klimaaktiv Objekt des Monats 10/2021: Mehrfamilienhaus Wolfurt, Vorarlberg

In der Wolfurter Lerchenstraße errichtete die Wohnbauselbsthilfe in enger Abstimmung mit der Rhomberg Bau GmbH und der Gemeinde Wolfurt zwei Mehrfamilienhäuser. Eines wurde in Massivbauweise ausgeführt, das andere in Holzbauweise. Beide Gebäude erreichen klimaaktiv GOLD Standard.

Die Wohnanlage zählt zu einer Reihe moderner Holzbauprojekte, die Rhomberg Bau gemeinsam mit der Wohnbauselbsthilfe seit Ende 2016 in ganz Vorarlberg realisiert hat. Der Fokus liegt bei allen Gebäuden auf Holz als funktionales und gestaltendes Element. In Wolfurt wurde einer der zwei Gebäudekörper in Massivbauweise errichtet, der andere in Holzbauweise. Eigentumswohnungen finden darin ebenso Platz wie Miet-Kauf- und Mietwohnungen. Insgesamt enthalten die beiden Gebäude 33 Wohneinheiten mit zwei, drei und vier Zimmern zwischen 50 und 94 m2.

Eine Tiefgarage, Abstellräume, Technik- und Trockenräume sowie ein Gemeinschaftsraum gehören zur Allgemeinausstattung. Die Außenanlage wurde vom Landschaftsplaner LandRise konzipiert und umfasst großzügige Begegnungsflächen, die mit den Nachbargrundstücken zusammenfließen, generationenübergreifende Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten und Hochbeete.

Studie und Monitoring

Im Rahmen einer Studie, die vom Energieinstitut Vorarlberg begleitet wird, soll die Frage geklärt werden, welche Unterschiede es nachweislich zwischen der Errichtung eines Gebäudes aus Holz und eines aus Stein und Beton gibt. Im Praxisvergleich sollen Erkenntnisse über die unterschiedlichen Energiekonzepte für hocheffiziente, ökologische und wirtschaftlich zu betreibende Mehrfamilienhäuser gewonnen werden. Ziel ist, einen möglichst geringen Energie- und Heizkraftbedarf zu erreichen. Außerdem werden der ökologische Rucksack der Gebäude, die Lebenszykluskosten sowie ihre CO2-Bilanz berechnet. Weitere Informationen zur Studie

Beim Monitoring werden Energiebedarf und Luftqualität laufend kontrolliert. Zudem werden auch CO2-, Feuchtehaushalt und Temperatursituation berücksichtigt. So können die Wohnungen hinsichtlich Behaglichkeit und Raumluftqualität weiter optimiert werden.

„Bei dem Projekt am Lerchenweg haben wir das Studiendesign möglichst umfassend gestaltet, um den größtmöglichen Erkenntnisgewinn und damit Nutzen für die Bewohner:innen zu erzielen.“, so Martin Ploss vom Energieinstitut Vorarlberg.

Mobilität und Barrierefreiheit

Umweltfreundliche Mobilität wird durch attraktive Radabstellanlagen im Erdgeschoß sowie im Eingangsbereich der Gebäude unterstützt. Ein zusätzlicher Fahrrad- und Kinderwagenraum ist im Kellergeschoß untergebracht. In den Garagen gibt es Ladeinfrastruktur für E-Autos. Die Bushaltestelle des Öffentlichen Nahverkehrs befindet sich in fußläufiger Distanz an der Lerchenstraße.

Die Wohnanlage wird gemäß den Wohnbauförderungsrichtlinien 2018/2019 des Landes Vorarlberg für integrativen Wohnbau ausgeführt und ist barrierefrei.

Bauart, Wärmedämmung und Fassade

Die Pluspunkte der Massivbauweise sind bekannt: Stabilität, Langlebigkeit, Wertbeständigkeit, guter Schallschutz und herausragender Temperaturausgleich. Die Holzbauweise punktet darüber hinaus mit einem positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen und eröffnet konstruktiv und architektonisch eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten. Zudem erfüllt der Baustoff sämtliche Normen des Schall-, Feuchte und Brandschutzes.

Die Errichtung der Wohngeschoße erfolgte teilweise in Holz, Stahlbeton und Ziegelmauerwerk. Geschossdecken wurden in Stahlbeton bzw. Massivholz gebaut. Die Außenwände wurden teilweise als Holzrahmenelemente, als Ziegelmauerwerk bzw. in Stahlbeton ausgeführt. Die Außenfassade des Haus A wird mit einer Holzschalung und jene des Haus B mit einer verputzten Vollwärmeschutzfassade ausgeführt.

Architekt Claus Schnetzer: „Das Projekt war Wegbereiter für zukünftige ökologische, nachhaltige Wohnbauten in Holzbauweise. Es wird dazu beitragen, die Qualität leistbaren Wohnraums in Vorarlberg zu sichern und sogar zu verbessern.“

Warmwasserbereitstellung mit Erneuerbarer Energie

Auf dem Flachdach von Haus A (Holzbau) erzeugt eine Photovoltaikanlage Strom, der vor Ort selbst verbraucht wird. Überschüsse werden in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Zur Warmwasserbereitstellung kommt in Haus A (Holzbau) eine Grundwasserwärmepumpe in Kombination mit der Photovoltaikanlage zum Einsatz. Haus B (Massivbau) nutzt ebenfalls eine Grundwasserwärmepumpe, diese wird jedoch mit einer Solaranlage kombiniert.

Die Beheizung der Räume erfolgt mittels Niedertemperatur-Fußbodenheizung. Die Heizanlage wird automatisch über einen Außentemperaturfühler gesteuert. Die spezifischen Energiekennwerte am Gebäudestandort, entsprechen überwiegend der Effizienzklasse A++ (Energieausweis Stand 2018).

Alle Wohnungsräume sind mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Lüftungsregelung für jede Wohneinheit erfolgt individuell über das im Wohnraum situierte Steuergerät.

Neben den baulichen Qualitäten ist die Durchmischung von je ein Drittel Eigentum, Miete und Mietkaufwohnungen herauszuheben. Dieses von der Wohnbauselbsthilfe bereits mehrfach umgesetzte Modell hat sich im Sinne des sozialen Zusammenlebens als „Best Practice“ Methode bewährt.

Jürgen Loacker - Leiter Technik und Projektleitung bei der Wohnbauselbsthilfe: „Wir freuen uns über diese Auszeichnung und die hohe ökologische Qualität, welche wir unseren Mieter:innen und Mietkäufer:innen im Rahmen der Vorarlberger Wohnbauförderung zu leistbaren Mietpreisen zur Verfügung stellen können. Die in der Projektentwicklung angewandte Lebenszykluskosten Betrachtung, ist der Schlüsselfaktor dazu. Das Ziel, bezahlbare Errichtungskosten mit leistbaren Betriebs- und Instandhaltungskosten in Einklang zu bringen, ist uns bei diesem Projekt im Einklang mit sehr guter und zeitgemäßer Architektur gelungen.“

Beteiligte:

  • Bauträger und Bauherr: Wohnbauselbsthilfe Vlbg.reg.gem.Gen.m.b.H.
  • Architektur: Schnetzer Kreuzer - Architektur und Projektabwicklung GmbH & Co KG
  • Generalunternehmer: Rhomberg Bau GmbH
  • Bauphysik: Dipl.Ing. Bernhard Weithas GmbH
  • Haustechnik: E-PLUS
  • Landschaftsplanung: LandRise
  • Plausibilitätsprüfung: Energieinstitut Vorarlberg
Veröffentlicht am 04.10.2021