Objekt des Monats 12/2017: Passivhaus Eisenstraße

Das Einfamilienhaus „Passivhaus Eisenstraße“ in St. Anton an der Jeßnitz in Niederösterreich wurde in Holzständerbauweise ausgeführt. Mit 925 Punkten erreicht es klimaaktiv GOLD Standard.

Das Passivhaus Eisenstraße wurde auf einem 2.300 Quadratmeter großen Grundstück im Interkommunalen Betriebsgebiet und Dienstleistungszentrum Neubruck errichtet. Es entstand in Zusammenarbeit von Holzbaumeister Adi Strigl aus Lunz am See und Haustechnikexperte Ing. Robert Zellhofer aus St. Anton an der Jeßnitz.

Das Gebäude zeichnet sich durch zeitgemäße Architektur und Ausstattung aus – es nimmt Bezug auf regionstypische Bauformen entlang der Eisenstraße: Satteldach, viel Licht spendende Fenster, klare, schlichte Linien. In dieser Hülle verbirgt sich ein zeitgemäßer Kubusbau mit einer barrierefreien Zugangsrampe, verschiebbarem Sonnenschutz, einem großzügigen Terrassenbereich und einer Wohnfläche von rund 150 Quadratmetern. Überspannt sind die beiden Quader mit einem beeindruckenden Stahlrahmen, der die Brücke zum Standort Neubruck und zur Region schlägt: Hier betrieb Hammerherr Andreas Töpper im 19. Jahrhundert das größte Walzblechwerk der Donaumonarchie, ein Vorzeigeunternehmen in der Gegend rund um den Erzberg mit seinen zum Teil heute noch aktiven Hämmern und Schmieden.

Das Plusenergiehaus deckt mit der 3,5kWp Photovoltaikanlage mehr als den eigenen Strombedarf.

Die diffusionsoffene Bauweise und die CO2-geregelte Komfortlüftung sorgen für gesundes Raumklima und Wohlbefinden.

Das Gebäude weist eine Energiekennzahl von 9,2 kWh/m²a nach der nationalen Berechnungsmethode OIB auf. Die nötige Restwärme wird durch ein Kompaktgerät bereitgestellt. Eine Soleleitung (200 m) sorgt für die Vorwärmung der Frischluft sowie die passive Kühlung in den Sommermonaten. Der Energiebedarf für Warmwasser, Heizung und Lüftung liegt im Bereich von 1.800 kWh in elektrischer Form – sprich insgesamt bei rund 330 Euro pro Jahr.

Es wurden fast ausschließlich ökologische Baustoffe verwendet. Bildlich gesprochen ist es "atmungsaktiv wie eine Goretexjacke" und mit "zwei Föns zu beheizen", so die Mostviertler Passivhaus-Experten. Der Clou: Die thermische Hülle beginnt erst bei der Holzbetonplatte. Der Keller wurde als frostfreie und wasserdichte Variante ausgeführt, die kostengünstig ist und sich ein Vorbild an früher üblichen "Erdkellern" nimmt.

Das Passivhaus Eisenstraße in Neubruck dient auch als Anlaufstelle und Anschauungsobjekt, das seit seiner Fertigstellung 2015 besichtigt werden kann.

„Für uns war es immer ein maßgebliches Ziel, den Energiebedarf unseres Hauses von der Errichtung über den Betrieb bis hin zur Entsorgung so gering als möglich zu halten und dabei mit ökologisch hochwertigen Materialien zu bauen und trotzdem ein leistbares Haus hinzustellen“, so Holzbau- und Zimmermeister Adi Strigl.

Holzbau Strigl und Eco concept sind seit 2017 Programmpartner von klimaaktiv Bauen und Sanieren. Auf Initiative von Andreas Kirchleitner, Absolvent des Studiengangs Öko-Energietechnik an der FH OÖ Campus Wels, nahmen die beteiligten Firmen gemeinsam an einer klimaaktiv Tagung in Wels teil. Nach einer ausführlichen Erstberatung begleiteten Herbert Leindecker und Armin Weberberger die klimaaktiv Deklaration.

Passivhaus Eisenstraße, Neubruck 1, 3283 Sankt Anton an der Jeßnitz

Bauherrschaft: Holzbau Strigl GmbH (Adolf Strigl)
Architektur: EcoConcept (Andreas Kirchleitner)
Haustechnik: MHT-Plan GmbH

Plausibilitätsprüfung: Herbert Leindecker (FH Wels)

Veröffentlicht am 06.12.2017