auch bei der Wahl der Materialien achtete man auf Klimafreundlichkeit. Die markante Fassade aus 400.000 Klinkersteinen ist enorm widerstandsfähig und praktisch wartungsfrei. Die Architekten griffen damit die Baugeschichte der Umgebung auf, denn die historischen Sankt Marxer Schlachthöfe waren monumentale Ziegelbauten. Gleichzeitig referenzieren sie auf den angloamerikanischen Universitätscampus. Im Inneren findet die Ziegelfassade ihren Gegenspieler im nüchtern-eleganten Sichtbeton.

Es wurde zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verbaut und weitgehend auf PVC verzichtet.

Wärmerückgewinnung aus Laborluft

Erstmals wird in Wien bei einem Forschungsgebäude die Laborabluft zur Wärmerückgewinnung genutzt. Somit können 30 Prozent der benötigten Wärme im Vergleich zu einem herkömmlichen Laborgebäude eingespart werden.

Mit Spitzenforschungsgeräten und modernster Laborausstattung bietet das Biology Building die idealen baulichen und infrastrukturellen Voraussetzungen für naturwissenschaftliche Forschung und Lehre.

In den unteren Stockwerken sind die Bereiche für die Studierenden untergebracht: eine Fachbibliothek, die sich mit einer 84 m langen Glasfassade in Richtung Schlachthausgasse öffnet, zweistöckige Hörsäle, Seminarräume und eine Mensa mit Terrasse. Die Laborarbeitsplätze sind barrierefrei zugänglich. Geforscht wird vom zweiten bis zum fünften Stock; die Laborflächen machen rund 40 Prozent des Gebäudes aus. Auf den Freiflächen finden sich Höfe mit Bäumen, ein Gewächshaus samt Versuchsgarten und eine Werkstatt. Es wurden 23 neue Bäume gepflanzt und Abstellmöglichkeiten für 350 Fahrräder geschaffen.

Jean-Robert Tyran, Vizerektor der Universität Wien: "Studierende und Mitarbeiter:innen freuen sich über einen modernen und kommunikativen Studien- und Arbeitsort. Mit diesem Standort wird der Campus Vienna BioCenter weiter verstärkt und zu einem Leuchtturm der Forschung, der in ganz Europa und darüber hinaus sichtbar ist."

Die Finanzierung der Investitionskosten von 146 Mio. Euro erfolgte durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Projektbeteiligte

  • Bauherr und Liegenschaftseigentümer: Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
  • Mieter und Nutzer: Universität Wien
  • Architektur: Karsten Liebner und Marcel Backhaus, Berlin
  • BIG ART Kunst & Bau: Vivarium St. Marx
  • Generalplanung: ARGE Biologiezentrum, Chiara Liebner Architekten GmbH, Vasko+Partner Ingenieure, Ziviltechniker für Bauwesen und Verfahrenstechnik Ges.m.b.H.
Veröffentlicht am 06.09.2022