Objekt des Monats März 2022: Bildungszentrum Frastanz-Hofen

Die bestehende Volksschule in Frastanz in Vorarlberg aus den Fünfzigerjahren wurde erweitert und bietet nun viele Nutzungsmöglichkeiten für alle Dorfbewohner:innen. Das neue Bildungszentrum wurde mit dem Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2021 ausgezeichnet. Mit 928 Punkten erreicht es klimaaktiv GOLD Standard.

Die Idee, die bestehende Volksschule aus dem Jahr 1952 zu sanieren und zu erweitern, wurde bereits 2013 gefasst. Aus einem EU-weiten, mehrstufigen Wettbewerb 2015 ging das Südtiroler Architekturbüro Pedevilla Architects, das 2005 von den Brüdern Armin und Alexander Pedevilla gegründet wurde, als Sieger hervor. Zwischen 2019 und 2021 wurde das neue Bildungszentrum in Frastanz-Hofen schließlich realisiert.

Das Gebäude wurde als gemeinschaftlicher Ort für Kinderbetreuung, Kindergarten und Volksschule entwickelt, an dem sich die Altersklassen durchmischen dürfen. Ausgehend vom bestehenden Schulgebäude, das im laufenden Betrieb umfassend saniert sowie funktionell und strukturell bereinigt wurde, entstanden im Zuge einer Erweiterung auch vier neue Flügel. Es bilden sich ruhige Randzonen für einzelne Lerncluster, während sich im Zentrum ein zentraler „Marktplatz“ auftut. Der Bau präsentiert sich als multifunktionaler Ort der Bildung, der Begegnung, des Austausches und des kreativen Gestaltens, für Kinder, Besucher, Vereine und die Gemeinde von Frastanz.

Während die äußere Erscheinung des Gebäudes eine erdige, mineralische Atmosphäre ausstrahlt, kommen im Innenraum teils geölte, teils unbehandelte Weißtannen-Böden zum Einsatz. „Wir haben an einen warmen, vulkanischen Porphyr mit Nuancen von Rosa, Violett und Melanzani gedacht“, sagt Architekt Armin Pedevilla. „Auf jeden Fall hat die Farbe die Aufgabe, das heterogene Ensemble aus Alt und Neu in dieser ohnedies schon heterogenen Umgebung ein bisschen zu bändigen und zu beruhigen.“

Nachhaltige Baustoffe aus der Region

Bei den Baustoffen wurden vor allem regionale Produkte wie etwa handwerklich hergestellter Kalkputz eingesetzt, hinzu kommt ein umfassendes Produkt- und Chemikalienmanagement. Wirtschaftlichkeits- und Ökologieparameter wurden in allen wichtigen Entscheidungsfragen sehr sorgfältig und kritisch abgewogen. Um den Gedanken der Kreislaufwirtschaft aufzugreifen, wurde die in den Neunzigerjahren applizierte, bloß acht Zentimeter starke Korkdämmung an den Außenwänden nach reichlicher Überlegung beibehalten. Und anstatt die 1998 neu eingebauten Holz-Alu-Fenster im Bestandsbau zu ersetzen, entschied man sich, lediglich die Gläser zu tauschen und die energetische Wirksamkeit dadurch zu erhöhen.

Aus Liebe zum Satteldach

Mit viel Liebe zum Detail wurden Möbel, Raumöffnungen und Wegleitsystem gestaltet, wobei die charakteristische Giebelform des Hauses immer wieder als grafische Vorlage dient. So findet sich die Satteldach-Silhouette in den Zaunlatten, in den Fahrrad-Absperrbügeln, in den WC-Fliesen, in den Stiegengeländern, in der großen, doppelflügeligen Glastür in der Aula und sogar in den Knöpfen und Knäufen der privaten Garderobenkästchen wieder.

„Dieses Haus ist irgendwie wenig Schule und viel Wohnzimmer. Am liebsten würde ich sagen: Hier ist es so schön wie daheim. Aber das stimmt nicht. Hier ist es viel schöner.“, freut sich Angelika Summer, Leiterin des Kindergartens.

Energieeffiziente Gebäudetechnik

Das Gebäude ist an das Fernwärmenetz (Biomasse) angeschlossen und wird Großteils über eine Fußbodenheizung beheizt. Das Warmwasser wird aufgrund des geringen Warmwasserbedarfs und der Einsparung der Zirkulation dezentral erzeugt. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung gewährleistet eine gute Innenraumluftqualität. Auf den Neubaudächern wurde eine 80 kWp PV-Anlage errichtet. Durch eine Tageslichtberechnung konnte der Nachweis eines hohen Nutzungsgrades von Tageslicht erbracht werden.

Der Außenraum wurde in intensiver Zusammenarbeit mit den Nutzerinnen und Nutzern möglichst naturnah geplant. Neben der Spielplatzgestaltung und der Förderung der Biodiversität wurde mit der Retention bei Starkregenereignissen auch eine Maßnahme zur Klimafolgenanpassung geleistet.

Das Gebäude entspricht dem „Nullenergiegebäude“-Standard (nearly zero emission EU standard) und erreicht auf dem Kommunalgebäudeausweis den drittbesten Wert aller kommunalen Bauten in Vorarlberg. 2021 wurde es mit dem österreichischen Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Beteiligte

  • Bauherrschaft: Marktgemeinde Frastanz
  • Architektur: Pedevilla Architects
  • Bauphysik: Spektrum Bauphysik und Bauökologie GmbH
  • Haustechnik: Planungsteam E-Plus GmbH
  • Elektroplanung: elektrodesign Fröhle René
  • Projektsteuerung: gbd ZT GmbH
  • Örtliche Bauaufsicht: Albrecht Baumanagement GmbH
  • Gebäudedeklaration durch: pulswerk GmbH
Veröffentlicht am 11.03.2022