Objekt des Monats 01/2015: VS Mariagrün (Passivhaus) Graz

Ende September 2014 wurde die neu gebaute Volksschule Mariagrün feierlich eröffnet. Die VS ist in Graz die erste, die dem Passivhaus-Standard entspricht. Das Gebäude erreicht mit 921 Punkten den klimaaktiv Gold Standard.

Bedürfnisse weckten das Projekt zum Leben

Die kleine Schule führt je 2 Klassen pro Jahrgangsstufe, was seit einigen Jahren mengenmäßig den Bedarf der Familien aus dem Wohnumfeld deckt. In der Qualität des Gebäudes gab es jedoch Mängel. Es war im bestehenden Gebäude nicht mehr möglich einen hochwertigen Schulbetrieb zu gewährleisten. Sowohl die Klassenräume als auch das LehrerInnenzimmer sowie der Turnraum waren zu klein. Gruppenräume, Werkzimmer oder Medienraum fehlten komplett. Bewegungsmöglichkeiten im Schulgebäude oder im Freien waren nicht vorhanden. Der Um- und Ausbau der bestehenden Schule war aus raumordnungsrechtlichen Gründen und wegen den zu geringen Kapazitäten nicht möglich. Somit wurde eine Standortverlegung in das Areal der Schönbrunngasse geplant, wo sich bereits eine Kinderkrippe und ein Kindergarten befinden. Dieser Standort hatte einige Vorteile:

  • Ausreichend Platz für SchülerInnen und LehrerInnen
  • Große Grünflächen mit Spiel-, Sport- und Freizeitmöglichkeiten
  • Möglichkeit eines Schulbetriebs mit Tagesbetreuung
  • Innovative, energiesparende Bauweise (Passivhaus-Standard)

„Schule des 21.Jahrhunderts“

Im Juni 2008 fand ein erster Workshop mit VertreterInnen der Schule und der Eltern statt, in welchem grundlegende Vorstellungen für eine „Schule des 21. Jahrhunderts“ entwickelt wurden. In weiteren Workshops mit SchulpartnerInnen, Pädagogik- und BauexpertInnen als auch SchülervertreterInnen wurden diese Ideen weiterentwickelt. Danach wurde ein europaweiter ArchitektInnenwettbewerb ausgeschrieben, in den auch diese Vorüberlegungen einflossen. Das Architekturwerk   Berktold Kalb aus Dornbirn/Bregenz  gewann die Ausschreibung und baute darauf die erste Grazer Volksschule mit der Energieeffizienzklasse A++.

Erste Grazer Passivhaus-Volkschule – nachhaltige Bauweise


Die Grazer Energieagentur unterstütze das Projekt mit einer neutralen energetischen und bauphysikalischen Begleitung zur Optimierung der Bauteilqualität und der Haustechnik. Bei der Umsetzung des Holzbaus kamen drei heimische Holzarten zum Einsatz: die Konstruktion besteht aus Fichte, für die Fassade wurden Tanne und Lärche verbaut. Bei der Auswahl der Baustoffe wurde besonders bei den Innenbauteilen auf die Vermeidung von PVC- und HFKW geachtet. Das Projekt wurde vom Haus der Baubiologie in Graz begleitet. Die Volksschule wird über das benachbarte Gebäude per Fernleitung mit Wärme versorgt. Die Lüftungsanlage ist mit einer Wärmerückgewinnnung ausgestattet und erreicht so einen Gesamtwirkungsgrad von 85%. Das Warmwasser wird mittels eines Frischwassermoduls erwärmt. Die gesamte Haustechnik ist über eine intelligente Haustechnikregelung gesteuert, welche an das Energie-Monitoring-System der Stadt Graz angeschlossen ist. 

Nun steht den 8 Klassen ausreichend Platz in energieoptimierten Räumen und ein Turnsaaltrakt zur Verfügung. In den neu entwickelten Lernräumen steht je vier Schulklassen eine zentrale Lerninsel mit zugeordneten sogenannten Homebases für SchülerInnen und LehrerInnen zur Verfügung. Auf ein Konferenzzimmer wurde zu Gunsten von LehrerInnen-Arbeitsräumen verzichtet. Ess- und Freizeiträume für die Tagesbetreuung wurden im Bestandbau des Kindergartens integriert.

Nähere Infos zum Gebäude finden Sie in der klimaaktiv Gebäudedatenbank: www.klimaaktiv-gebaut.at

Veröffentlicht am 06.08.2015