Das Plus-Energie-Bürohochhaus der TU Wien ist das weltweit erste Bürohochhaus mit dem Anspruch, mehr Energie ins Stromnetz zu speisen, als für Gebäudebetrieb UND Nutzung benötigt wird. In zweijähriger Arbeit wurde das ehemalige Chemie-Hochhaus der TU Wien vollständig saniert und erreicht den klimaaktiv Gold Standard. Die Generalplanung des 11-stöckigen Gebäudes übernahm die ARGE der Architekten Hiesmayr - Gallister - Kratochwil. Der gesamte Planungs-, Bau- und Inbetriebnahmeprozess wurde durch das Forschungsteam der TU Wien und die Bauphysikplaner von Schöberl & Pöll GmbH wissenschaftlich begleitet.
Österreichs größte fassadenintegrierte PV-Anlage sowie Abwärme liefern die wenige benötigte Energie
Zur Energieerzeugung wurde die größte gebäudeintegrierte Fotovoltaik Anlage Österreichs installiert. Die Anlage auf dem Dach und in der Fassade hat eine Gesamtleistung von 328,4 kWp (Dach: 97,8 kWp; Fassade: 230,6 kWp). Die Abwärme aus dem Serverraum reicht aus, um über die Bauteilaktivierung des Gebäudes einen Großteil des Heizenergiebedarfs zu decken. Auch bei der Aufzugsanlage wird Energie rückgewonnen.
Effizienter Energieeinsatz bis hin zur Kaffeemaschine
Kernpunkt für die Erreichung des Plus-Energie-Standards war die extreme Reduktion des Energieverbrauchs aller Bereiche und Komponenten im Gebäude, von Wärme über Kälte bis hin zu EDV-Arbeitsplatzgeräten und elektrischen Kleinkomponenten. Im Projekt wurden über 9.300 Komponenten aus 280 Kategorien aufgelistet, optimiert und vom Forschungsteam freigegeben. Die Basis bilden eine verbesserte Passivhaushülle und Passivhaus-Lüftungsanlage. Elemente der hochenergieeffizienten Haustechnik sind eine Bauteilaktivierung (aktivierter Estrich zum Heizen und Kühlen), eine Kältemaschine mit SEER > 9 und eine Lüftungsanlage und Kanalnetz mit minimalen Druckverlusten, ohne Heiz- und Kühlregister, mit bedarfsgerechter Lüftung. Zur automatisierten Nachtlüftung und Kühlenergieeinsparung wird eine Kernlüftung eingesetzt. Auch die Verlegung der Simulationsleistung vom Arbeitsplatz in den Serverraum dient unter anderem der effizienteren Kühlung. Zur Vermeidung von Be- und Entfeuchtung werden Doppelrotoren in Serie zur Feuchterückgewinnung eingesetzt. Alle Verteilleitungen wurden massiv gedämmt (Heizung 6/3, Kühlung 3/3).
Das optimierte Beleuchtungskonzept punktet durch LED-Deckenleuchten mit 110 lm/W und einem 24 V Netz zur Energieeffizienzsteigerung und Netzteilzentralisierung.
Bei den Neuanschaffungen wurden energieeffiziente Bürogeräte, Teeküchengeräte und Serverlösungen umgesetzt. Zusätzlich gibt es ein stufenweises Austauschkonzept für die bestehenden Geräte der einziehenden Institute.
Arbeitsplatz mit neuen Qualitäten
Rund 800 MitarbeiterInnen der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften haben im Sommer 2014 die neuen Büros bezogen. Das Haus passt sich äußeren Bedingungen automatisch an, soll aber den Menschen nicht bevormunden. Individuelle Steuerung von Temperatur, Beleuchtung und Jalousien sowie das Öffnen von Fenstern sind weiterhin möglich.
Forschungsprojekt und Monitoring
Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt gelten für die TU Wien als Standard für kommende Projekte und Bauvorhaben und werden teilweise bereits jetzt an allen TU-Standorten angewandt, z.B. durch effizientere Computer, Nachtabschaltung technischer Geräte wie z.B. bestehenden Telefone usw. In den kommenden Jahren werden die berechneten mit den tatsächlichen Energieverbräuchen verglichen, um den Betrieb des Gebäudes zu optimieren. Gleiches gilt natürlich auch für die Energieerzeugung am Gebäude.
Nähere Infos zum Gebäude finden Sie in der klimaaktiv Gebäudedatenbank: www.klimaaktiv-gebaut.at.