Von der WHO wurde im Rahmen des Paneuropäischen Programms für Verkehr, Gesundheit und Umwelt (THE PEP) ein Modell zur Reduzierung der Gesundheitskosten durch Radfahren und zu Fuß gehen entwickelt. Auf der Website: https://www.heatwalkingcycling.org/ können interessierte Nutzer und Nutzerinnen das freizugängliche Berechnungstool „Health Economic Assessment Tool (HEAT) for walking and cycling“ verwenden, um den wirtschaftlichen Mehrwert aktiver Mobilität zu berechnen. Mit dem Kalkulator können beispielsweise Abschätzungen des volkswirtschaftlichen Nutzens (je Radfahrer und Radfahrerin; je Radfahrt; und gesamter jährlicher Nutzen) basierend auf einer reduzierten Sterblichkeit durch eine Steigerung des Radverkehrsanteils erfolgen.
Die Ergebnisse der Kalkulation stellen einen bedeutenden Beitrag für Kosten-Nutzen-Analysen sowohl im Vorfeld der Errichtung und Erweiterung neuer Verkehrsinfrastrukturen (wie z.B. Radwege, Fahrradabstellplätze, etc.), als auch für die Abschätzung volkswirtschaftlicher Effekte der bestehenden Infrastruktur dar. Eine weitere wichtige Entscheidungsgrundlage bei Investitionen ist die Berechnung des "Return on Investments" (des Gesundheitsnutzens durch die zusätzlichen Radfahrerinnen und Radfahrer auf dem Radweg). Durch das HEAT- Tool werden daher wichtige faktenbasierte Argumentationsgrundlagen geschaffen, um den Ausbau der Radfahrinfrastruktur weiter voranzutreiben. Denn gerade in Zeiten von Corona sind weitere umwelt- und gesundheitsförderliche Infrastrukturmaßnahmen, die einen wirtschaftlichen Mehrwert schaffen, besonders sinnvoll.
Hintergrund
Der Kalkulator basiert auf Daten zum sogenannten "Relativen Risiko" (relative risk) der Copenhagen Center for Prospective Population Studien. Das Ergebnis dieser Langzeitstudie ist, dass das Risiko für eine Todesursache im Alter von 20-60 Jahren bei Radfahrerinnen und Radfahrer um 28% geringer ist als bei Nicht-Radfahrerinnen und Nicht-Radfahrern. Die Studie berücksichtigt sowohl die üblichen sozioökonomischen Variablen (Alter, Geschlecht, Raucher, etc.) als auch die sportliche Bewegung in der Freizeit. Somit wird der mögliche Ersatz von sportlicher Bewegung in der Freizeit durch Alltagsradfahrerinnen und –radfahrern berücksichtigt.
Die von der Anwenderin oder dem Anwender eingegebenen Daten werden vom Kalkulator dazu verwendet, den Gesamtwert für eine Reduktion der volkswirtschaftlichen Kosten basierend auf der Reduktion aller Todesursachen unter diesen Radfahrerinnen und Radfahrern zu berechnen. Diese Einschätzung basiert sowohl auf einer reduzierten Sterblichkeit über alle Todesursachen, als auch auf Einsparungen infolge jedes mit dem Rad zurückgelegten Kilometers oder je zurückgelegten Weg. Das HEAT-Tool wird regelmäßig von der WHO gewartet und mit Updates versehen.
Ergebnisse für Österreich
Der Radverkehrsanteil in Österreich lag in Österreich 2010 bei rund 7%. Die durchschnittliche Fahrlänge betrug 2km. Alleine durch diese kurze Distanz lag laut WHO-Berechnungstool der Gesundheitsnutzen in Österreich im Jahr 2010 durch Radfahrerinnen und Radfahrern bei 725 Millionen Euro. Mit dem Ziel den Radverkehrsanteil bis 2025 auf 13% zu erhöhen, erhöht sich der Gesundheitsnutzen durch Radfahren auf 1,4 Mrd. Euro[1].
[1] https://www.klimaaktiv.at/mobilitaet/radfahren/masterplan_RF_2025.html