Die vier Baukörper beinhalten 92 Ein-, Zwei-, Drei- und Vier-Zimmerwohnungen und befinden sich auf dem Gelände der ehemaligen Hummelkaserne und damit im Stadtentwicklungsgebiet Reininghausgründe. Das Areal wird weitgehend verkehrsfrei gehalten, ein Straßenbahnanschluss an der Nordostseite ist in den kommenden Jahren geplant.
Die Siedlung besitzt eine „öffentliche Mitte“, wo sich auch überdeckte Fahrradabstellplätze befinden. Ein hierarchisch strukturiertes Wegenetz von bekiesten Haupt- und Nachbarschaftswegen durchzieht das Grundstück. Dazwischen sind den Erdgeschosswohnungen zugeordnete Eigengärten, Gemeinschaftsgärten und allgemeine Grünflächen angeordnet, für die ein hochwertiges Bepflanzungskonzept entwickelt wurde. Zusätzlich zum Kinderspielplatz gibt es Spielflächen für Kleinkinder.
Die Einheiten sind über eine gemeinsame Tiefgarage mit 92 Stellplätzen verbunden. Fünf kleine, mit Efeu bepflanzte Atrien belichten und belüften die Garage von oben. Eine Ladestelle für Elektroautos wurde vorbereitet und kann bei Bedarf jederzeit aktiviert werden. Im Erdgeschoß befinden sich Wohnungen für Rollstuhlfahrer sowie Kinderwagen- und Fahrradräume und – jeweils in einem der Häuser – ein Gemeinschaftsraum und eine Werkstatt für Fahrräder. Allen Wohnungen ist ein Garten oder ein großzügiger westseitiger Balkon zugeordnet, außenliegende Jalousien schützen vor sommerlicher Überhitzung.
Heizung- und Warmwasserversorgung erfolgen durch Nahwärmeanschluss der Fernwärme. Zusätzlich runden eine PV-Anlage auf dem Dach sowie E-Tankstellen für PKW und Fahrräder das nachhaltige Gesamtkonzept ab.
Konstruktiv bestehen die Baukörper aus einem betonierten Lift- und Stiegenhauskern, Wand- und Deckenkonstruktion wurden aus vorgefertigten Brettsperrholzelementen errichtet. Baubuche kam in Form von Unterzügen zum Einsatz, die aufgrund der Eigenschaften des Laubholzes um ein Drittel niedriger als Weichholz dimensioniert werden konnten. Nach der geltenden OIB-Richtlinie ist es möglich, bis zu sechs Geschoße in Holzbauweise zu errichten (Gebäudeklasse 5), wobei die steirische Bauordnung insofern eine Besonderheit aufweist, als die geforderte Brandwiderstandsklasse nicht REI 90, sondern lediglich REI 60 beträgt. Damit wurde nicht nur die Möglichkeit geschaffen, Holz als ökologischen, ressourcenschonenden, heimischen Baustoff zu verwenden, sondern auch die Errichtungszeit zu minimieren. Die Häuser wurden mineralisch gedämmt und mit geschossweise hinterlüfteten, geschlossenen Fassaden aus vertikalen Lärchenholzbrettern versehen.
Hochwertige Holz-Alu-Fenster mit Dreischeibenverglasung bieten sowohl hervorragenden Schall- als auch Wärmeschutz. Die Häuser wurden mit automatischen Komfortlüftungsanlagen ausgestattet. Die Lüftungsgeräte befinden sich auf den Hausdächern, am Dach von Haus 3 ist zusätzlich eine Photovoltaikanlage installiert. Alle Dachflächen wurden extensiv begrünt.
„Wir hatten die Ambition, Wohnräume mit hohem architektonischem Anspruch, nach ethischen Grundsätzen zu errichten und diese mit den Mitteln der Wohnbauförderung umzusetzen. Auch der Faktor Nachhaltigkeit nahm dabei eine wesentliche Rolle ein," so Arch. DI Simon Speigner (sps-architekten).
ENW Hummelkaserne, Theodor-Körner-Straße 120, 8010 Graz
Bauträger: ENW-Gemeinn. Wohnungsges.mbH
Architekt: sps-architekten
Plausibilitätsprüfung: Heidrun Stückler (Energieagentur Steiermark)